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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Ein großes Rätsel
und ein sehr erhabenes!«
    »Vielleicht
kann ich es dir lösen helfen«, meinte das Urmel.
    »Du?«
Wawa sah es recht herablassend an. Und dann fragte er, als lohnte es gar nicht
die Mühe, sich mit dem Urmel ernsthaft zu unterhalten: »Worüber habt ihr gerade
geplaudert?«
    »Darüber,
daß wir jetzt alle ins Bett gehen wollen«, sagte das Urmel. Es blinzelte
Schusch verschwörerisch zu, mit dem rechten Auge, und es blinzelte Ping Pinguin
zu, mit dem linken Auge. »Ab in die Muschel, Wawa!«
    »Jawohl,
ab in die Mupfel«, echote Ping Pinguin. Sprach’s, schlüpfte in sein helles,
flaches Haus und klappte den Deckel über sich zu: Was heute noch geschah, das
sollte ihn nichts angehen. Und trotzdem lüftete er sein Schalendach noch einmal
einen Spaltbreit und rief dem Urmel und Schusch »Auf Wiedersehen!« zu.
    »Warum
sagst du auf Wiedersehen?« wunderte sich Wawa. »Ich sage: Gute Nacht.«

    Drittes
Kapitel

In dem Wutz das Fehlen ihres Lieblings bemerkt und Ping Pinguin
standhaft schweigt
     
    Schusch und
das Urmel wanderten hangaufwärts. Unterwegs wisperten sie miteinander: zwei Verschwörer.
Wenn es ganz dunkel war, wenn auf Titiwu alles schlief, dann wollten sie sich
heimlich treffen und ebenso heimlich davonfliegen, in die große, weite Welt.
    Es
wurde eine sehr stille Nacht, eine sehr finstere Nacht. Der Mond war noch nicht
aufgegangen, da schnaufte und schnarchte es bereits dumpf in der Schlummertonne
von Wutz.
    Darauf
hatte das Urmel nur gewartet. Es schlich sich aus dem Urmel-Zimmer, wo es
scheinheilig auf der Matratze gelegen hatte. Es stieß einen leisen Mäusepfiff
aus: Schusch pfiff genauso leise zurück, und kurz darauf erhoben sich beide in
die Luft, mit raschen, entschlossenen Flügelschlägen: zwei Reisende ohne
Zahnbürste, ohne Nachthemd und ohne Gepäck.
    Niemand
bemerkte ihre Flucht. Auch Seele-Fant nicht, der auf seinem Felsenriff lag, des
weißen Seehundes Albi Schlummer bewachte und dazu summte:
     
    » Hönschön kleun, göng alleun,
    ön
dö weutö Wölt höneun ...«
     
    Urmel klein
ging Gott sei Dank nicht allein, es hatte einen Gefährten, aber weit war die
Welt schon, und der Flug war weit und sehr, sehr anstrengend. Glücklicherweise
waren die beiden aber geübte Flieger, und glücklicherweise war das Urmel den
Weg schon einmal geflogen, wenn auch in einer Kiste unter dem Hubschrauber
baumelnd. Aber es hatte damals die Augen offengehalten und vermochte sich an
Küstenlinien, an viele lichtblinkende Städte da unten zu erinnern. Und an die
Himmelsrichtung auch, wie sie durch die Sternbilder angezeigt wurde. Schusch
war früher ja schon so weit und viel in der Welt herumgekommen, daß keine Gefahr
bestand, sie könnten ihr Ziel verfehlen.
    So
flogen sie — und flogen sie — und flogen sie...
    Wutz
dachte sich am Morgen, nachdem sie wohlausgeruht aus der Schlummertonne
gekrochen war und das Urmel nicht auf seiner Matratze fand, zunächst nichts
Böses. Es mochte bei Seele-Fant sein, bei Wawa oder am Strand. Irgendwo. Erst gegen
Mittag fing sie an zu fragen: »Hat niemand das Urmel gesehen, öfföff?«

    Nach dem
Mittagessen wurde sie bedeutend unruhiger, und als die Sonne sank und alle
Farben goldener wurden, da riß sie endlich die Tür zu des Professors
Arbeitszimmer auf und rief energisch: »Professor, du mußt etwas unternehmen,
öfföff!«
    »O
mein Gott«, seufzte er, »selbst auf Titiwu findet man keinen Frieden!«
    Es
erwies sich, daß der Professor völlig hilflos war, jedenfalls nach der Ansicht
von Wutz. Er meinte, sie solle Ruhe bewahren, und gerade das konnte sie nicht.
Es tröstete sie auch nicht, als sich herausstellte, daß Schusch ebenfalls nicht
zu finden war; ja, man mußte leider feststellen, daß ihr das völlig
gleichgültig blieb. Die einzige Folgerung, die sie hieraus zog, war:
»Natürlich, Schusch hat das Urmel zu einer Dummheit angestiftet!« Eine sehr
törichte Behauptung, die Ping Pinguin leicht hätte widerlegen können, aber er
hütete sich, seinen Schnabel aufzumachen.
    Während
alle anderen immerhin Interesse, Teilnahme und Verwunderung über Urmels und
Schuschs Verschwinden zeigten, Wutz trösteten, Mutmaßungen anstellten, blieb er
als einziger so auffällig gleichgültig, daß ihm Wutz auf den Kopf zusagte: »Du
weißt etwas, Ping Pinguin. Rede, oder ich rupfe dir die Federn aus, öfföff!«
    Da
bewies Ping Pinguin sehr viel Standhaftigkeit: »Rupfe nur, foltere mich!« rief
er. »Du kannst ja Wawa fragen, der weiß, daß ich

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