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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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den hängenden Schusch am Schnabel, wie schlachtreif, und dann
rutschte es auch von der Fassade. Und wenn sie nicht beide Flügel gehabt
hätten, Urmel und Schusch, wären sie sehr unsanft auf den Rasen gestürzt. So
aber hoben sie sich nach einigen Purzelbäumen in die Luft. Es war fast eine
Zirkusnummer. Und dann erreichten sie auch das rettende Dach wieder.
    König
Futsch riß das Fenster, das er eben erst mit soviel Mühe geschlossen hatte,
wieder auf und rief hinaus: »Urmel, deine Milch, deine Bananen!«
    »Ich
verzichte«, fauchte das Urmel erbost. »Denn du wolltest mich fangen. Ein feiner
Freund bist du!«
    Nun,
König Futsch war natürlich ein feiner Freund, ein feiner Freund des Professors
vor allem. Und daher zogen er und Naftaline sich schnell ihre Kleider an, sie
weckten Sami, den treuen kleinen Diener, aus seinem tiefsten Schlummer. Und
sehr schnell hatten sie einen Schlachtplan entwickelt. Nicht einen Plan, das
Urmel zu schlachten, sondern, wie sie vorgehen wollten. Der König wollte im
Hubschrauber unverzüglich nach Titiwu fliegen, um dem Professor zu berichten,
daß sich das Urmel hier befand und was es vorhatte. Und um mit ihm zu beraten,
wie man es vor Schaden bewahren könne. Auch wollte der König ein Funkgerät, ein
Transistorradio und ein mit Batterien zu betreibendes Fernsehgerät mitnehmen.
Sami verlud alles im Hubschrauber, während das Urmel vom Dach
herunterschimpfte: »Ihr seid wirklich alle ekelhafte Petzer!«
    König
Futsch vereinbarte mit Naftaline und Sami, daß sie im Schloß bleiben sollten,
um zu versuchen, das Urmel mit Milch und Bananen ins Haus zu locken. Mittels
Funk wollte der König ständige Verbindung mit ihnen halten. Und natürlich
sollte Naftaline dem Urmel helfen, falls es in der Stadt in eine bedenkliche
Lage geriet. Ach, vielleicht gelang es Naftalines zärtlicher Überredungskunst
sogar, es von seinem närrischen Vorhaben abzubringen.
    So
schwirrte also der König im Hubschrauber schon bald ab. Die Strecke kannte er
langsam fast so gut wie seine Westentasche. Und seine reizende Frau Naftaline,
geborene Knallerich, stand im Laternenlicht auf dem Rasen, eine halb
aufgeschälte Banane in der Hand und lockte: »Urmel, Urmele, komm, komm!« Und
Sami hatte alle Fenster im Schloß sehr weit aufgerissen — infolgedessen
herrschte überall Durchzug — , und dann kroch er auf allen vieren über den
Dachfirst, ein Schüsselchen mit Milch vor sich hinschiebend, und säuselte
ebenfalls: »Urmel, Urmelchen, komm, komm! Na, komm schon!«
    »Ich
bin doch keine Miezekatze! Und ein entflogener Kanarienvogel bin ich erst recht
nicht!« rief das Urmel empört. Es flüsterte Schusch zu: »Los, ich weiß schon,
wohin wir fliegen! Nie, nie, nie gehe ich nach Titiwu zurück, ehe nicht die
ganze Welt weiß, daß ich genauso wirklich bin wie Menschen, Hunde, Katzen und
Vögel. Und bis alle Professors der Erde meinen lieben Professor Habakuk
Tibatong demütig um Verzeihung gebeten haben, weil sie ihm nicht glaubten!«
    Da
wurde es Schusch für einen Augenblick ganz feierlich ums Herz. Er reckte den
Schnabel gen Himmel, klapperte wie ein Storch und rief gleichfalls: Ȁch
schwöre, äch schwöre!«
    »Na,
komm doch! Süße Milch!« lockte Sami schon gefährlich nahe.
    Auf
und davon flogen die beiden. Das Urmel verschwendete nicht einmal einen Blick
an Naftalines abgehäutete Banane. Da blieb ihr nichts anderes übrig, als sie
sich selbst in den Mund zu stecken. Sie zerdrückte die weiche Frucht mit recht
nachdenklichem, besorgtem Gesichtsausdruck.

Fünftes
Kapitel

In dem das Urmel Zwengelmann besucht, aber für einen Studentenulk
gehalten wird
     
    Zwar hatte
das Urmel die Adresse von Direktor Doktor Zwengelmanns Wohnung vergessen. Sie
lautete: Tuntukullerstraße 7. Aber es brauchte keine Anschrift. Sehr genau
kannte es nämlich den Weg über die Straßen und Giebel von Pumpolon, über die
verwinkelten Gassen. Es orientierte sich an Plätzen, Bäumen, Schornsteinen und
Fernsehantennen. Und Schusch flog einfach hinterher.
    Und
da man in der Luft viel schneller vorankommt als im dichten Straßenverkehr,
landeten die beiden bald auf dem Küchenbalkon von Zwengelmann. Der Balkon war
so klein, daß Schusch auf ihm keinen Platz mehr fand, nachdem das Urmel sich
zwischen Tür und Geländer gequetscht hatte. Er postierte sich auf der Brüstung.
»Was nun?« fragte er. »Äch bän müde, und här gefällt es mär nächt!«
    »Ich
werde mit Zwengelmann ein ernstes Wort reden«, sagte das

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