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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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vergessen oder verfälscht wurde.«
    Kelric kratzte seinen Kopf, seine Augen leuchteten.
    »Eine tolle Geschichte!«, stellte er fest. »Diese Geschichten habe ich immer am meisten gemocht, wenn sie der alte Legendenerzähler im Winter erzählte. Und was für eine große Geistesgabe ist denn das, die das Mädchen besitzen soll?«
    Melwin zuckte die Achseln. »Darüber gibt es keine Auskunft. Vielleicht Gedankenlesen, so wie du.« Er betrachtete den Jungen prüfend. »Kannst du das wirklich?«
    »Aber ja!« versicherte Kelric eifrig. »Jetzt zum Beispiel denkt Ihr, wenn ich jetzt sage, was Ihr denkt, dann glaubt Ihr mir. Und jetzt denkt Ihr einen zweiten Beweis, den niemand außer Euch kennt: der Name Eurer verstorbenen Mutter Lydia.«
    »Erstaunlich«, murmelte Melwin; auf seinem aristokratischen Antlitz malte sich leichte Verwunderung. »Wirklich erstaunlich.«
    »Aber ich muss mich dazu stark konzentrieren«, sprach Kelric weiter. »Und wenn Ihr Euch verschließt, kann ich gar nichts mehr sehen. Aber ich lausche ohnehin nicht einfach so herum, das gehört sich doch nicht. Melwin ...«
    »Ja?«
    »Dieses Mädchen ist bestimmt wunderschön, nicht wahr?«
    Melwin lachte. »Wir sitzen nicht am Winterfeuer, Kelric, und ich bin kein Legendenerzähler, der Wahres und Unwahres, wunderbar ausgeschmückt, für kleine Helden fabuliert.«
    Kelric verlor sich in träumerischer kindlicher Begeisterung. »Sie ist sicherlich eine wunderschöne Prinzessin ...«
    »... ja, und du der große Drachentöter. Ach, Kelric, vergiss diese Märchen! Sie werden nicht Wirklichkeit.«
    »Nie?«
    »Nie.«
    »Aber ein Traum vielleicht«, brummelte Kelric hartnäckig. »Ich finde solche Träume eben schön.« Und ganz leise maulend fügte er hinzu: »Jawohl.«
    Melwin lächelte. »Ohne Träume findest du keinen Frieden. Sie sind ein Ausdruck der Hoffnung, die dir deine Lebenskraft gibt. Träum nur, Kleiner! Aber vergiss darüber nie die wahren Dinge – und dein reines Selbst.«
    »Das verstehe ich nicht«, meinte Kelric. »Was ist denn schon wahr? Mein Bruder hat einmal geschworen, dass die Löffelpfeifer Eier legen, und Papa hat ihn ausgeschimpft, weil er mich nur hochnehmen würde, dabei hat auch er nie gesehen, wie diese Tiere Junge bekommen. Sie sind doch so scheu. Und als ich meiner Mutter einmal sagte, ich hätte eine grüne Maus gesehen, sagte sie, es gäbe keine grünen Mäuse, überhaupt nicht. Dabei war die Maus wirklich grün, sie war nämlich in den Farbtopf vom Schmied gefallen, der die Scheune vom Schafhirten streichen wollte. Das war also wahr, oder?«
    Melwin zeigte erdenkliche Mühe, nicht zu lachen. »In diesem Fall schon, Kelric«, sagte er ernsthaft. »Aber normalerweise gibt es keine grünen Mäuse. Sie sind grau.«
    Kelric sah nicht überzeugt aus; eine Weile starrte er gedankenverloren ins Feuer, dann stellte er endlich die Frage, die Melwin vermutlich schon die ganze Zeit befürchtet hatte.
    »Wer ist der Alte Zauberer?«, wollte er wissen.
    Das Gesicht des Magiers verdüsterte sich. »Das wirst du später in Laïre erfahren«, wich er aus. »Ich verspreche es dir. Ich darf darüber nicht sprechen.«
    »Niemand darf das«, fügte Fergon hinzu, der soeben zurückkehrte und die Frage gehört hatte. »Melwin, das nächste Mal werdet Ihr gehen, und ich bleibe bei Kelric.«
    Der junge Zauberer machte eine verschlossene, trotzige Miene.
    Fergon setzte sich seufzend neben ihn. »Soviel Zorn ist noch in dir«, sagte er leise. »Obwohl du weiser als wir alle bist, leben die Gefühle noch so stark in dir. Vielleicht liegt es daran, dass du erst seit zwei Jahren in die Bruderschaft aufgenommen bist.«
    Melwin blickte den Älteren an. »Alter Raubart!«, brummte er zärtlich. »Du wirst dir doch bis ans Ende deiner Tage Sorgen um mich machen.«
    Fergon lächelte traurig und zog sich auf seinen Schlafplatz zurück.
    »Wie alt seid Ihr, Melwin?«, fragte Kelric neugierig, der zwar nur die Hälfte der Worte verstanden hatte, aber trotzdem begriff, dass Melwin etwas Besonderes war.
    »Ich bin zweiundzwanzig«, antwortete Melwin. »Ich bin sehr früh geweiht worden. Das hängt von der Begabung ab, weißt du.« Er zögerte kurz vor den nächsten Worten. »Kelric, ich kann dir das Du nicht anbieten, das verstieße gegen die Regeln, solange du Schüler bist. Aber ... sei dir meiner Freundschaft trotzdem versichert. Und entschuldige, dass ich dich als Ziegenhirt beschimpfte.«
    »Wieso ist das eine Beschimpfung, wenn viele in meiner Heimat

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