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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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anderen Korridor ein, auf dem sich offenbar eine Reihe von Schlafzimmern befand, deren Türen nur angelehnt waren. Das kam ihr vertraut vor. Sie sah das geisterhafte Bild von Ginny Wilder, die mit ihrem wirren schwarzen Haar und ihrem Koffer hier entlangstürmte.
    Von Neugier angetrieben schlich sie auf Zehenspitzen zur ersten Tür und spähte in ein großes Zimmer mit einem Himmelbett und Vorhängen aus Musselin vor den Fenstern. Das musste das eheliche Schlafgemach von Lawrence und Sapphire sein. Das nächste Zimmer war nüchtern mit einem Computerschreibtisch und Regalen voller Aktenordner ausgestattet. Darauf folgte eine Bibliothek mit hoch aufragenden Bücherregalen und Tischen und Sesseln, die sich in der Weite des Raums verloren.
    Rosie trat ein. Wie in einem ihrer Träume fühlte sie sich von Kälte und Leere umgeben, von Staub und Mondlicht. Sie trat ans Fenster, um sich zu vergewissern, dass es die wirkliche Welt da draußen noch immer gab. Die von Stimmen begleiteten Schritte näherten sich leise und ließen ihr kaum Zeit, sich zu verstecken. Im letzten Moment drückte sie sich mit Herzrasen in einen Alkoven.
    »Whiskey?«
    »Nur einen kleinen. Ich muss noch fahren. Nun, wie geht es dir?« Es war die warme, tiefe Stimme ihres Vaters. »Weißt du, ich vermisse die Gespräche, die wir früher führten.«
    Die Stimme des anderen war bedächtig, wohlwollend, aber kalt. »Du bist sehr freundlich in Anbetracht der Umstände.« Durch eine Lücke im Bücherregal, das sie verbarg, sah sie Lawrence und ihren Vater mit Whiskeygläsern anstoßen. »Diese Eigenschaft fand ich schon immer sehr löblich an dir, Auberon, ich kann mich ihrer nicht rühmen.«
    »Was hat sich verändert? Wozu die Party?«
    »Da steckt natürlich Sapphire dahinter«, erwiderte Lawrence. »Sie hat mich davon überzeugt, dass ich das Gespräch wieder aufnehmen sollte.«
    »Das freut mich.« Es folgte Schweigen. Sie sah die verschränkten Arme ihres Vaters, der von einem Fuß auf den anderen trat. »Wie hast du sie kennengelernt?«
    »Oh, sie hat für mich gearbeitet«, erwiderte Lawrence und ließ keinen Zweifel daran, wie sehr er persönliche Fragen verabscheute. »Marketingmanagerin … sie ist sehr gut … wir kamen uns näher.«
    »Sie ist reizend, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie deinem Typ entspricht. Kein altes Blut, was?«
    »Genau. Wir haben absolut keine Gemeinsamkeiten.« Ein scherzhafter Ton brach die eisige Fassade ein wenig auf. »Bis auf die, dass wir beide unsere Freiräume brauchen … und irgendwie funktioniert es.«
    »Ich habe nicht mal gewusst, dass Ginny und du geschieden seid.«
    »Nun, ich war von Sapphire genauso überrascht, wie du das zweifellos bist. Aber sie war … gut für mich.«
    »Offensichtlich. Weiß sie denn … wer du bist?«
    »Ich habe ihr alles erzählt.«
    »Gütiger Himmel.« Wieder Schweigen. »Wir haben uns gefragt, ob dieses Fest wohl eine Veränderung bedeutet – ein Tauwetter einläuten soll – eine besondere Ankündigung oder –«
    Lawrence fiel ihm ins Wort: »Eigentlich hat sich nichts geändert.« Rosie sah die Augen in diesem herrischen Gesicht wie Lichtpunkte auf einem Gletscher leuchten. »Ich weiß, was du mich fragen willst, aber die Antwort lautet nach wie vor Nein.«
    »Es ist fünf Jahre her, Lawrence.«
    »Ein Wimpernschlag für Elfenwesen.«
    »Aber nicht für unsere Kinder.«
    »Und doch geht es um die Sicherheit der nächsten Generation, das bestimmt mein Handeln. Es ist noch immer gefährlich. Und ich kann nicht garantieren, ob es jemals wieder sicher sein wird.«
    »Niemals?«, hakte Auberon besorgt nach.
    »Ich kann nichts dagegen tun. Es ist zu gefährlich.«
    »Noch immer?«
    »Du hast keine Ahnung.«
    »Wenn du dich über die Art der Gefahr etwas genauer ausließest, könnte ich dir vielleicht helfen?« Keine Antwort. Auberon atmete geräuschvoll aus. »Da du dich weigerst, mit ihnen zu reden, kommen sie alle zu mir und wollen Antworten hören. Und alles, was ich ihnen an Erklärung bieten kann, ist, dass es zwischen den Reichen Energieverschiebungen wie Erdbeben oder Stürme gibt und wir uns in Geduld üben müssen, bis du befindest, dass die Gefahr vorüber ist. Doch ich bin selbst kaum überzeugt davon. Ist es denn so schwer, mir die Wahrheit zu sagen?«
    »Das ist die Wahrheit«, lautete die kühle Antwort.
    »Und was ist mit den inneren Reichen? Ich frage mich, ob die Aelyr darüber nicht ebenso besorgt sind wie die Vaethyr? Sind sie ebenfalls in Gefahr? Warum

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