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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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aufmunternd zunickte, und da fühlte es sich seines Sieges
gewiss.
    Die Wahlversammlung fand am
späten Nachmittag am Ufer statt. Dort war plötzlich eine Rednertribüne aus
Holz, vor der mehrere Holzbänke standen. Niemand wunderte sich darüber, niemand
fragte aber auch Tim Tintenklecks, ob er etwa der flinke Zimmermann gewesen
sei, was er wahrheitsgemäß wohl verneint hätte. Genug, die Aufbauten waren da,
weil sie gebraucht wurden, und das genügte ja.
    Rechts und links vor der Rednertribüne
klebten die Plakate von Urmel und Wutz und auf den Bänken nahmen nach und nach
die Inselbewohner Platz, mit Ausnahme der beiden Redner. Dort hatte sich
Seele-Fant hochgewuchtet und legte schützend seine Flosse um Albis Schulter, da
reckte Wawa seinen Echsenkopf neugierig, da stand Schusch auf einem Bein und
klapperte unruhig mit dem Schnabel; Tim Tintenklecks stützte den Kopf auf beide
Hände, Babu schaukelte mit dem Oberkörper nach Bärenart hin und her — ja, und
das waren alle, die Krabbe war nicht eingeladen worden, sie hätte sowieso
nichts verstanden.
    Die beiden Redner hielten sich
hinter dem Podest bereit und würdigten sich keines Blickes. Sie waren sich
augenblicklich feindlich gesinnt.

    Wutz sprang als Erste hinauf.
Sie trat ans Rednerpult und legte das vorbereitete Manuskript vor sich hin.
Freundlicher Beifall empfing sie. Sie räusperte sich mehrmals heftig und begann
dann gleich zu sprechen: »Geliebte Freunde, verehrte Mitbürger, öfföff! Ihr
wisst, wie gern ich euch alle habe und immer für euch da gewesen bin, Tag und
Nacht, öfföff. Niemals wäre ich von mir aus auf den Gedanken gekommen, mich von
euch wählen zu lassen, öfföff, denn ich bin für Freiheit und Gleichheit und für
den Frieden unter uns, öff. Nun will aber das Urmel König werden. Das darf
nicht sein, denn es ist zu jung, zu unreif und noch viel zu unerfahren.
Unordnung und ein großes Durcheinander drohen uns. Deshalb sage ich euch,
verhindert das, indem ihr mir eure Stimme gebt, öfföff. Ich verspreche euch,
eine gute und milde Königin zu sein, öfföff. Aber Sauberkeit muss sein.
Deshalb: Kampf dem Schmutz — wählt Wutz, öfföff!«
    Sie hatte geendet und verbeugte
sich, weil man ihr freundlich zuklatschte. Seele-Fant ließ sich sogar zu einem
lauten »Bravo, Röcht hat sö!« hinreißen.
    Aber nun schubste das Urmel
Wutz energisch vom Rednerpult und rief: »Alles Quatsch! Ein König muss jung
sein, damit es Spaß macht und lustig wird, und überhaupt war Wutz ja lange
genug so etwas Ähnliches wie unsere Königin. Jedenfalls hat sie sich immer so
aufgespielt, hat uns rumkommandiert und zum Putzen und Tellerabtrocknen
befohlen und sich Gott weiß was eingebildet mit ihrer Schreib- und Lesekunst.
Das soll nun anders werden. Ich verspreche frischen Wind für Titiwu — einen
Festtag nach dem anderen, Leben in Saus und Braus und ein herrliches, tolles
Durcheinander. Jeder kriegt ein hohes Amt, jeder bekommt einen Orden, wählt
mich und es wird eine Mordsgaudi, ein riesiges Vergnügen!«
    Da klatschten alle noch mehr
und die Wahlversammlung war zu Ende. Es wurde auch schon dunkel, und man
beschloss, am nächsten Morgen zu wählen. Das Urmel streckte Wutz die Zunge
heraus und Wutz drehte ihm ihr rundes Hinterteil zu.



Fünftes
Kapitel
In
dem das Urmel träumt,
wie
es vor der Wahl fast noch
einen
anderen Kandidaten gibt,
endlich
aber doch alles gut geht
     
    Eigentlich hätte man denken
können, dass das Urmel in dieser Nacht vor Aufregung und Spannung kein Auge zu
schließen vermochte. Wie, wenn etwa Wutz an seiner Stelle gewänne? Aber diese
Nacht verging, als sei sie nie gewesen. Vermutlich hatte der Traumkobold dabei
seine Hand im Spiel. Die Traumkobolde, das weiß man ja, gehen mit der Zeit ganz
nach ihrem Belieben um. Sie machen die Stunden so kurz wie Minuten und dehnen
die Stunden zu Tagen, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt. Niemals, sosehr
wir es uns auch wünschen, gelingt uns dies in Wirklichkeit.
    Als die Sonne also aufging, war
die Nacht schon vergangen, und der neue Tag folgte dem alten Schlag auf Schlag.
Wawa und Ping Pinguin öffneten fast gleichzeitig ihre Muscheldächer, sie
klappten sie auf wie die Deckel von Schachteln mit einer Sprungfeder. Und die
beiden blinzelten sich vergnügt an.
    »Auf tschur Wahl!«, zischte
Wawa, ohne Guten Morgen zu wünschen.
    »Wen wählst du?«, fragte Ping
Pinguin. »Wutz oder das Urmel?«
    »Sage ich nicht«, meinte Wawa,
»es ist doch eine geheime Wahl. Ich kann wählen,

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