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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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fing sich zitternd wieder und presste eine Hand an ihr Gesicht.
    Rosie hatte sie noch nie derart am Boden gesehen. Es war wie ein Schock.
    Jessica berührte sie besorgt am Arm. »Was ist denn passiert, Sapphire?«
    »Lawrence ist verrückt geworden. Er hat den Wagen zerstört. Er hat völlig den Verstand verloren.«
    Nach seiner Begegnung mit Sapphire hatte Sam ein paar Besorgungen erledigt und mit ein paar Leuten gesprochen. Jetzt fuhr er mit seinem Motorrad zurück nach Stonegate, verlangsamte jedoch seine Fahrt, als er sich Oakholme näherte und überlegte: Soll ich anhalten? Ist es zu früh, Rosie zu besuchen, mache ich damit alles nur schlimmer? Dann sah er Sapphires Wagen, schaute ein zweites Mal hin und trat hart auf die Bremse.
    Er ließ das Motorrad stehen und nahm den Wagen in Augenschein. Die Windschutzscheibe war zersplittert, die Reifen waren zerfetzt, die Karosserie eingedellt. »Verdammt«, sagte er. Die Eingangstür stand offen und er brachte Jon, der auf der Schwelle stand, dazu, ihn anzusehen, und fragte ihn: »Was ist denn passiert?«
    Das wirre Haar fiel ihm ins Gesicht, als er auf seinen Krücken ins Wanken geriet. »Ich weiß nicht.«
    »Doch, du weißt es. Beruhige dich und erzähl es mir.«
    Die anderen waren hineingegangen und hatten ihn allein zurückgelassen. Jon rang keuchend nach Luft. »Sapphire hat mich vom Krankenhaus abgeholt, doch als wir Stonegate erreichten, konnte ich nicht reingehen. Es war das erste Mal, seit Dad mich rausgeworfen hatte. Also stürmte sie wütend ins Haus und ließ mich allein da drin sitzen, wo ich versucht habe, all meinen Mut zusammenzunehmen. Dann kommt Dad in einem Taxi angefahren, aber er sieht mich nicht. Etwa fünfzehn Minuten später höre ich sie streiten. Ich meine, sie streiten eigentlich nie – es herrscht doch immer nur eisiges Schweigen. Aber sie kommen aus dem Haus und schreien einander an. Besser gesagt, sie brüllen sich an.
    Vater schäumt praktisch aus dem Mund – wie ein Irrer – und Sapphire behauptet sich ihm gegenüber, dreht dann aber ebenfalls durch. Er brüllt sie an, sie solle verschwinden. Plötzlich kehrt er auf die Veranda zurück und Sapphire kommt mit wehenden Haaren und Mantel auf den Wagen zugerannt – ich will gerade das Fenster herunterkurbeln, um sie zu fragen, was los ist –, da läuft sie schon auf die Fahrerseite und sagt: »Er weiß alles, wir müssen weg.«
    Sam hielt ihn am Oberarm fest. »Beruhige dich, es ist gut.«
    Er schluckte mühsam. »Sapphire ist völlig aufgelöst und versucht den Wagen zu starten und zu wenden. Vater kommt herausgerannt und hat eine Axt in der Hand! Er reißt meine Tür auf und versucht mich aus dem Wagen zu zerren, aber ich wehre mich dagegen und höre mich ihn anflehen, dass es mir leidtue und es vorbei sei, es ihre Schuld war und so. Ihm entgleitet die Tür, sodass es mir gelingt, sie zuzuziehen, und der Wagen rutscht über Kies und Matsch. Dann höre ich ihn brüllen und er schlägt mit der Axt auf die Motorhaube ein – so fest, dass sie bis zum Motor durchdringt – und fängt dann an, die Reifen zu zerhacken, macht glatt Jagd auf das Auto, während Sapphire es wendet. Dann trifft die Axt die Windschutzscheibe, peng .« Bei dieser Erinnerung erstarrt Jon und reißt die Augen auf. »Das Glas zersplittert explosionsartig über uns. Sie drückt aufs Gaspedal und weg sind wir. Ich drehe mich um und sehe Vater in der Einfahrt stehen. Er starrt uns nach und die Axt fällt ihm aus der Hand …«
    Jon lehnte sich zitternd an die Wand. »Wir haben es geschafft, auf platten Reifen den Berg herunterzufahren, bis der Motor seinen Geist aufgab … Du hättest sein Gesicht sehen sollen, Sam. Er war nicht nur wütend, sondern totenbleich und völlig neben der Spur. Ich hatte fürchterliche Angst. Er wird uns umbringen. Ich kann nie mehr zurück. Ich kann ihm nie mehr in die Augen schauen.«
    Sam erkundigte sich sanft: »Hat Sapphire gesagt, was genau er herausgefunden hat?«
    »Was denkst du denn?«, sagte Jon gequält.
    »Ich habe es ihm nicht gesagt!«
    »Das weiß ich. Sie hat es ihm gesagt. Um ihm wehzutun, so wie er ihr wehgetan hat, sagte sie.«
    »Aber womit hat es begonnen? Hat sie ein Foto erwähnt?«
    Jon runzelte hinter seinen Haarsträhnen die Stirn. »Was für ein Foto?«
    »Tut mir leid«, sagte Sam beschwichtigend. »Ich dachte, du seist im Krankenhaus in Sicherheit. Es war nie meine Absicht, dich da mit hineinzuziehen.«
    »Wie hättest du das verhindern können? Du magst ja

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