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Vaethyr - Die andere Welt

Vaethyr - Die andere Welt

Titel: Vaethyr - Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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können, egal wie heilig sie war.
    »Ach, sag das nicht. Du wirst das gut machen«, sagte Faith.
    Er biss sich auf die Daumenkuppe. »Ich weiß, dass es nicht so sein wird … nicht wie in dieser Nacht damals, aber dennoch … was ist, wenn ich vergesse, was ich zu tun habe, oder die falsche Konfiguration öffne, sodass alle in den Abyssus gespült werden?«
    »Luc!«, rief Rosie. »Dem Himmel sei Dank, dass du kein Pilot bist! Ein wenig Selbstvertrauen bitte. Du musst aus Stonegate raus, da drin wird man verrückt.«
    Mit halb geschlossenen Augen und einem verträumten, rätselhaften Gesichtsausdruck erwiderte er: »Ich verlasse Stonegate nicht. Ich möchte dortbleiben.«
    »Tatsächlich?« Sie war erstaunt. »Aber – wie kannst du? Lawrence hat vermutlich ein Testament hinterlassen. Womöglich muss es verkauft werden.«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass der Torhüter dorthin gehört und Iola ebenfalls.«
    »Und das wird eine weitere Geschichte für mein Tagebuch«, sagte Faith. »Endlich habe ich etwas gefunden, worin ich gut bin. Ich werde Schriftstellerin werden oder es wenigstens versuchen.«
    Rosie sah in ihre ernsten Augen. »Worüber willst du schreiben?«
    »Über uns«, sagte Faith. »Alles über Elfland.«
    Im Sepialicht des Stalls stöhnte eine Kuh und ihr Kalb kam aus dem Geburtskanal gerutscht. Comyn zog es aufs Stroh, wo es in einem Haufen glitschigen dunklen Fleisches und seimiger Flüssigkeiten liegen blieb. Sein alter grüner Mantel war durchtränkt.
    »Eine Schönheit«, sagte er, als er und Phyllida seinen Kopf von der Membran befreiten. Triumphierend wandte er sich an Auberon, der das Geschehen über das Geländer hinweg verfolgte. »Sieh nur.«
    Als das Kalb suchend seine Nase nach der Mutter erhob, sahen sie alle das Zeichen auf seiner Stirn: eine weiße Spirale.
    »Ein neues Bullenkalb mit dem Zeichen Elysiums«, brummte Comyn und wischte sich dabei Blut und Schleim mit seinem Ärmel aus dem Gesicht. »Die Tore sind offen und Brewster kehrt zurück.«
    »Es ist ein schönes Kalb«, stimmte Auberon ihm leise zu, »aber zu welchem Preis?«
    Rosie sagte sich, dass es viele solche Abende gegeben haben muss, an denen ihre Eltern sich heimlich auf ein Fest der Anderswelt vorbereiteten, ohne sie und ihre Brüder in ihr Vorhaben einzuweihen. Nie gab es einen Hinweis. Wie merkwürdig.
    Rosie traf Jessica im Schlafzimmer an, wo sie in einem farbenprächtigen Bauernrock herumwirbelte. Der Schrank stand offen und auf dem Bett türmten sich Kleider. »Was machst du da, Mum?«
    Errötend hielt Jessica mitten in ihrer Drehung inne. »Ich sichte meine alten Bühnenklamotten. Sie sind hoffnungslos unmodern. Ich brauche wirklich was Neues.«
    »Gott sei Dank. Einen Moment lang dachte ich, du würdest packen.« Rosie saß auf der Bettkante und befingerte die Säume der bunten Röcke und hauchdünnen Schals. »Aber das tust du nicht, oder?«
    Jessica beäugte sie zaghaft. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.»Ich werde die Band wieder zusammenführen, Rosie. Es ist an der Zeit. Ich habe das so sehr vermisst, auf der Bühne zu stehen, die Feste … die Musik.«
    »Wow.« Rosie sprang auf und fiel ihr um den Hals. »Wie aufregend. Und was hält Dad davon?«
    »Oh, ich bin mir sicher, dass es ihm, wie allen anderen auch, lieber wäre, ich bliebe daheim und die Mutter, die ich immer war … aber das bin nicht ich, Ro. Jedenfalls nicht alles , was ich bin.« In ihren Augen funkelte ein wilder Glanz. Dieser war Rosie nicht unbekannt, aber erst jetzt verstand sie ihn.
    »Ich bin stolz auf dich«, sagte Rosie leise. »Aber es wird komisch sein. Alle verändern sich oder gehen weg.«
    Jessica wirbelte wieder herum, die Hände über dem Kopf, und der Rock und das goldene Haar flatterten. »Was meinst du, ob ich mich damit heute Abend sehen lassen kann? Dann entscheiden wir, was du tragen wirst.«
    »Mum«, erwiderte Rosie entschlossen, »ich komme nicht mit.«
    Ihre Mutter kam auf sie zu und legte ihre Hände ganz behutsam an Rosies Wangen. »Es ist unsere ganz besondere heilige Nacht. Die darfst du nicht versäumen.«
    Wieder spürte sie die vertraute Leere in ihrer Brust. Doch wie sonst auch gelang es ihr, nicht in Tränen auszubrechen. »Ohne Sam bedeutet es mir nichts.«
    »Das denkst du, aber es stimmt nicht. Du kannst mit mir reden, Rosie, das weißt du. Weinen und Trauern tun gut.«
    »Es gibt nichts zu sagen.« Sie seufzte und versuchte zu lächeln. »In meinem Kopf rede ich unentwegt mit Sam. Er ist

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