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Irgendwann kam es zum Streit. Eine Kleinigkeit. Wir hatten zu viel getrunken, wir tranken meistens zu viel. Ich ging in der gleichen Nacht, wusste nicht, wohin, irrte durch die Straßen. Ich wusste nur eines: dass es mit uns nicht weitergehen würde.«
»Sie hätten um sie kämpfen müssen.«
Ich nickte. Lou hatte Recht, ich hätte um sie kämpfen müssen, so wie man um jede Frau kämpfen sollte, die man liebt.
»Wenn Prostitution das älteste Gewerbe der Welt ist, dann haben die Frauen den Kapitalismus erfunden«, sagte Lou.
»Ich weiß nicht. Waren die ersten Prostituierten nicht Tempeldienerinnen? Auf die Idee, daraus ein Geschäft zu machen, können auch Männer gekommen sein«, entgegnete ich.
***
»Haben Sie Lüste, die Sie noch nie einer Frau gestanden haben, Herr André?«
»Nein, alles, was ich wollte, habe ich getan.«
»Das glaube ich nicht.« Lou kräuselte die Nase. »Außerdem ist das eine langweilige Antwort.«
Ich überlegte. »Ich hatte früher mal Wünsche, zum Beispiel, mit zwei Frauen gleichzeitig zu schlafen.«
»Und?«
»Der Wunsch ist im Laufe der Jahre verschwunden.«
»Würden Sie nicht mehr mit zwei Frauen schlafen?«
»Doch, wenn es sich ergäbe, vielleicht. Aber ich weiß inzwischen, dass Sex mit einer Frau mich vollständig erfüllt. Eine zweite Frau würde ablenken.«
»Ein zweiter Mann?«
»Auch das reizt mich nicht mehr. Eine Freundin von mir hatte diese Vorstellung. In einer Bar sprach sie einen Mann an und versuchte ihn zu überreden, es mit uns beiden zu tun. Seltsam war, dass ich nicht eifersüchtig wurde, sondern sie bei ihrem Vorhaben auch noch unterstützte. Ich glaube, ich würde fast alles dafür tun, damit sich die Fantasien einer Frau, die ich liebe, erfüllen. Es klappte aber nicht, der Mann wollte nicht. Auf dem Weg nach Hause vögelten wir alle hundert Meter.«
»Was für Fantasien gab es noch?«
»Eine Freundin von mir wollte gefesselt werden. Ich kaufte Seile, lernte, Knoten zu knüpfen, komplizierte Fesselungen zu machen. Es dauerte ewig, bis sie ganz verschnürt war und wir Sex haben konnten. Aber sie liebte beides, den Sex und die Fesseln. Am Anfang fand ich es spannend, später wurde es fast zur Gewohnheit. Ich fand es schwierig, mich zu beherrschen, denn wenn ich Lust hatte, wollte ich sie sofort berühren, schmecken und vögeln. Wenn ich mit den Fesselungen fertig war, sah es aber erregend aus. Die Seile hoben ihre Brüste an und das Seil in ihrem Schritt erregte sie bei jeder Bewegung. Ich liebte das Vertrauen, das sie mir entgegenbrachte, dass sie mir ihren Körper anbot, schutzlos, ohne Möglichkeit, sich gegen meine Zärtlichkeiten zu wehren. Zärtlichkeiten. Sie wollte, dass ich ihr wehtue. Das ist schwierig zu erklären, sie mochte keine Schmerzen, sondern wollte an ihre Grenzen gehen. Ich schlug mit der flachen Hand ihre Brüste, ihren Hintern, manchmal auch direkt ihre Scham. Sie genoss diese Schläge und je mehr sie es genoss, umso mehr erregte es mich.«
»Sie sind doch nicht so langweilig.«
»Ich darf leider keine Fragen stellen, aber ich habe eine.«
»Nein, ich träume nicht davon, gefesselt zu werden. Aber ich mag es, von starken Händen gepackt und gehalten zu werden, ich mag es, wenn ein Mann weiß, was er will. Ich mag es aber auch, meine Gelüste in die Tat umzusetzen. Wenn ich ihn zur Lust zwinge, wenn er versucht, sich zurückzuhalten, während ich ihn lutsche, und er am Ende dann doch meinen Zärtlichkeiten erliegt.«
Ich schaute Lou fragend an.
»Ach ja, was ich noch nicht getan habe. Mein Hintern ist noch jungfräulich. Und ich frage mich, wie es wäre, von einer Frau geleckt zu werden. Frauen sollen das viel besser können als Männer. Manche Männer liegen wie Hunde zwischen den Beinen der Frau, sabbern und mühen sich ab. Mein Hintern ist zu dick, oder?«
»Er ist die beste Einladung, die man sich wünschen kann.«
Lou lachte.
»Ich liebe Schwänze. Ich mag es, wie sie sich aufrichten, sie haben eine aufregende Mechanik. Ich mag es, wie sie spritzen, ich mag es, wie sie sich anfühlen. Hart und weich, heiß und menschlich. Der Mann verschwindet, er wird ganz Schwanz, wenn er liebt. Das ist schön.«
»Das kann ich verstehen. Ich finde es auch schön, wenn eine Frau ganz Möse ist. Oder ganz Arsch. Der Arsch wird oft unterschätzt«, sagte ich.
»Was gefällt einem daran, ich meine, am Arsch? Er ist schmutzig.«
»In der Lust ist nichts schmutzig. Es geht um Entgrenzung.«
Lou sah mich an.
»Wenn sich zwei
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