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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
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leid es mir tut.«
    Auch mein Lächeln fiel in sich zusammen. Er lehnte sich zurück, schloss kurz die Augen und sagte: »Sie müssen mir glauben, ich würde wirklich gerne helfen. Aber es geht nicht.«
    Mit vorgeschobener Unterlippe versuchte ich meine Enttäuschung und meine Tränen zurückzuhalten.
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Ja.«
    Ich wartete. Er stöhnte gequält auf und schüttelte den Kopf.
    »Darius! Lassen Sie mich doch nicht betteln!«
    Abrupt stand er auf, schob seinen Stuhl an den Tisch zurück, sagte: »Es tut mir leid.« und verließ den Raum. Ich klammerte mich an der Tasse fest und kniff fest die Augen zusammen. Aber es half nicht. Mit einem lauten Plopp fiel der erste salzige Tropfen in den süßen Kakao.
    Diese Heulerei regt mich auf. Ich sollte mir die Tränendrüsen rausnehmen lassen.
    Zornig über mich selbst, knallte ich die Tasse auf den Tisch. Die heiße Flüssigkeit schwappte über und ein duftendes, schokobraunes Rinnsal floss über den etwas schiefen, alten Holztisch direkt auf meine Hose.
    »Toll! Auch das noch!«
    Genervt wischte ich die Pfütze vom Tisch, räumte alles in die Spüle und sah dabei durch das kleine Fenster hinaus. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, aber der Himmel war schon sehr viel blasser geworden. Wenn ich mich noch frisch machen wollte, sollte ich mich beeilen. Doch der Gedanke, in unser Zimmer zu gehen, mit Viktors Sachen und all den Erinnerungen, die da lauerten, widerstrebte mir. Also nahm ich meine Tasche und ging ins Gästebad hier unten. Dort sah ich wieder, was Toni mir eingepackt hatte.
    Mist! Das geht ja gar nicht. Also doch nach oben.
    Entsprechend schlecht gelaunt riss ich die Tür auf und rannte mit voller Wucht gegen Toni, an dem ich wie ein Gummiball wieder abprallte. Er packte mich gerade noch an den Armen, bevor ich mich auf Hosenboden setzte.
    »Wow, was für eine Begrüßung.« lachte er.
    »Was ist daran witzig? Außerdem bist du schuld!« zischte ich und stürmte an dem armen Kerl vorbei, der mir sprachlos nachsah.

    In unserem Zimmer oben stürzte ich mich in hektische Aktivität. Duschen, Zähne putzen, Anziehen. So schnell wie möglich. Nur nicht großartig umsehen und vor allem nicht darüber nachdenken. Es funktionierte hervorragend. Aber nur bis ich in der Hosentasche etwas fühlte, hinein griff und ein Zettelchen herauszog. Es war Viktors Schrift. Darauf stand nur ein Satz: Ich liebe dich Engel.
    Solche Zettel schrieb er oft und versteckte sie irgendwo in meinen Sachen. Wenn ich sie in seinem Beisein fand, strahlte er wie ein Kind über meine Freude.
    Oh Gott, das ist nicht fair!
    Ich kämpfte mit aller Kraft um meine Fassung.
    Wo bist du? Ich brauche dich so sehr!
    Hilf mir! Hilf mir, nicht an uns zu zweifeln! Hilf mir, zu widerstehen!
    Das Papier fest umklammert, legte ich mich aufs Bett.
    Viktor! Liebster! Bitte! Antworte!
    Für einen Moment glaubte ich, seine Stimme zu hören. Ganz schwach, weit entfernt.
    Doch ich konnte sie nicht festhalten. So wie zuvor im Flugzeug, schien sie nicht aus dieser Welt zu kommen, unwirklich, wie ein Traum. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft, öffnete meinen Geist, so weit ich konnte und suchte ihn. Plötzlich hörte ich die Stimme ganz laut und klar in meinem Kopf, als stünde er vor mir.

P.
    Er ist so kalt, dass es selbst mir Angst macht.
    Aber ich brauche ihn jetzt. Seine Augen bohren sich in mein Hirn. Diese Schmerzen sind unerträglich.
    Warum tust du das? Was willst du? Dass ich meine Schande eingestehe?
    Ja! Ja, ich habe versagt.
    Ich gebe es zu. Ich habe sie unterschätzt, alle. Vor allem diesen widerliche Bastard von Andrew. Er hat sie mir weggenommen. Nur du kannst mir helfen, ihn dafür zu bestrafen. Zuerst ihn und dann den Mörder.
    Nein!
    Vater! Geh nicht!
    Lass mich hier nicht alleine.
    Er lässt mich schmoren, mit Absicht. Das fühle ich. Das habe ich nicht verdient. Ich war immer ein folgsamer Schüler, ein perfekter Sohn, all die vielen Jahre. Habe ich nicht alles getan, was er wollte? Jeden Wunsch habe ich ihm von den Augen abgelesen und erfüllt, wie grauenhaft er auch immer war. Nur um diesen Funken Stolz in seinem Blick zu sehen. Egal wie jung und unschuldig sie waren, er hat sie bekommen. Ja, das sind die köstlichsten. So hat er es mir beigebracht.
    Entweder sie oder die Liebenden. Durch ihre Adern fließt ein besonderes Elixier, süßer als der edelste Wein. Schon der erste Schluck ist berauschend und überwältigend. Man möchte niemals aufhören, immer mehr davon

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