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Vaethyr - Die andere Welt

Vaethyr - Die andere Welt

Titel: Vaethyr - Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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er Vernunft annehmen.«
    Jon warf die Messer kraftvoll in die Schublade. »Die einzige Möglichkeit, unsere Mutter wiederzusehen, ist die, Lucas aus dem Dunstkreis von Lawrence zu entfernen und ihn dazu zu bringen, die Tore wieder zu öffnen.«
    Sam stöhnte. »Und wie? Willst du mit einer Handgranate reinplatzen? Sei doch nicht albern. Du wirst gar nichts tun, Jon; du tust nie was. Du bist einfach nur wütend. Wir müssen Geduld haben, bis Lawrence nachgibt und zu reden beginnt. Verdammt, ich rede schon wie Auberon.«
    »Du bist noch immer auf Vaters Seite, nicht wahr?«
    »Es gibt keine Seiten.« Manchmal, überlegte Sam, war die Versuchung, Jon links und rechts eine runterzuhauen, einfach zu verlockend. »Ich bin auch ziemlich wütend auf ihn, würde ihn aber, sollte ihn jemand angreifen, dennoch mit meinem Leben verteidigen.«
    Jon schloss die Augen. Um seinen Mund lag ein bitterer Zug, doch seine Körperhaltung strahlte Unbeugsamkeit aus. »Auberon hat nie einen Finger gerührt, um den Vaethyr zu helfen. Wenigstens hat Comyn das Herz am rechten Fleck, auch wenn er immer mit der Tür ins Haus fällt.«
    »Wie dem auch sei, ich wollte mich nur vergewissern, dass es dir gut geht«, sagte Sam und sprang von der Arbeitstheke. »Ich gehe jetzt. Und du wirst also noch eine Weile hierbleiben?«
    »Sieht ganz danach aus.« Jon schüttelte sein Haar zurück und lächelte herausfordernd. »Grüß Rosie von mir.«
    »Mach ich.« Sam schürzte seine Lippen. »Ist dir eigentlich klar, dass ich dich noch nie so viel habe arbeiten sehen wie heute? Pass ja auf, sonst jagt Comyn dich noch raus zum Kühefüttern und Mistschaufeln.«
    Sapphire gefiel es im Bauernhaus. Sie wusste dessen solide Ehrbarkeit zu schätzen. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben, Stonegates Atmosphäre mit neuen Einbauten und Deko-Objekten wohnlicher zu gestalten, aber nichts hatte funktioniert. Immer wieder setzte sich seine frostige, trostlose Atmosphäre durch, wie ein Fleck, der sich nicht übertünchen ließ. Mochte Phylls und Comyns Haus auch schlicht sein, so hatte es wenigstens keine Geheimnisse.
    Die Freundlichkeit, mit der die beiden sie aufgenommen hatten, hatte ihr Vertrauen in die Natur der Elfenwesen einigermaßen wiederhergestellt. Sie hatten sie aufgenommen, weil Lawrence sie verletzt hatte, sie vertrauten ihr, und das wusste sie zu schätzen. Der Hass auf Lawrence einte sie, aber darin erschöpften sich ihre Gemeinsamkeiten auch schon, wenngleich es ein überraschend starkes und motivierendes Band war.
    Jon war beim Abendessen mies gelaunt. Allem Anschein nach hatte Sam ihn besucht, aber Jon erzählte nichts.
    Comyn hatte für diesen Abend ein Treffen einberufen. Es wurden unzufriedene Elfenwesen aus allen Landesteilen, ja selbst aus Übersee erwartet. Es sollte spät und im Geheimen stattfinden, wie ein Treffen von Aufständischen in einem Polizeistaat. Kurz bevor sie anfangen wollten, brannte die Glühbirne in der Küche durch. Es schien einOmen zu sein. Phyllida mache sich auf die erfolglose Suche nach einer Ersatzbirne, wobei sie über die viele Arbeit klagte, die sie und Comyn unentwegt hatten, und ihrem Verdruss Luft machte, dass auch mal ein anderer daran denken könnte, etwas derart Grundlegendes zu besorgen. Während die Besucher eintrudelten, stellte sie eine monströse Öllampe auf den Tisch.
    Müssen Elfenwesen denn als Ärzte, Bauern, Baumeister schuften wie die Menschen? , fragte sich Sapphire. Verfügten sie nicht über das Charisma und den Reichtum, andere für sich schuften zu lassen? Warum machten sie es? Selbst Lawrence, der ein ganzes Team von Angestellten beschäftigte, war nur dann richtig glücklich, wenn er sich in seiner Werkstatt einschließen und mit seinen eigenen Händen Edelsteine schneiden konnte. Ein seltsames Volk.
    Bald schon flackerte der Schein der Öllampe über die Gesichter von dreißig Elfenwesen, während die Winkel des Raums im Dunkel blieben. Sapphire fühlte sich fehl am Platz. Sie war das einzige Menschenwesen hier, doch sie hatte ihr Vertrauen gewonnen, weil sie das Gleiche wollte wie sie: Lawrence vernichten. Dieses Wissen gab ihr Selbstvertrauen. In Haltung und Absicht war sie ihnen ebenbürtig, und wo sie das nicht war, konnte sie es gewiss vortäuschen.
    Jon, der neben ihr saß, wirkte abgespannt und zitterig. Comyns Augen sprühten Funken. Phyllida zeigte keinerlei Regung, sondern verharrte todernst.
    Die anderen kannte Sapphire kaum. An ein paar konnte sie sich noch von der unseligen

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