Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
wen ich will.«
    »Na ja«, antwortete Ping
Pinguin, »aber unter guten Freunden muss man trotzdem darüber sprechen. Man
nennt das diskutieren. Ich habe mir nämlich etwas überlegt: Warum sollen wir
uns nur zwipfen Wutz und dem Urmel entpfeiden? Jeder kann doch gewählt werden,
oder?«
    »Ja, schon, aber wotschu soll
das gut sein?«
    »Vielleicht wollen wir
eigentlich weder Wutz noch das Urmel wählen?«
    »Wen denn?«
    »Mich!«, sagte Ping Pinguin und
schaute Wawa triumphierend an.
    Wawa verschlug es die Sprache.
Wenigstens zunächst einmal. Dann sagte er trocken: »Einbildung ist auch eine
Bildung!«
    »Du meinst, ich hätte keine
Aussichten? Würdest nicht einmal du mich wählen?«
    »Ich bin doch nicht lebensmüde!«,
sagte Wawa. »Wenn es herauskommt, dann kriege ich von Wutsch und vom Urmel
gleichtscheitig Haue!«
    »Na ja...« Ping Pinguin schien
es sich überlegt zu haben. »Im Grunde liegt mir auch gar nichts daran. Ich
glaube, jetzt lebe ich viel gemütlicher. Ich werde also dem Urmel meine Stimme
geben!«
    »Und warum nicht Wutsch?«
    »Erstens hat Urmel das Spiel
erfunden. Zweitens wird es ein lustigerer König sein als Wutz. Bei Wutz müssen
wir nur arbeiten, pfeuern, putzen und aufräumen. Ich finde übrigens, du
könntest dein Mupfeldach mal wieder wapfen. Irgendein Vogel hat Aa darauf
fallen lassen.«
    »Macht nichtsch, der nächste
Regen schwemmt es gantsch bestimmt wieder weg!«
    »Meinetwegen. Ich bin ja nicht
Wutz. Und ich verpetze dich auch nicht. Ja, und drittens glaube ich, dass das
Urmel sehr unglücklich sein würde, wenn wir es nicht wählen.«
    »Und Wutsch?«
    »Wutz ist schon älter. Und
reifer! Pfließlich wird sie sogar glücklich sein, dass ihr Liebling gewählt
wird. Wir können ihr das ja zum Trost sagen! Außerdem kriegt Wutz trotzdem
mindestens eine Stimme.«
    »Von wem?«
    Ping Pinguin kicherte. »Kannst
du dir das nicht denken? Von Seele-Fant natürlich! Vielleicht hat er auch Albi
überredet!«
    Wawa schlug vor Vergnügen über
diese witzige Bemerkung mit dem Schwanz auf den Boden, wie wenn er in die Hände
klatschte.
    Nun machten sich die beiden auf
den Weg. Schwer war er nicht zu finden. Überall standen Schilder, Wegweiser mit
dem Hinweis: »Zum Wahllokal«. Sie zeigten empor zum Blockhaus. Dort stand die
gesamte Inseleinwohnerschaft bereits vollzählig versammelt vor der Tür des
Schulzimmers. Anstelle von »Habakuk Tibatongs Tiersprechschule« prangte über
ihr ein Schild »Wahllokal«. Die Tür war aber noch verschlossen.
    Unter denen, die warteten,
befanden sich auch Seele-Fant und Albi. Noch niemals waren die beiden den Hügel
hinaufgerobbt. Konnte man es Albi, dem kleinen weißen Seehund, vielleicht noch
zutrauen — wie aber Seele-Fant seinen massigen Körper hinaufgeschoben haben
mochte, war eigentlich unerklärlich. Hatte ihn das Urmel selbst hinaufgetragen?
Vielleicht — vielleicht auch nicht. Niemand fragte danach. Selbstverständlich
fehlte er nicht, das allein zählte.
    Jetzt öffnete der Traumkobold
die Tür. Er trug einen würdevollen Gehrock. Und es wunderte sich auch keiner,
den Fremden zu sehen. Er war ebenso selbstverständlich da.

    »Bitte einer nach dem anderen
eintreten«, sagte er. »Zunächst wählen die beiden Kandidaten, das ist immer
so.«
    »Jawohl, öfföff, das stimmt«,
grunzte Wutz. »Das sieht man in der Zeitung.« Sie tänzelte durch die Tür. Das
Urmel schmollte, weil es der Erste sein wollte. Aber Wutz war ihm nun einmal
zuvorgekommen.
    Auf dem Tisch stand ein
Holzkasten. Zuerst musste Wutz ihren Namen auf einer Liste abhaken, damit sie
nicht etwa zweimal wählte. Dann bekam sie einen Zettel, wo »Wutz« und »Urmel«
draufstand und hinter jedem Namen war ein Kreis. In einen Kreis sollte sie ein
Kreuz mit einem Bleistift machen. Sie machte das Kreuz bei »Wutz«. Dann faltete
sie den Zettel zusammen und warf ihn in den Kasten, den man auch »Wahlurne« nennt.
Beglückt, weil sie sich schon als Siegerin fühlte, wackelte sie hinaus und
lächelte allen zu. Nach ihr kam das Urmel an die Reihe, und dann alle anderen.
Wer sein Kreuz nicht selber machen konnte, dem half der Traumkobold heimlich.
Vielleicht mogelte er dabei ein bisschen?
    Nur Albi durfte nicht wählen.
»Du bist noch nicht volljährig!«, erklärte der Traumkobold-Wahlleiter. Da
piepste und bellte Albi verärgert, und die anderen erfuhren, dass sie schon
volljährige, mündige Bürger waren.
    Als alle gewählt hatten, wurde
die Tür zur Auszählung der Stimmen geschlossen.

Weitere Kostenlose Bücher