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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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ihr Unterhalt keine Kopeke). Gleich darauf fragte sie mit heiserer Stimme:
    »Was sagt der Fürst Iwan in seinem Briefe?«
    Niemand antwortete ihr, und die jungen Männer merkten bald, daß man sich trotz all der Ehrenbezeigungen nicht viel um sie kümmerte. »Man hält sie als Schaustück hier … Eine Fürstin … das macht sich gut in einem Salon,« dachte Bazaroff. Nach dem Tee schlug Frau Odinzoff einen Spaziergang vor; es fing jedoch ein wenig zu regnen an, und die ganze Gesellschaft, die Fürstin ausgenommen, begab sich in den Salon zurück. Der Nachbar, der eine Partie Karten liebte, kam; er hieß Porphyr Platonitsch; ein kleiner Mann mit dickem Bauch und kahlem Kopf, dessen kurze Beine wie auf der Drehbank gemacht aussahen, im übrigen ein liebenswürdiger, heiterer Mann. Anna Sergejewna, welche fast beständig mit Bazaroff sprach, fragte ihn, ob er sich nicht mit ihnen in dem alten Kartenspiel »Preference« messen wollte. Bazaroff willigte mit der Bemerkung ein, daß er sich auf die Funktionen eines Landdoktors einüben müsse.
    »Nehmen Sie sich in acht,« sagte Frau Odinzoff, »wir werden Ihnen Ihren Meister zeigen. Du, Katia,« setzte sie hinzu, »spiele Arkad Nikolajewitsch etwas vor. Er liebt die Musik, und wir hören dich auch.«
    Katia beeilte sich eben nicht sehr, sich ans Klavier zu setzen, und Arkad, obgleich er die Musik wirklich liebte, folgte ihr widerwillig. Er sagte sich, daß Frau Odinzoff ihn offenbar loszuwerden suchte, und wie alle jungen Leute seines Alters, fühlte er sich von jenem unklaren und fast peinlichen Gefühl erfaßt, welches der Liebe vorausgeht. Katia öffnete das Klavier und fragte Arkad, ohne ihn anzusehen:
    »Was soll ich Ihnen spielen?«
    »Was Sie wollen,« antwortete Arkad in gleichgültigem Ton.
    »Welcher Musik geben sie den Vorzug?« versetzte Katia, ohne sich umzuwenden.
    »Der klassischen,« antwortete Arkad im selben Tone.
    »Lieben Sie Mozart?«
    »Ja.«
    Katia nahm jenes Meisters C-Moll-Fantasie mit der Sonate. Sie spielte sehr gut, obgleich ihr Vortrag gemessen und sogar ein wenig trocken war. Sie hielt sich unbeweglich, starr auf die Noten sehend und mit gepreßten Lippen; doch gegen das Ende des Stückes belebte sich ihr Gesicht, und eine kleine Haarflechte, die sich gelöst hatte, fiel auf ihre schwarzen Augenbrauen nieder.
    Arkad hörte mit Vergnügen den letzten Teil der Sonate, den, wo mitten in der reizenden Heiterkeit einer glücklichen Melodie plötzlich die Ergüsse eines herben, beinahe tragischen Schmerzes sich vernehmen lassen …
    Aber die Gedanken, welche Mozarts Musik in ihm weckte, bezogen sich keineswegs auf Katia. Bei ihrem Anblick kam ihm nur das eine in den Sinn: »Das junge Mädchen spielt gut und ist nicht übel.«
    Als die Sonate zu Ende war, fragte ihn Katia, ohne die Hand von den Tasten zurückzuziehen:
    »Ists genug?«
    Arkad erwiderte, daß er ihre Güte nicht mißbrauchen wolle, und fing an, von Mozart zu sprechen; er fragte sie, ob sie diese Sonate selbst ausgewählt oder ob sie ihr jemand empfohlen habe. Allein Katia antwortete nur sehr einsilbig; sie hatte sich versteckt, sich sozusagen wieder in ihr Schneckenhaus zurückgezogen. Wenn sie diese Stimmung überfiel, währte es lange, ehe sie die Augen zu heben wagte, und ihre Züge nahmen den Ausdruck von Trotz an; man konnte sie dann für ein kleines, unbedeutendes Mädchen halten. Nicht als ob sie schüchtern gewesen wäre; sie war vielmehr ein wenig scheu gemacht durch ihre Schwester, die, wie wir gesehen, ihre Erziehung überwachte und doch keine Ahnung davon hatte, was in ihr vorging.
    Arkad blieb nichts übrig, um seine Haltung zu bewahren, als Fifi, der wieder hereingekommen war, herbeizulocken, dem er gutmütig lächelnd den Kopf streichelte. Katia kehrte zu ihren Blumen zurück.
    Bazaroff seinerseits machte Bete auf Bete. Madame Odinzoff spielte ausgezeichnet und auch Porphyr Platonitsch sehr gut. Bazaroff verlor, und obgleich der Verlust klein war, berührte er ihn doch unangenehm. Beim Nachtessen brachte Frau Odinzoff das Gespräch wieder auf Botanik.
    »Lassen Sie uns morgen früh spazierengehen!« sagte sie zu ihm; »ich möchte Sie bitten, mir die lateinischen Namen der Feldblumen und ihre Eigenschaften zu nennen.«
    »Wozu wollen Sie lateinische Namen lernen?« fragte Bazaroff.
    »Es muß in allem Ordnung sein,« antwortete sie.
    »Welch bewundernswürdiges Weib, diese Odinzoff!« rief Arkad aus, als er mit seinem Freund auf dem ihnen angewiesenen Zimmer allein

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