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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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nur, um dann darauf zu starren. Jetzt lag das Telefon wie eine Handgranate neben ihr. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und fast hätte der Mut sie verlassen. Aber dann griff sie doch danach, wählte und hörte Sams Stimme am anderen Ende. »Hi Rosie.«
    »Äh«, begann sie, um einen lockeren Ton bemüht, »bist du auf Stonegate?«
    »Ja, ich bin noch immer da.«
    »Hast du mit deinem Vater geredet?«
    »Eigentlich nicht.« Er hörte sich an, als sei er in Gedanken woanders. »Er hat den Erschieß-den-Boten-Modus eingeschaltet, sich in der Bibliothek eingeschlossen und will nicht mit mir reden.«
    »Bedauerst du es, Sapphire dazu gebracht zu haben, es ihm zu erzählen?«
    »Keinen Augenblick lang. Es tut mir nur leid, dass es meinen Vater und Jon verletzt hat. Was ihren Auftritt betrifft, hat sie dafür wirklich einen Oscar verdient. Tut mir auch leid, dass das bei euch im Wohnzimmer über die Bühne gehen musste. Ist mir dir alles okay, Foxy?«
    »Ja.« Sie schluckte. »Es ist nur – ich kann nicht schlafen. Ich mache mir Sorgen um Lucas – es geht ihm körperlich gut, aber er ist nicht er selbst. Ich glaube, der Schock des Unfalls hat ihn erst jetzt getroffen. Ich weiß, dass ihm nichts passieren kann, aber ich mache mir dennoch ständig Sorgen. Es ist so viel passiert … ich will nicht allein sein. Kannst du … vorbeikommen? Nur für heute Nacht, dann geht es mir gleich besser.«
    Es folgte ein Schweigen, das sie nicht zu deuten wusste. Als er antwortete, hörte er sich unpersönlich an und als wäre er nicht er selbst. »Ich – ich halte das für keine gute Idee, Rosie. Du bist doch nicht allein im Haus, oder? Du brauchst jetzt deine Familie, nicht mich. Es wäre nicht richtig. Deine Eltern fänden es nicht gut, wenn ich zu euch komme.« Er ließ sie sanft, aber entschlossen abblitzen. »Versuch zu schlafen. Ich rufe dich morgen wieder an.«
    »Oh«, sagte sie leise. »Okay, ja, du hast recht. Ich werd’s versuchen. Gute Nacht.«
    Sie ließ das Telefon sinken und blieb reglos und ernüchtert sitzen. Zehn Minuten lag rührte sie sich nicht. Wenn sie atmete, würde sie anfangen zu weinen, aber sie konnte und wollte nicht in Selbstmitleid baden. Dann begannen ihre Füße zu prickeln und sie wurde von einer Zorneswoge erfasst, die sie fast vom Bett gehoben hätte.
    Sie griff nach dem Telefon und wählte, indem sie auf die Tasten einschlug. »Lass den Scheiß, Sam«, knurrte sie. »Beweg jetzt sofort deinen Arsch hierher!«
    Die Stimme, mit der er antwortete, hörte sich ganz anders an als zuvor – er schien vor Kälte zu bibbern. »Ja, kannst du vielleicht mal runterkommen und eure Hintertür aufschließen? Es ist verdammt kalt hier draußen.«
    Sie sah sein weißes Gesicht, das er gegen die Scheibe presste, und als sie die Tür öffnete, drängte er sich in einem Strudel aus kaltem Wind und Regen durch den Spalt. Sie umklammerten einander und hielten sich fest. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, seine Wange auf ihrem Haar. Dann lösten sie sich gerade so weit voneinander, um sich heftig atmend anzuschauen. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie.
    »Sam«, keuchte sie, als sie wieder auftauchte. »Du bist den Berg runtergerannt …«
    »Ich habe versucht, mich von dir fernzuhalten«, sagte er. »Ich kann es nicht. Ich vermisse dich so sehr.«
    »Ich auch, es bringt mich um. Komm hoch in mein Zimmer.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja. Zieh deine nassen Stiefel aus. Ich habe oben eine Flasche Wein und einen Fernseher – wir können uns einen Film anschauen. Ich will nicht allein sein.«
    »Wenn deine Leute nichts dagegen haben. Alles, was du willst, mein Schatz. Wenn du nur Gesellschaft suchst – ich komm damit klar.«
    »Ja. Nein. Ich weiß nicht. Wir müssen reden.« Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit sich. »Komm.«
    Als Sam ihr Zimmer betrat, sah er sich um und ließ die vom Schein der Lampe in goldenes Licht getauchten hellen Cremetöne, die dunkle Eiche und die gerahmten Waterhouse-Drucke auf sich wirken. »Das Schlafzimmer von Rosie Fox«, hauchte er. »Foxys Schlafzimmer.«
    Sie zündete ein Räucherstäbchen an, suchte eine DVD aus und schaltete den kleinen Fernseher an, der auf einer Kommode stand. »Hast du es dir so vorgestellt?«
    »In meiner Vorstellung waren es immer feuerroter Satin und dunkelrote Rosen«, sagte er und zog seine Jacke aus. Darunter trug er ein offenes burgunderfarbenes Hemd über einem schwarzen T-Shirt. »Ich weiß auch nicht warum. Doch was die

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