Urmel fliegt ins All
dich aber
doch vorher erkundigen sollen, ob nicht in den nächsten Jahrhunderten das
Schweinebratenessen ganz besonders große Mode ist!»
«Pfweinebraten? Pf — wer ißt pfon gern Pfweinebraten!» sagte Ping
Pinguin abfällig.
«Jeder Feinschmecker — öfföff, du ahnungsloser Schnattervogel!»
«Oh», jetzt war Ping Pinguin beleidigt. «Ich bin kein
Pfnattervogel, Unverpfämtheit!»
«Streitet euch nicht — in einem so bedeutenden Moment!» bat der
Professor. Und Neschnem-Kopf Otto beruhigte Wutz. «Auf Futura wird schon lange
kein Fleisch mehr gegessen!»
Dann bat er alle, sich rasch wieder in ihre Sessel zu begeben,
denn Terra I tauchte nun in die Lufthülle des Planeten Futura ein. Nur gut, daß
sie auf ihren Polstern so festgehalten wurden, denn die Erschütterungen waren
gewaltig. Das Raumschiff rumpelte wie ein altersschwacher Omnibus auf einem
Feldweg mit tausend Schlaglöchern. Zugleich erhöhte sich die Temperatur
merklich.
«O du saftige Rübe, ich werde gekocht — öfföff.» Wutz seufzte. Und
an den Fenstern sausten Feuerfunken vorbei. Das Ungemach dauerte nur wenige
Sekunden. (Aber die können einem wie Ewigkeiten vorkommen, wenn man nicht weiß,
wie es enden wird.) Das Landen auf dem Mond war jedenfalls viel glatter
verlaufen. Das lag an der fehlenden Atmosphäre, die man auch Gas- oder
Lufthülle nennt. Sie ermöglicht uns das Atmen und Leben. Aber sie rüttelte und
schüttelte das Raumschiff auch wie ein gewaltiger Sturm. Plötzlich — es
erschien ihnen wie ein unerwartetes Wunder — standen sie still. Terra I
zitterte noch einmal kurz, die Motoren ließen ein letztes Summen hören. Dann
umgab sie vollständige Ruhe.
«Willkommen auf Futura!» sagte Neschnem-Kopf Otto. Er lächelte,
betätigte einige Schalter, brachte rote, grüne und gelbe Lämpchen an seinem
Steuerpult zum Erlöschen und ließ die Treppe ausfahren. «Ich sagte euch ja
schon, daß wir auf einer kleinen Insel gelandet sind, die unser wichtigstes
Forschungsgebiet ist.»
«Ich erinnere mich», antwortete der Professor. «Sie heißt
Leregnu.»
«Ich bewundere Ihr Gedächtnis! Sehr richtig! Oder, wie Sie sagen
würden, Insel der Forschung.»
«Werde ich jetzt fotografiert?» fragte das Urmel.
«Nein! Das Fotografieren kennen wir gar nicht mehr. Das Fernsehen
hat jede andere Art der Bildübermittlung verdrängt. Trotzdem werdet ihr auch
keine Reporter, keine Kameramänner und nichts von dem ganzen Aufgebot der
dazugehörigen Techniker sehen, wie es auf der Erde üblich ist. Unsere Kameras
arbeiten alle automatisch. Sie sind so aufgebaut, daß die Bewohner unseres
Planeten eure Ankunft miterleben können — bis ihr euer Heim betretet. Dort seid
ihr dann völlig unbeobachtet. Jetzt aber sitzen Millionen und Abermillionen
Neschnem an ihren Fernsehgeräten. Sie sehen euch plastisch und in Farbe und
sitzen dabei bequem in ihren Wohnungen, sei es nun in einer Großstadt, in einem
tausend Meter hohen Wolkenkratzer oder in einer Unterwasserstadt.»
«Farbig und plastisch?» fragte Wutz besorgt. «Aber mir ist übel,
und ich bin gewiß käsebleich? Ich würde mich so gern erst etwas schön machen!
Was für ein Gedanke, von Millionen bewundert und angestarrt zu werden, ohne es
zu merken! Öfföff — muß ich keine Autogramme geben? Ich meine, später! Und
vielleicht könnte ich vor einem Neschnem-Frauenverein einen Vortrag über das
Thema halten?»
«Vielleicht trittst du lieber als Märchentante im Fernsehen auf?»
fragte das Urmel. Professor Habakuk Tibatong und Tim Tintenklecks streckten und
reckten ihre Glieder. Dann nahm Wutz das Reisekörbchen mit des Professors
notwendigsten Kleinigkeiten ins Maul, und sie stiegen aus.
Es war wie der Auszug aus der Arche Noah. Wie Neschnem-Kopf Otto
vorhergesagt hatte, bemerkten sie kein anderes Wesen. Der Platz war menschen-
oder sagen wir lieber richtiger neschnem-leer!
Es war ein
großes Betonfeld, anscheinend ein Weltraumflughafen. Es standen noch viele
größere und kleinere Raumschiffe hier, die ähnlich aussahen wie Terra I. Sie
trugen die verschiedensten Aufschriften, zum Beispiel: «Retipuj 17», «Sunev 23»
oder «Rukrem 77». Tim Tintenklecks übersetzte das flink mit «Jupiter», «Venus»
und «Merkur».
Und
außerdem standen über den ganzen Platz Gestelle verteilt, auf denen viereckige
Kästen mit einem Glasauge montiert waren. Das waren sicher die Fernsehkameras.
Jedenfalls drehten sie ihre Objektive immer den Ankömmlingen zu,
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