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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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wollte diese unappetitliche Angelegenheit publik machen.
    »Schön«, sagte Sam. »Wir hören.«
    Aller Augen glänzten erwartungsvoll. Sapphire erhob sich und schlang ihre Arme lose um ihren Leib.
    »Ich bin ein Mensch, das kann ich nicht ändern«, begann sie. »Könnt ihr mir eine gewisse Faszination nachsehen, die ich für Elfenwesen hege? Die habe ich von meinem Vater mitbekommen, der mir von einer alten Art schimmernder Dämonen-Engel erzählte, die sich in anderen Welten bewegen und Anlass für zahllose Mythen sind. Aus meiner Herkunft habe ich kein Geheimnis gemacht, selbst Rosie kennt sie.«
    Rosie warf ein: »Sie haben mir erzählt, Ihre Mutter sei ein brasilianisches Zimmermädchen gewesen und Ihr Vater ein reicher Amerikaner, der Sie zu sich genommen hat, nachdem Ihre Mutter gestorben war. Mehr weiß ich nicht.«
    »Aha, ich habe nie gesagt, dass er Amerikaner war. Eugene Michael Barada stammte aus einer südafrikanischen Dynastie von Minenbesitzern. Vor vielen Jahren kaufte er Land in Ecuador und kam, als er das Gebiet erforschte, zufällig in ein verstecktes Tal im Regenwald.« Sapphire lächelte, als sie sich an seine Geschichten erinnerte. »Er erzählte von Wesen mit flammenden Haaren und Umhängen oder Flügeln aus orangefarbenem Feuer; einem Alabastermann mit rabenschwarzem Haar; dunklen Frauen, die irgendwie auch Luchse mit goldenen Augen waren; von blaugrünen Meerjungfrauen. Fieberträume, dachte er. Er folgte diesen Fantasiegebilden zur Quelle des Flusses und sah sie dort in einem roten Spalt im Fels Bergbau betreiben. Er war verzaubert.
    Gleich darauf richtete der Bleiche mit dem rabenschwarzen Haar ein Gewehr auf ihn. Lawrence. Er nannte Barada einen Eindringling, einen Dieb. Er verlangte zu erfahren, wie er diesen geheimen Ort entdeckt habe. Mein Vater wies verständlicherweise darauf hin, dass die Mine, da er der rechtmäßige Besitzer dieses Gebiets sei, ihm gehöre und Lawrence der Eindringling sei.
    So begann der Streit, aber Lawrence wollte nicht verstehen, dass hinter Baradas Obsession mehr steckte als der Besitz. Sie hatte damit zu tun, dass ihn die Idee faszinierte, dass es diese mysteriösen Wesen gab.«
    Sapphire hielt inne und gestattete sich, einen Blick auf ihre Gesichter zu werfen. Sehr zu ihrer Zufriedenheit schienen sie alle hingerissen zuzuhören. »Er entwarf für mich einen wahren Bildteppich von den Elfenwesen – und das, obwohl er ein hartgesottener weißer Südafrikaner war, der so gar nichts Magisches an sich hatte. Ich weiß, dass er arrogant war. Wenn er seinen Willen nicht bekam, verbiss er sich wie ein Bullterrier – in diesem Punkt sind er und Lawrence sich sehr ähnlich. Er liebte und hasste die Elfenwesen gleichermaßen, er betete sie an und beneidete sie. Über all die Jahre dauerte der Streit an, er besuchte mich und schrieb mir. Dann, das ist jetzt siebzehn Jahre her, kamen keine Briefe mehr. Ich wusste, dass er tot war. Ich wusste, dass Lawrence ihn umgebracht hatte.«
    »Hast du einen Beweis dafür?«, fragte Auberon.
    Sie lachte trocken. »Er hat es vor drei Tagen zugegeben.«
    »Und es hat ihn gequält«, sagte Sam. »Hättest du ihn gekannt, hättest du das merken müssen.«
    »Was kümmert mich seine Qual?«, konterte Sapphire. »Er hat meinen Vater erschossen! Andere sahen in ihm nur den Tyrannen, für mich war Barada ein wunderbarer Mann. Wie viele andere wären schon bereit, eine illegitime Tochter anzuerkennen und sie wie ein großer, sonnenverbrannter Schutzengel zu sich zu holen? Er brachte mich nach New York und ich ließ mein altes Selbst wie eine abgeworfene Haut zurück. Als ich alt genug war, nahm er mich mit nach England und Europa. Ich veränderte mich. Ich wurde zu einem Chamäleon. Ich ging als Brasilianerin, als Amerikanerin, als Engländerin durch – doch das eine, was ich nicht sein konnte, das Einzige, was für ihn zählte, war ein Elfenwesen.
    Er brachte mich in Lawrence’ Geschäft in New York, damit ich mir dort die Albinitsteine ansehen konnte, die auf schwarzem Samt funkelten. Ich war wie das archetypische Kind, das vor dem Bonbonschaufenster steht. Er versprach mir, dass dieses Geschäft eines Tages uns gehören würde; dafür versprach ich ihm, dass ich, sollte ihm etwas zustoßen, den Kampf fortsetzen würde. Nach einiger Zeit nahm ich dort einen Job an: erst Verkäuferin, dann Managerin, dann Marketingdirektorin. Ich wusste gar nicht, dass ich einen Plan verfolgte, bis mein Vater verschwand. Dann machte ich mich für

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