Urmels toller Traum
dort vorne ständen?
Herr Mö räusperte sich knurrig,
ihm ward unwohl. Weder nahm er die kalte Pfeife aus dem Maulwinkel noch setzte
er die Schirmmütze ab. Da seufzte Wutz.
Und König Futsch gab seiner
Naftaline einen belustigten Rippenstoß, während Direktor Doktor Zwengelmann es
nicht lassen konnte, Onkel Pitsch hinter dem Altar durch einen grellen Blitz zu
erschrecken: Er machte eine Aufnahme des Brautpaares von hinten. Vermutlich für
das Naturkundemuseum in Pumpolon.
Wawa-Braut schnüffelte auf dem
Altar herum, ob es da nichts Wohlschmeckendes zum Essen gäbe, stellte jedoch
nur betrübt fest: »Die Kertschen flackern tschauberhaft.«
»Halt den Mund«, flüsterte
Urmel-König.
Und Onkel Pitsch sprach
salbungsvoll: »Nun, pitsch püh, dann wollen wir mal... Ja, eh — pfüh, verehrte
Anwesende...«
Tim Tintenklecks ließ den
letzten Orgelton verklingen, damit die Rede besser zu hören war.
Onkel Pitsch machte es kurz.
Vielleicht hatte er seinen Spickzettel vergessen? Er plapperte nur etwas
Undeutliches von guten und schlechten Tagen und unwandelbarer Treue vor sich
hin und fragte dann Seine Majestät Urmel-König: »Willst du die hier anwesende
Jungfer, pitsch, Wawa, pfüh, heiraten?«
»Ja!«, sagte Urmel-König.
»Ich bin keine Jungfer!«,
murrte Wawa.
»Halt den Mund!«, sagte Urmel-König.
Onkel Pitsch wandte sich an
Wawa: »Willst du den hier anwesenden Urmel-König heiraten?«
»Eigentlich nicht«, antwortete
Wawa.
»Du musst ›Ja‹ sagen!‹, brüllte
ihn Urmel-König an.
»Also — ja«, sagte Wawa. »Weil
die Kertschen so schön flackern und weil ich hoffe, der olle Schleier wird
wieder von meinem Kopf abgemacht und dann tschwickt es nicht mehr so, und ich
muss die Tschähne nicht mehr tscheigen, um tschu lächeln.«
»Halt den Mund!«, sagte
Urmel-König.
»Ja, sei endlich still«, ließ
sich auch Ping Pinguin vernehmen. »Wawa, du bist eine pfrecklich gepfwätzige
Braut!«
Onkel Pitsch beeilte sich, zum
Schluss zu kommen. »Herzlichen Glückwunsch!«, rief er. »Hiermit erkläre ich
euch für Mann und Frau, pfüh.«
»Ich bin aber keine Frau!«,
klagte Wawa.
»Na, also dann für, püh,
verheiratet«, sagte Onkel Pitsch. »Aber jetzt — hoffe ich — gibt es etwas,
pfüh, Köstliches zu essen!«
»Neun, örst muss Töm
Töntönklöcks noch ›Treulöch göföhrt‹ orgöln, das göhört zu jödör Hochzeut!«,
nörgelte Seele-Fant.
Aber Tim Tintenklecks orgelte
nicht mehr, er stand plötzlich neben den anderen, und auch der Traumkobold war
wieder da, gekleidet wie der prächtigste Lakai in roter Livree, er trug ein
silbernes Tablett mit Sektgläsern. Die waren aber nicht mit Schaumwein gefüllt,
sondern mit »Habakuk-Tibatongs-Original-Lachbrunnen — frisch von der Quelle«.
Damit stießen sie an und ließen
das glückliche Paar hochleben. Eine ungeheure Heiterkeit und ein unbezwingbares
Glucksen und Lachen ergriffen die ganze Gesellschaft — bis auf die Krabbe, die
nichts abbekam. Sie kauerte auf dem Felsen und funkelte böse oder auch nur
traurig mit den Stielaugen. Der Professor prostete ihr zwar in lustiger
Stimmung zu und machte ihr allerhand Zeichen, die auf Direktor Doktor
Zwengelmann höchst närrisch wirkten. Doch die Krabbe heiterte er damit nicht
auf.
Das störte aber niemanden. Alle
waren viel zu vergnügt. Sogar Herr Mö hatte Lachtränen in den Augen.
So endete die Feierlichkeit in
Jubel und Ausgelassenheit.
Ganz plötzlich, wie in einem
Film, wenn ein neuer Streifen angeklebt wird, befanden sie sich danach wieder
im Schloss.
»Jetzt habe ich Hunger«, sagte
Urmel-König. »Hofmarschallin Wutz, das Festmahl bitte!«
Da bekam die Arme eine
knallrote Birne. Sie stammelte: »Ich... öfföff... habe vergessen zu kochen!«
Zu allem Unglück öffnete sich
jetzt auch noch die Saaltür. Ein über und über behaartes, in Pelze gekleidetes
Wesen trat herein und brüllte: »Mein Freund Haferschluck Tiefergong, bin ich
hier richtig bei der besten Köchin der Welt?«
»Oh, du geschabte Rübe,
öfföff«, seufzte Wutz. »Da kommt der Eskimo-Schamane Angakorok vom Nordpol.«
»Oh ja«, rief dieser, »der bin
ich! Hatte ich nicht versprochen, um die ganze Welt zu wandern, nur um einmal
wieder deine wunderbare Suppe zu schlürfen? Nun, gewandert bin ich nicht,
sondern mit dem Kajak übers Meer gepaddelt. Und da bin ich.«
»Nur dass es nichts zu pflürfen
gibt, keine Suppe und so was«, sagte Ping Pinguin.
Wutz fühlte sich flau im Magen.
Nicht etwa vor
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