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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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nicht wie.«
    An den weißen Wänden des Bauernhauses rankten Efeu und Wein. Hinter dem Haus stand eine lang gestreckte moderne Scheune, die eher an eine Fabrik erinnerte, aber vom Haus aus hatte man einen prächtigen Blick auf die Felder, die sich bis hinunter ins Tal von Cloudcroft erstreckten und dann auf der anderen Teilseite wieder bis zu den High Warrens anstiegen. Seitlich des Hauses bedeckte stinkender grüner Matsch den Hof, der sich in Sams Stiefeln festsetzte, als er näher kam.
    Er versuchte gerade das Gröbste mit dem Stiefelkratzer zu entfernen, als Dr. Meadowcroft – Rosies Tante würde für ihn niemals Phyll werden – die Tür aufmachte. »Jon ist in der Küche«, sagte sie schroff. »Er ist mit Abwaschen dran, damit er sich wenigstens ein bisschen einbringt.« Dabei lächelte sie ihr förmlich-freundliches Lächeln. »Ich lass dich mit ihm allein.«
    Jon lehnte an der großen, langen Spüle und trocknete lethargisch Teller mit einem rot-weiß karierten Geschirrtuch ab. Er trug seinen üblichen verlotterten Look, Bein und Handgelenk waren von ihren Verbänden befreit. Sam sah sich um. Der Raum war groß, nichtssagend und heruntergekommen, und es roch erdig nach Tieren und feuchten Mänteln. An einem Deckengestell hingen Kochtöpfe. Dieser Ort strahlte eine Zuversicht aus, die sentimentale Gefühle in ihm auslöste.
    »Was steht an?«, fragte Sam.
    Sein Bruder zuckte zusammen wie ein aufgescheuchtes Reh. »Nichts.«
    »Auch gut.« Sam zog die Brauen hoch. »Das sollte keine Anklage sein. Ich frage mich nur, wie lange du noch vorhast, dich hier zu verstecken.«
    Jon seufzte und warf sich das Abtrockentuch über die Schulter. »Wo soll ich denn sonst hin, ich habe doch nichts.«
    »Wo ist die böse Stiefmutter?«
    »Ausgegangen. Sie ist essen mit Freunden, damit sie über Vater herziehen kann.«
    »Es erstaunt mich, dass sie noch immer hier ist.« Sam federte sich ab und setzte sich auf die Küchentheke.
    »Vermutlich wartet sie, bis sie herausgefunden hat, ob sie nicht doch noch was aus ihm herausholen kann. Sie hat sich einen Anwalt genommen … ich bin mir sicher, dass sie ihn vögelt.«
    »Eifersüchtig?«, fragte Sam matt.
    »Wohl kaum«, erwiderte Jon angewidert. »Ich habe dir doch gesagt, es ist vorbei. Ich wünschte bei Gott, es wäre nie passiert. Unsere Zimmer liegen am jeweils anderen Ende des Hauses – ich zeig’s dir, wenn du mir nicht glaubst!«
    »Ist ja gut, nun raste doch nicht gleich aus. Ich glaube dir. Wusstest du, dass Lucas auf Stonegate ist?«
    »Hm. Jon begann plötzlich ganz geschäftig damit, das Besteck zu verräumen. »Ja, hab ich gehört.«
    »Hast du ihn gesprochen?«
    »Nein. Er kann mich ja anrufen, wenn er will.«
    »Bist du eigentlich gar nicht neugierig zu erfahren, was er dort macht?«
    »Nein«, sagte Jon schmallippig. »Der soll sich gefälligst ins Knie ficken.«
    »Das wird er sicher tun«, erwiderte Sam. »Was anderes kann man auf Stonegate gar nicht machen.«
    Schweigen. Dann fragte Jon: »Und was ist mit dir? Vögelst du noch immer mit Rosie?«
    Sam antwortete mit einem breiten Lächeln. »Ja, danke der Nachfrage.«
    »Ich finde das unfassbar. Ich bin davon ausgegangen, dass ihre Eltern dich mit vorgehaltener Waffe aus der Stadt vertreiben. Und ich dachte, du und ich, wir würden gemeinsam abhauen.«
    »Ihre Eltern mögen mich.«
    Jon lachte. »Hast du sie hypnotisiert?«
    »Sagen wir mal so, ich bin zur Bewährung dort.«
    »Das freut mich für dich. Du hast dein Leben jetzt im Griff.«
    »Das könntest du genauso haben, wenn du dir darüber mal Gedanken machen würdest. Dazu ist keine verdammte Quantenphysik erforderlich.«
    »Denkst du etwa, das ist leicht? Unsere Mutter konnte gar nicht schnell genug das Weite suchen, Vater hasst mich, mein bester Freund wendet sich gegen mich, ein durchgeknallter eifersüchtiger Ehemann versucht mich umzubringen – ich dachte, dass wenigstens Sapphire was an mir liegt, bis mir klar wurde, dass ich nur so lange nützlich war, wie sie Lawrence mit mir quälen konnte. Und doch ist das alles, was mir geblieben ist – sie.«
    »Du hast auch noch mich.« Sams Ton war eher spitz als einfühlsam. »Aber du lässt mich ja nicht an dich ran. Hast du schon mal mit Vater gesprochen, seitdem du weggegangen bist?«
    Jon sah ihn finster an. »Nein. Was soll ich ihm denn sagen? ›Hoppla, tut mir leid wegen der unaussprechlichen Dinge mit meiner Stiefmutter – mir wird schon bei der bloßen Erinnerung daran schlecht, falls dich das

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