Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmel fliegt ins All

Urmel fliegt ins All

Titel: Urmel fliegt ins All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
hörte Neschnem-Kopf Otto am Steuerpult ihr klägliches Quieken über die
Funkanlage. Blitzschnell gab er seine Anweisungen: «Tim Tintenklecks in den
Raumanzug! Rasch! Nimm die Leine und die Rückstoßpistole...»
    Sie schleusten Tim Tintenklecks hinaus. Er feuerte die
Rückstoßpistole ab und nahm Kurs auf die sich immer rascher entfernende Wutz.
Sie sah wie eine Riesenschildkröte aus, die in der dunklen Tiefe des Ozeans mit
gemächlichen Bewegungen dahinschwimmt. «Ach... öfföff...», quiekte sie. «Hilfe,
Hilfe! Verdammter Sauerkohl... Komm schnell, Tim, komm schnell!»
    Tim schoß wie ein Torpedo auf sie zu, glücklicherweise war die
Leine lang genug, er erreichte das hilflose Bündel, packte es, so gut er konnte
und feuerte den nächsten Schuß in die andere Richtung ab. Ihre Fahrt
verlangsamte sich, dann erreichten sie gemeinsam die Schleusenöffnung, wo
Neschnem-Kopf Otto sie an Bord hievte.
    Irgendwo weit draußen, kaum noch zu erkennen, schwebte der
Scheuerlappen als neuer Himmelskörper!
    «Das kommt davon, wenn man ungezogen ist!» quäkte das Urmel
begeistert. «Du wolltest wohl ein Stern werden, Wutz?»
    Wutz antwortete nicht. Niemand hätte sie verstanden.
    Neschnem-Kopf Otto reinigte die Scheiben, indem er außen neben den
Fenstern angebrachte Saugdüsen einschaltete. Als Wutz sah, wie der
Meteoritenstaub verschwand, als würde er weggezaubert, dachte sie erbost:
Aber — wie gesagt — für
Neschnem-Kopf Otto war es ganz unwichtig gewesen. Um das Raumschiff zu steuern,
brauchte er nicht aus dem Fenster zu schauen.
    Das letzte Stück ihrer Reise zum Mond legten sie ohne
Schwierigkeiten zurück.



Das Urmel summt
ein Lied
     
    Der Mond — die goldene Scheibe ihrer langen Nächte! Der Mond, den
sie anträumte und der die romantischsten Gefühle in ihr erweckt hatte — wie
anders erschien er Wutz jetzt! Wie oft hatte sie in ihrer Schlummertonne
gelegen und zu ihm hinaufgeschaut, ihn in Gedanken mit Elfen und Feen
bevölkert, mit wunderbaren Zauberwesen — und nun war er nichts als eine öde,
wildzackige Felsengegend...
    Auch dem Urmel fiel es auf, daß der Mond gar nicht so aussah, wie
Wutz ihn immer beschrieben hatte. Es blickte zum Fenster hinaus und plärrte:
«Wo ist denn nun der böse Mann, der das Maikäferbein gestohlen hat, der mit dem
Reisigbündel auf dem Rücken, der immer die kleinen Kinder frißt und die
Schweinchen, mit Haut und Haaren, so daß das Blut nur so spritzt und die
Knochen knacken?»
    «Wutz...», tadelte der Professor, «was hast du denn dem Urmel da
wieder für eine Schauergeschichte erzählt?»
    Und Ping Pinguin raunte Wawa zu: «Wenn du hier in deiner Mupfel
liegen würdest, dann könntest du den Mond nicht über dich hinwegziehen lassen!»
    «Aber die Erde und die Sonne!» prahlte Wawa.
    Da schwieg Ping Pinguin. Er überlegte sich, ob das nicht
vielleicht sogar noch viel, viel schöner sei!
    Neschnem-Kopf Otto bat sie, sich wieder in die Sessel zu legen. Er
drehte Terra I um, so daß die Raketen gegen die Mondoberfläche gerichtet
wurden. Ein Feuerstrahl wirbelte Staub auf, dann landeten sie weich und sicher.
    Alle legten ihre Raumanzüge an. Neschnem-Kopf Otto gab ihnen über
Funk die nötigen Anweisungen zum Aussteigen durch die Schleuse.
    Professor Habakuk Tibatong hatte den Vortritt. War er auch nicht
der erste Mensch, der den Himmelskörper betrat, so war es gleichwohl ein großer
Augenblick für ihn!
    Der Boden war mit kleinen Schottersteinen bedeckt, und darüber
wölbte sich ein Himmel wie aus schwarzer Seide. Über der einen Seite des
Mondhorizontes stand eine blendende Scheibe: die Sonne. Und ihr gegenüber hing
tief über dem Rand eine andere, bläulich grüne Kugel, mit rötlichen und
leuchtend weißen Flecken: die Erde.
    Die Oberfläche des Mondes war übersät mit Felsbrocken, und nicht
weit entfernt vom Raumschiff reckten sich zackige Felsen, die Ränder eines
Mondkraters. Wenn sie in seinen Schatten traten, sahen sie über sich Millionen
und Abermillionen Sterne funkeln, kalt und klar, wie in eisiger Polarnacht.
Professor Habakuk Tibatong flüsterte: «Überwältigend — einfach überwältigend!»
Sie hörten es alle durch die Funksprechanlagen in den Helmen. «Was is’n hier so
überwältigend, Professor?» quäkte das Urmel. «Nichts als Staub und Steine und
Staub und Steine!»
    Die anderen Tiere teilten seine Meinung. Und das Laufen machte
ihnen Schwierigkeiten. Der Mond ist ja viel kleiner als die

Weitere Kostenlose Bücher