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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Erdmama fing etwas übertrieben zu weinen an, ihr schwerer Leib wogte
hin und her.
    »Hör auf! Ich werde seekrank!«
brummte der Meergreis.
    Die Erdmama rief unter Tränen: »Der Magmakoch soll kommen,
rasch, rasch!« Und ihr Befehl wurde flink von einem zum anderen weitergegeben.
Blitzschnell kam der Gerufene herbei. Er war ein kleines, aber kräftiges und
feuerrotes Männchen, dessen Backen glühten und vom vielen Pusten ganz
aufgeblasen wirkten. Die Erdmama schrie ihn an: »Bring alle Magmaöfen auf
Hochglut! Mein kleiner Gluto braucht Lava, er soll soviel haben, wie er will.«
    »Ich finde, er hat in diesem Jahrhundert schon mehr als genug
Taschengeld bekommen«, wandte der Meergreis ein. Aber er hatte nicht viel zu
sagen, die Erdmama wedelte wieder unter seiner Nase herum und meinte, er möge
doch endlich still sein. Und dann rief sie: »Wenn man meinen kleinen Gluto
geärgert hat, dann soll er auch Rache nehmen dürfen!«
    Ich wunderte mich, wie blind Mutterliebe macht, und nahm mir
vor, etwas strenger mit dem Urmel zu werden. Ungerecht fand ich die Erdmama
auch, andererseits hatten Begriffe wie Leben und Tod für sie natürlich nicht
die gleiche Bedeutung wie für uns, öfföff.
    Jedenfalls, der Magmakoch antwortete, daß er sich beeilen
wolle, obwohl die Töpfe gerade leer seien. Gluto habe wirklich in der letzten
Zeit mehr verbraucht als gewöhnlich. Und damit entfernte er sich offensichtlich
unwillig, während die Erdmama noch einen letzten Schluchzer hören ließ und
unter heftigem Naseschnauben »Mein lieber Gluto!« hervorbrachte.
    Da quäkte mein Urmel ganz ungeniert los: »Gluto ist gar nicht
lieb, nee, nee, Gluto kann sogar ganz böse sein!«
    Ich bekam einen Todesschreck. Jetzt waren wir wohl alle
verloren!
    Die Erdmama hörte sofort auf, die Nase zu schneuzen, sie sah
das Urmel verständnislos und höchst verblüfft an und fragte schließlich: »Aber
wer bist du denn?«
    Mein Urmel wurde verlegen, als es alle Augen auf sich
gerichtet wußte. Jetzt durfte ich es nicht allein lassen. Ich näherte mich dem
Himmelbettthron in geziemender Ehrfurcht und grunzte: »Ich bin Glutos Braut,
die ihn angeblich betrogen haben soll. Ich will mich rechtfertigen!«
    Solfatel und Mofettel hörten auf, sich um sich selbst zu
drehen, und standen wie erstarrt. Sie glotzten mich an. Und gleich darauf
zeterte Mofettel: »Ja, ja, das ist sie! Aber zuerst war sie kohlenschwarz, und
jetzt ist sie wieder rosa!«
    »Sehr richtig«, antwortete ich. »Ich bin wirklich rosa. Zuerst
war ich nur dreckig, ganz aus Versehen. Ich bin gar nicht gern schmutzig.«
Plötzlich fühlte ich mich sehr sicher. »Ihr Gluto, hochverehrte Erdmama, ist
aber ein richtiger Dreckspatz! Niemals findet ein solches Ungetüm eine
ordentliche Frau. — Ach, aber es ist ja kein Wunder! Auch hier müßte einmal
gründlich aufgeräumt werden, aufgeräumt und geputzt. Ich biete mich gern dazu
an. Wo ich hinsehe, erblicke ich Spinnenweben, alles ist voller Staub, die
Wände und der Fußboden, von dem Eipalast blättert außen die Schale ab, überall
klaffen Risse, wie kann man sich da nur wohl fühlen?«
    Sonderbarerweise ließ die Erdmama jetzt kein Donnerwetter auf
mich los. Sie schien nicht einmal besonders böse zu sein. Sie antwortete: »Nun
ja, aber es ist alles auch schon sehr alt, sehr alt.«
    »Ja«, rief ich ermuntert, »auch der Vorhang an eurem
Himmelbett und der Baldachin sind sehr, sehr alt und morsch. Da sollten Sie mal
meine Schlummertonne sehen, öfföff, alles pieksauber, öfföff, die Matratze
frisch gereinigt und der Vorhang gewaschen, bis auf ein Loch, das mir Ihr Gluto
mit seinen Wurfgeschossen hineingebrannt hat!«
    »Hat er?« fragte die Erdmama und schien recht erfreut darüber
zu sein. »Du bist wohl ein rechter Putzteufel?« sagte sie zu mir und dann: »Es
ist vielleicht sehr gut, wenn dich Gluto nicht heiratet, ihr paßt vielleicht
gar nicht zusammen. Trotzdem kriegst du natürlich deine Strafe!«
    »Strafe? Für was denn?« quiekte das Urmel. »Wutz hat keine
Strafe verdient, Wutz ist ganz unschuldig!«
    Schon vorhin hatte die Erdmama das Urmel so erstaunt
angesehen. Jetzt aber kriegte sie einen leuchtenden Ausdruck in die Augen. Und
sie rief: »Ja, ist das denn die Möglichkeit! Sieh mal, Meergreis... oder irre ich
mich? Das ist ein Urmel, ein echtes Urmel! Das finde ich aber schön! Ich
dachte, sie wären vor Jahrmillionen ausgestorben, und habe das sehr bedauert.«
    »Ich bin nicht ausgestorben, sondern eingeeit

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