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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
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krallenartigen Händen endeten. Weitere Möbelstücke gab es keine, nur eine Unzahl Kerzenständer in verschiedenen Höhen, die an den Wänden entlang aufgestellt, den Raum in ein flackerndes, unstetes Licht tauchten. Er hatte mich losgelassen und betrachtete mich mit einer selbstzufriedenen Miene. Als mich wieder zu ihm wandte, breitete er die Arme aus und sagte: »Was sagst du? Ist es nicht wundervoll?«
    Ich fühlte gar nichts. Ohne eine Antwort blieb ich stehen, schaute ihn abwartend an. Enttäuschung breitete sich auf seinem Gesicht aus, nachdenklich fixierte er mich mit schmalen Augen.
    »Das macht aber keinen Spaß.«
    Er nahm meine Hand und führte mich zum Stuhl. Half mir auf die hohe Sitzfläche und legte meine Arme auf die Lehnen. Ich ließ alles willenlos und ergeben über mich ergehen. Er trat einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk. Für einen winzigen Moment blitzten seine Augen auf, als hätte ein verirrter Lichtstrahl einen Rubin gestreift. Überrascht schaute ich an mir herunter. Ich war an den Stuhl gekettet, unsichtbare Gurte pressten mich fest auf das Holz. Lagen um Arme, Brustkorb und Beine, sodass ich mich keinen Millimeter bewegen konnte. Doch meine Gedanken waren wieder frei.
    Wo bin ich hier?

    Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an, zerrte an den Fesseln. Er beobachtete mich aufmerksam, verfolgte meine Reaktion und nickte zufrieden.
    »Ja. Besser. Viel besser! Das ist meine Anna. Oh Cherie, wir werden einen solchen Spaß miteinander haben. Du wirst schon sehen.«
    Meine Kehle war zugeschnürt vor Angst. Tränen stiegen mir in die Augen.
    »Oh nein. Wein doch nicht. Es wird dir gefallen, glaub mir.«
    Er kam ganz nah und beugte sich zu mir. Fuhr mit den Fingerspitzen über meine Wange, glitt meinen Hals entlang und packte mich im Nacken. Ich versteifte mich, versuchte den Kopf wegzudrehen. Vergeblich. Seine langen Finger umspannten meinen ganzen Hinterkopf wie eine Stahlklammer, hielten mich unerbittlich fest.
    »Sieh mich an.«
    Ich kniff fest die Augen zusammen. Er lachte entzückt auf.
    »Du kleine Wildkatze. Oh, ich liebe das!«
    Der Griff wurde härter, die Fingerkuppen pressten sich qualvoll in meine Kopfhaut.
    »Sieh mich an!«
    Seine Stimme hatte jede Sanftheit verloren, donnerte meinen Widerstand einfach weg. Ich öffnete die Augen. Seine Nasenspitze berührte die meine fast. Er schenkte mir ein zuckersüßes Lächeln und küsste mich.
    Oh. Mir wird so warm. Das ist der Himmel … Nein! Hör auf! Ich will das nicht! Bitte, hör nicht auf. Hör nie mehr auf … Lieber Gott! Hilf mir!
    Mein Mund öffnete sich gegen meinen Willen, gleichzeitig stemmte ich mich mit aller Kraft gegen seine Umklammerung. In meinem Inneren herrschte das blanke Chaos. Scham, Erregung, Wut, Angst, Sehnsucht lösten sich im Sekundentakt ab. Unvermittelt ließ er mich frei und leckte sich genießerisch über die Lippen.
    »Ja, so gefällt mir das. Aber so sehr ich deine Gesellschaft genieße, ich muss dich leider kurz verlassen. Sei nicht traurig, ich bin bald wieder bei dir. Und dann, meine Schöne, setzen wir fort, was wir gerade begonnen haben. Aber nun … «
    Er zog das schwarze Seidenhemd gerade und prüfte den Sitz seiner Lederjeans. Fuhr sich dann glättend über die Haare und breitete die Arme aus.
    »Was meinst du? Bin ich ansehnlich genug für Damengesellschaft?«
    Meinen völlig aufgewühlten Blick deutete er absichtlich falsch.
    »Oh non. Cherie! Kein Grund zur Eifersucht. Dir kann sowieso keine das Wasser reichen. Aber versteh doch, ich muss auch essen, so wie du. Apropos Essen …«
    Er schnippte mit den Fingern und neben ihm erschien ein hagerer, junger Vampir. Er blieb breitbeinig mit verschränkten Armen neben ihm stehen, Ablehnung sprang mir aus hellen Augen entgegen. Pierre sprach weiter: »Das ist James. Er wird dafür sorgen, dass er dir an nichts fehlt. Nicht wahr mein Freund?«
    Der andere reagierte nicht, starrte mich weiter unverwandt an.
    »Nicht wahr James?«
    Seine Stimme konnte eine Schärfe annehmen, die körperlich spürbar war. Der Fremde zuckte zusammen und nickte knapp. Die extrem kurzen, hellblonden Haare betonten sein kantiges, schmales Gesicht und passten zum kalten Gesamteindruck. Pierre musterte ihn einen Moment kritisch, schien zufrieden und kam wieder zu mir. Er küsste mich zärtlich auf die Stirn, streichelte mir übers Haar und verschwand.
    Ich atmete tief durch und spannte versuchsweise einen Arm an. Nichts. Obwohl er nicht mehr im Raum war,

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