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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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wir was Wichtiges und absolut Lebensnotwendiges tun, und wenn Dad es nicht mehr packt, dann sollte er mal überlegen, ob er nicht besser von seinem Amt zurücktritt.«
    »Wovon zum Teufel spricht er überhaupt?«, sagte Alastair zutiefst verwundert. Keiner antwortete ihm.
    »Stattdessen behandelt man uns wie kleine Kinder«, fuhr Jon fort. »Wie Idioten. Ich bin kein Idiot, Sam.«
    »Ja, gut, darüber lässt sich streiten. Übrigens möchte Sapphire dich sehen.«
    Bei diesen Worten zog es Jon buchstäblich den Boden unter den Füßen weg und er verstreute überall Asche. Lucas riss seinen Kopf hoch und sah Jon fragend an. »Nein! Nein, Sam, sie kann ich auf keinen Fall sehen. Sieh zu, dass sie mir fernbleibt.«
    Sam meinte darauf achselzuckend: »Sehe ich auch so. Aber was wirst du jetzt tun? Dich hier einigeln, bis dir eine neue Möglichkeit einfällt, die Welt zu retten?«
    Jon schüttelte mit zusammengepressten Lippen den Kopf. »Ich möchte nur in Ruhe gelassen werden.«
    »Was hältst du von der Idee, mit Dad zu sprechen, wenn er sich wieder beruhigt hat?«
    Das Kopfschütteln wurde leidenschaftlicher. »Ich kann nicht. Es ist zu spät.«
    »Ich möchte ihn sehen«, sagte Lucas unvermittelt. Er setzte sich auf und war plötzlich voll nervöser Energie. »Ich muss unbedingt mit ihm reden.«
    Alle sahen Lucas überrascht an. »Um ihm was zu sagen?«, herrschte Jon ihn an.
    »Ich weiß es nicht.« Lucas streifte Jon mit einem Blick. »Nichts davon … nein. Ich muss ihm einfach sagen … dass es uns leidtut.«
    »Ich dachte, Lawrence hat dich zu Tode erschreckt«, warf Sam trocken ein.
    »Ich habe keine Angst. Was meinst du, Sam, wird er mich empfangen? Nimmst du mich mit?«
    Rosie wollte Lucas nicht allein fahren lassen und machte deshalb die unbehagliche Erfahrung, mit Lucas auf dem Rücksitz neben Sam in einem metallicblauen Cabriolet zu sitzen – offenbar das von Sapphire – und über die gewundenen Straßen Richtung Cloudcroft zu fahren. Sie wünschte, sie wäre mit dem eigenen Wagen gefahren. Dazu war es jetzt zu spät.
    Sobald Sam sie durch die imposanten Eichentüren Stonegates eingelassen hatte, kam ihnen Sapphire entgegen. Wie Rosie bemerkte, war sie ganz und gar nicht die gewohnt strahlende Erscheinung, sondern wirkte müde und mitgenommen und hatte viel zu viel Make-up aufgetragen, um dem entgegenzuwirken. Sie redete mit Sam nur, um sich nach Jon zu erkundigen, und konzentrierte sich dann auf Lucas, ohne Rosie auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Er ist in der Bibliothek. Ich werde mal nachsehen, ob er dich sehen will«, sagte Sapphire, als Lucas nervös sein Anliegen vortrug. »Aber mach dir keine großen Hoffnungen, mein Lieber. In dieser Stimmung spricht er womöglich nicht mal mit mir.«
    Sie warteten schweigend. Schwer drückte die muffige und eisige Atmosphäre, dunkler und schräger denn je. Rosie sah Sam an, der ihr aber nur einen beredten zynischen Blick zuwarf, als wollte er sagen: reizend, nicht wahr?
    Sapphire kam mit gespielter Forschheit zurück und sagte: »Er will dich sehen.«
    Rosie begleitete Lucas nach oben, wobei jeder Schritt im Gewölbe des großen Saals widerhallte. Als sie die Tür zur Bibliothek erreicht hatten, wandte Lucas sich ihr mit so blutleerem Gesicht zu, dass es zu leuchten schien. So zerbrechlich er auch wirkte, so selbstsicher war er. »Ich muss da allein durch«, sagte er. »Mir wird nichts passieren, Ro.«
    Die Tür war nur angelehnt und warf einen kleinen Spalt Halbdunkel nach draußen. Er glitt hindurch und die Tür schloss sich. Rosie verweilte noch ein paar Minuten, konnte aber nichts hören. Als sie sich wieder nach unten begeben hatte, war von Sam nichts mehr zu sehen.
    Das Haus war bedrückend. Rosie ging in den Garten und lief über den leicht abschüssigen Rasen zu einer Rhododendronlaube. Sie hielt zwar nicht bewusst Ausschau nach Sam, aber ihr Instinkt leitete sie, und es war unvermeidlich, dass sie ihn fand. Es war auf einer Lichtung, die wie eine belaubte Höhle wirkte, gelbe Birkenblätter bedeckten den Boden und in der Mitte lag ein großer Felsblock. Sam saß darauf, die Ellbogen auf den Knien aufgestützt.
    Rosie räusperte sich. »Da bist du ja«, sagte sie.
    »Ja«, sagte er, »mit dieser Familie wird es immer besser.«
    Rosie näherte sich ihm geräuschlos und setzte sich neben ihn. »Du machst dir wirklich Sorgen um Jon?«
    Sam reagierte nicht darauf, dass sie neben ihm Platz nahm, wandte sich ihr nicht zu und veränderte auch nicht die

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