Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington

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Lage seines aufgestützten Arms, der wie eine Schranke zwischen ihnen lag. Sie fragte sich, ob er am Ende nicht doch über sie hinweg war. Genau darum hatte sie ihn gebeten, aber jetzt, da es der Fall zu sein schien – fühlte sie sich schrecklich, als hätte man sie im Flug fallen lassen.
    »Ja, einerseits schon, andererseits nicht. Er umgibt sich mit dieser Aura, ein bedauernswerter Chaot zu sein, und doch ist er derjenige, der immer wieder weich wie ein Wattebausch auf die Füße fällt, während ich mir eine geplatzte Lippe oder ein Veilchen einfange, Blut auf dem Gehweg zurücklasse und in Handschellen ende.«
    »Du Armer«, sagte Rosie mit leichtem Spott. »Warte, ich hole meine Geige heraus.«
    »Viel größere Sorgen mache ich mir um Dad. Den hält nur noch ein Spinngewebe zusammen, was aber außer mir keiner zu bemerken scheint.«
    »Wir sehen es, aber er will keinen an sich ranlassen, oder? Kein Wunder, dass Jon so durch den Wind ist.«
    »Ich weiß nicht, was ich mit Jon noch anstellen soll«, meinte Sam müde. »Es ist, als würde man gegen eine Wand reden. Wenn er sich selbst zu Fall bringt, ist das eine Sache, aber Lucas da mit reinzureißen …« Er ließ den Kopf hängen und strich sich mit seinen Händen durchs Haar. »Wo habe ich versagt, Rosie? Ist es mein Fehler, weil ich ihn zu sehr beschützt habe? Ihm keine Grenzen gesetzt habe?
    »Sam«, sagte sie sanft. »Du bist sein Bruder, nicht seine Eltern. Die Leute haben ihren eigenen Kopf und machen Dummheiten, egal was du ihnen sagst. Du kannst weder ihn noch Lawrence kontrollieren. Matthew kann mich auch nicht kontrollieren, egal wie sehr er sich anstrengt.«
    »Stimmt das?« Er warf einen Blick auf sie. »Wie ist denn das Eheleben, Mrs Bob-der-Baumeister?«
    »Er ist Architekt. Das ist ein Unterschied. Es ist gut.«
    »Jede Menge wahnsinnige Leidenschaft und romantische Gesten?«
    »Es ist friedlich. Und das ist angenehm.«
    »Gut. Ich wollte nie, dass du unglücklich bist, Rosie.«
    »Und ich glaube es dir, weil ich das Gegenteil nicht beweisen kann.«
    Eine Weile verharrten sie schweigend. Der schmale Raum zwischen ihnen lud sich von ihrer Körperhitze auf. Sam roch immer gut und jetzt verstärkten lange intensive Gespräche, hitzige Auseinandersetzungen und köstliche Lust seinen Duft. Sie brauchte nur dieses würzige Aroma einzuatmen und schon war ihr Verstand außer Kraft gesetzt. Lustvolle Wärme breitete sich in ihr aus. Sie war sich der Festigkeit seiner sehnigen Schultern und Arme und Hände, die so dicht neben ihr waren, nur allzu bewusst, dem ziehenden Schmerz der Lust, den sie für Alastair nie empfand. Ihr Atem ging unregelmäßig.
    Sie versuchte nicht an die anderen Frauen zu denken, die Dutzenden anderer Frauen, die unter ihm seufzten und konvulsivisch zuckten. Sie existierten nicht.
    »Sam«, sagte sie, »glaubst du, dass die verschlossenen Tore die Elfenwesen in den Wahnsinn treiben?«
    Er drehte seinen Oberkörper ein wenig und ließ die Arme fallen. Ihre Knie berührten sich leicht. »Dessen bin ich mir verdammt sicher. Wieso?«
    »Weil ich das Gefühl habe, entweder selbst verrückt oder von lauter Verrückten umgeben zu sein. Es ist, als würde ich irgendwie in Ketten liegen. Weichen Ketten. Von Matt, Alastair, selbst von meinem Vater. Ich springe zwischen Arbeit, Zuhause, Ehe hin und her, als befände mich in einer kleinen Gummizelle. Nie hätte ich gedacht, dass Alastair so … besitzergreifend sein kann. Sind sie es oder bin ich es? Was denken sie, was mir passieren könnte?«
    »Ich weiß es nicht.« Und er sah sie dabei fragend an, die Augen dunkle Aquamarine. »Ich vielleicht?«
    »Aber sie wissen nichts von uns. Sie vermuten es nicht einmal.«
    »Es gibt ein ›uns‹?«, sagte er und sein Mund wurde weich.
    Sie ging nicht auf diesen Kommentar ein. »Nein, ich meine, es ist fast so, als gäbe es eine Verschwörung, die uns davon abhalten soll, an die Spirale zu denken. Als würde sich, wenn wir nur noch an die Oberflächenwelt denken, die Anderswelt in Nichts auflösen und wir uns nicht einmal mehr an sie erinnern. Von Matthew hatte ich nichts anderes erwartet, aber von Auberon …«
    »Ich glaube nicht, dass du verrückt bist.« Er drehte sich jetzt zu ihr herum, sodass sein Schenkel sich über die ganze Länge gegen ihren drückte. »Ich weiß nicht, was es bedeutet, aber wir haben die Pflicht, es herauszufinden, was meinst du? Sie können dir nur das Gefühl geben, in der Falle zu sitzen, wenn du es