Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
wiederzusehen«, sagte sie hilflos und trat den Rückzug an.
    »Also gut.« Mit verschränkten Armen stand er am Eingang der Laube und schaute auf seine Uhr. »Dann möchtest du also nicht in ein paar Minuten wieder nach Hause gefahren werden?«
    »Immer eine kluge Antwort parat«, sagte sie über die Schulter.
    Er lächelte. »Vergiss nicht, du hast mich eingeladen, die Schwelle zu übertreten.«

~  14  ~
Im Garten
    In der Bibliothek war es düster, staubig und sie hatte offenbar keine Grenzen. Im Licht, das durch weißen Tüll einfiel, verschwamm die hoch aufragende Silhouette des vor dem Fenster stehenden Lawrence. Lucas trat an den polierten Walnusstisch und blieb Halt suchend davor stehen, zehn Schritt weit von Lawrence entfernt. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.
    »Es erstaunt mich, dass du den Nerv hast, dich hier noch mal blicken zu lassen«, ertönte Lawrence’ Stimme verächtlich aus dem Herzen der Schattengestalt. »Was willst du? Einen Klaps auf den Kopf. Absolution?«
    Sein Gesicht war ausgezehrt und voller Hass. Lucas kam sich winzig vor. Es war Wahnsinn gewesen, zu glauben, er könne dies tun. »Nein, Sir«, sagte er steif und förmlich. »Ich bin zurückgekommen, um Ihnen zu sagen, was ich gesehen habe.«
    Lawrence schwieg und atmete ein und aus. Dann sagte er: »Sprich weiter.«
    Lucas sah ihm in die Augen und erzählte ihm alles. »Dieses todbleiche, frostige grausame Gesicht starrte auf mich herab … warnte mich …«
    »Albin«, flüsterte Lawrence.
    »Am Ende erhob sich ein gewaltiger Schatten über dem Abyssus … Auch er sah mich. Ich weiß nicht, was es war – ich kann es nicht beschreiben –, aber es ist jetzt dort und wartet auf uns.« Während des Sprechens beschleunigte sich sein Herzschlag. »Ich verstehe – das heißt, ich verstehe nicht – , aber ich sah es.«
    »Ja.« Lawrence – sein richtiger Vater – kam langsam auf ihn zu. Lucas wich nicht von der Stelle. Was immer auch passieren mochte, er hatte die Angst hinter sich gelassen.
    »Ich verstehe jetzt, warum Sie die Tore geschlossen haben, Sir«, sagte er. »Ich wusste es nicht und es tut mir leid.«
    »Du sahst es.« In Lawrence’ Augen funkelte ein beängstigendes Licht. Und Lucas wurde schlagartig klar, dass auch ihm dieses Entsetzen nur allzu vertraut war, er jedoch geübt darin war, es hinter seiner strengen Fassade zu verbergen. »Du hast Brawth gesehen, den Feind. Du glaubst mir. Endlich hat ein anderer es gesehen!« Eine Hand kam nach oben und packte Lucas’ Schulter, während er ihn mit schräg geneigtem Kopf näher in Augenschein nahm. »Es war dumm, was du getan hast, und unglaublich gefährlich, aber du hast überlebt. Was ist mir entgangen? Wer bist du?«
    »Ein Niemand.« Lucas zog sich zurück und versuchte sich seinem prüfenden Blick zu entziehen. Er hatte seine Entschuldigung vorgebracht, aber keine Ahnung, wie er sich zurückziehen sollte. »Ich sollte jetzt gehen.«
    »Muss das sein?«, fragte Lawrence. »Es würde mir unendlich viel bedeuten, jemanden zu haben, der weiß, was das bedeutet; jemanden, der auf meiner Seite ist. Wie wäre es wohl, wenn du an Jons Stelle hierbliebst?«
    Lucas taumelte erschrocken. »Nein, ich könnte niemals Jons Stelle einnehmen. Und er ist nicht gegen Sie, keiner ist das, sie sind alle nur … verwirrt.«
    Der Griff wurde härter. Lucas’ Nacken verspannte sich schmerzhaft. »Wenn die Dinge doch nur anders lägen …« Er war wie ein Geier, der Lucas mit wildem Blick und seinen Krallen festhielt. Dann lockerte sich der Griff. Lawrence schien auf seine normale Größe zu schrumpfen. »Nein, Lucas, du hast recht. Ich bin keine passende Gesellschaft.« Er strich mit dem Daumen über die Tischkante. »Jon kann ich nicht verzeihen. Er kannte die Regeln und hat mir die Stirn geboten. Du jedoch warst leicht zu verführen. Ich wünschte, ich könnte dir mehr geben, aber ich kann es nicht. Ich wage es nicht. Sieh dir meine Söhne an; ich möchte nicht, dass du wirst wie sie, ziellos, leer und destruktiv. Du bist meine einzige Hoffnung, Lucas, wirst aber nur dann in Sicherheit sein, wenn du dich von mir fernhältst. Bleib bei Auberon und Jessica, aber du sollst wissen … dass ich dich lieben würde , wenn irgendein Teil von mir der Liebe noch fähig wäre.«
    Lucas war verdutzt und verwirrt. Lawrence faszinierte ihn genauso, wie er ihn erschreckte. »Vermag man denn gar nichts zu tun gegen … Brawth?«
    »Können Menschen einen Tornado aufhalten? Nein. Der Damm

Weitere Kostenlose Bücher