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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Faith ein.
    »Ja, ich habe Glück«, sagte Rosie leise. »Wirklich Glück.«
    »Ich hatte eigentlich mit mehr vernünftigen Jungs hier gerechnet.« Mel beugte sich über die Balustrade. »Seht ihr jemanden, der euch gefällt?«
    »Also ehrlich, Mel, du hörst auch nie auf«, meinte Faith voller Bewunderung. Mel hatte inzwischen schon ihren dritten oder vierten festen Freund. Rosie und Faith waren noch nicht so weit, sie begnügten sich noch mit Zuschauen und Träumen. »Meine Mum war vor Jahren mal Putzfrau bei Ginny Wilder«, fuhr Faith fort und schaute dabei hinauf zu den hohen schaurigen Schatten der Dachsparren. »Sie meinte, dass es hier spukt. Deshalb hat sie auch gekündigt.« Rosie hatte allerdings gehört, dass Ginny Faiths Mutter hinausgeworfen hatte, weil diese während der Arbeit trank, aber das behielt sie für sich.
    »Hey, der ist doch nicht schlecht«, sagte Mel.
    Rosie sah weit unten Sapphire mit ihren Eltern plaudern, wenn sie lachte, umschmeichelte ihr wippendes Haar die cremeweißen Schultern. Von Lawrence war nichts zu sehen. Sie hielt Ausschau nach Jonathan, aber auch ihn konnte sie nirgendwo entdecken. »Welcher denn?«
    »Der Typ im grauen T-Shirt. Er hatte vorhin eine Falkenmaske auf. Sam heißt der doch?«
    »Igitt, nein, nicht der!«, rief Rosie aus.
    »Das soll wohl ein Scherz sein«, erwiderte Mel. »Der ist umwerfend .«
    Rosie drehte sich zu ihren Freundinnen um und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Nur, wenn du auf Psychopathen stehst. Sam ist wirklich ein ganz grässlicher Kerl.« Sie schob ihr Haar zurück, um ihnen die Narbe an ihrem Hals zu zeigen. »Das hier habe ich ihm zu verdanken.«
    Mel erschrak. »Du sagtest doch, ein Zweig habe dich im Wald getroffen.«
    »Ich weiß, das habe ich meinen Leuten gesagt. Aber in Wirklichkeit hat Sam mir eine Kette vom Hals gerissen. Und als Matt versuchte sie zurückzuholen, hätte Sam ihn beinahe umgebracht.« Diese Erinnerung ließ sie erschaudern. »Mal ganz im Ernst, Mel, lass die Finger von ihm. Du brauchst ihn dir nur anzusehen, dann weißt du, dass mit ihm was nicht stimmt.«
    Mel sah sie entsetzt an. »Komm, das war nur ein Scherz. Okay … was ist mit dem Typen, der neben deinem Bruder steht?«
    Rosie drehte sich um und sah Matthew neben einem rotblonden Mann stehen, der etwa gleich groß, aber stämmiger gebaut war. »Das ist sein Kumpel Alastair Duncan. Sie gehen zusammen auf die Uni. Der ist okay.«
    »Der ist schon eher mein Typ. Nett und rau.«
    »Aber ein bisschen zu alt für dich.«
    Mel zuckte grinsend mit den Schultern. »Wieso? Wir machen doch nur einen Schaufensterbummel. Na los doch, Rosie, es muss doch einen geben, der dir gefällt.«
    Sie ließ ihren Blick über den Saal schweifen und suchte ernsthaft. »Ne. Da ist keiner.«
    »Wollt ihr wissen, wer mir gefällt?«, sagte Faith unerwartet. Ihre Stimme war ernst und bebte vor Verlegenheit. Ihre Wangen waren gerötet. »Matthew.«
    »Du liebe Güte«, sagte Rosie. »Du meinst doch nicht etwa meinen Bruder?«
    »Doch, ich mag ihn. Es ist doof, ich weiß. Aber ich finde ihn fantastisch.«
    Rosie lachte hohl. »Du musst nicht mit ihm leben.«
    »Keine Sorge, der wird mich in tausend Jahren nicht anschauen.«
    »O Fai.« Mel seufzte. »Weißt du, wenn du dir deine Haare färben und etwas trendigere Klamotten tragen würdest –«
    »Unmöglich. Mein Vater würde mich umbringen.«
    Rosie wollte sich nicht wieder ein Beratungsgespräch von Mel anhören müssen und ebenso wenig Faiths unweigerliche Auflistung sämtlicher Gründe, weswegen eine Veränderung unmöglich war. »Ich mach mich mal auf die Suche nach dem Klo. Bin gleich wieder da.«
    Als sie ins Halbdunkel eintauchte, hörte sie Faiths leiser werdende Stimme fragen: »Mel, nun sag schon, bist du jemals, du weißt schon, bis zum Äußersten gegangen?« Rosie hatte keine Schwierigkeiten, die Toilette zu finden, aber als sie herauskam, verirrte sie sich. Ein breiter Korridor folgte auf den anderen, durch hohe Fenster sickerte frostiges Sternenlicht. Von der Party war nichts zu hören oder zu sehen, nichts als Trostlosigkeit. Alles schien sich zu verschieben, als hätte das Haus seine Maske abgelegt. Sie bekam Gänsehaut, weil die Schattenreiche sich so fremdartig anfühlten, wie sie das außerhalb dieser Mauern nie empfunden hatte. Bestien schienen ihr auf leisen Pfoten zu folgen, verschwanden jedoch sofort wieder, wenn sie sich umdrehte.
    Sie blieb stehen, holte tief Luft und machte kehrt. Diesmal bog sie in einen

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