Vaethyr: Die andere Welt
Präraffaeliten angeht, lag ich richtig.«
»Du hast es dir in deiner Fantasie vorgestellt, nicht wahr?« Es amüsierte sie. »Ich wette, du hast dir stundenlang ausgemalt, wie mein Schlafzimmer wohl aussieht und was du gern darin tun würdest. Du Perversling!«
»Ein Mann braucht ein Hobby.« Sam warf sich der Länge nach aufs Bett, drehte sich auf den Rücken und rekelte sich auf dem cremefarbenen Satin. »Es ist hübsch. Warm und einladend. Ein perfekter Ort, um … sich einen Film anzuschauen.«
Sie machten sich vor dem Kopfteil ein Nest aus Kissen zurecht, schlangen die Arme umeinander und versuchten sich auf einen skurril-schaurigen Animationsfilm zu konzentrieren. Und es tat gut. Der Schrecken verlagerte sich in die Vergangenheit. Sie waren entspannt, alle schwierigen Gespräche waren beiseitegefegt und die Zukunft auf später verschoben, wenigstens für eine Nacht. Rosie redete sich ein, dass sie diese Nacht platonisch verbringen könnten, obwohl es nur zu leicht war, sich zu küssen und zu berühren, während sie sich den Film ansahen.
»Was ist denn nun mit Lucas?«, fragte er sie nach einer Weile.
»Er ist nicht mehr ans Bett gefesselt und läuft herum«, sagte Rosie, »aber er ist so trübsinnig. Lächelt nicht und will nicht reden. Und selbst die Aussicht, nach Hause zu kommen, heitert ihn nicht auf.«
Während sie sprach, hatte sie den bitteren Geschmack von Tränen auf der Zunge. Sam küsste und streichelte ihr Haar. »Reg dich nicht auf. Ich glaube, ich weiß, was mit ihm los ist.«
»Tatsächlich?«
»Offenbar hatten er und Jon Streit. Jon ist deswegen richtig fertig.«
»Das ist ja toll«, meinte Rosie seufzend. »Warum hat er mir das nicht gesagt? Das ist doch sonst nicht seine Art.«
»Hey, gib ihm Zeit. Es kann Monate dauern, bis er sich ganz erholt hat. Wenn Elfenwesen sich für Übermenschen halten, dann kommt es zu Problemen.«
Rosie lehnte sich entspannt an ihn. Sie tranken Rotwein und redeten über Luc, Matthew und Ginny. Als der Film zu Ende war, waren sie noch immer hellwach. Rosies Hand ruhte auf Sams Unterarm. Als er nach der Fernbedienung griff, verhärtete sich der Muskel unter ihren Fingerspitzen und löste ein Prickeln in ihr aus. Sie ließ ihre Finger zum Oberarm wandern und sagte: »Spann mal deinen Arm an.«
Sam gehorchte. »Ist es so gut?«
»Oh«, sagte sie und strich mit ihrer Hand die Konturen nach. Seine seidige Haut über dem angespannten Bizeps fühlte sich unglaublich sinnlich an. Sie ließ ihre Handfläche weiter nach unten gleiten, über Brust und Bauch. »Und jetzt mal deine Beine.«
Er spannte sie grinsend an. Die Kraft seiner Schenkel, die selbst durch die Jeans zu spüren war, raubte ihr den Verstand. Sie griff mit beiden Händen nach einem Bein und presste ihre Wange dagegen. Sanft biss sie ihn, nicht, um ihm wehzutun, sondern nur, um die Vitalität seines Schenkels mit Zähnen und Zunge zu spüren. Sam fing zu lachen an. »Amüsierst du dich gut?«
»O mein Gott, ich hatte ganz vergessen, wie toll du dich anfühlst«, keuchte sie und schob sich dabei das Haar aus dem Gesicht. »Nun, vergessen habe ich es nicht, war mir aber dieser köstlichen … Härte … nicht bewusst.«
»Davon habe ich noch mehr zu bieten.« Seine Stimme war zittrig, aber sein Interesse wurde offensichtlich. Die Versuchung war gewaltig. Sie strich mit ihrer Fingerspitze über die Schwellung unter dem Stoff und hörte, wie er die Luft anhielt.
Während er ihr Haar streichelte, zog er sie auf sich, und sie fingen an sich zu küssen, sanft, aber hungrig. Nach einer Minute lehnte er sich zurück und meinte flüsternd: »Tu das nicht, wenn du Angst hast, am Morgen deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben. Lass uns aufhören, solange wir noch können.«
Das ernüchterte sie und sie löste sich von ihm. »Willst du wirklich weggehen, Sam? Ich will dich nicht von deiner neuen Karriere abhalten, aber …«
Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrem Scheitel, als er ausatmete. »Überleg doch mal, wie es wäre, wenn ich bliebe, Schatz. ›Seht euch diesen hoffnungslosen Sohn von Lawrence Wilder an, diesen verurteilten Mörder, der Rosies Ehe kaputt gemacht und so viel Kummer verursacht hat – was will so ein nettes Mädchen eigentlich von dem ?‹ Meinetwegen können sie sagen, was sie wollen, Rosie, aber überleg mal, wie du dich fühlen wirst, wenn du dir alle diese Gehässigkeiten anhören musst.«
»Ich gebe nichts auf das, was andere Leute denken«, sagte sie hitzig. »So bist
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