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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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liebkosen.
    Als sie aus dem Portal heraustraten, öffnete sich Elysium und begrüßte sie mit einem Himmel, der so weit war, dass man sich auf einem Klippenrand wähnte, kurz davor, vom Universum verschlungen zu werden.
    Sie verharrte in wortlosem Staunen. Von hinten rempelte sie jemand an und erinnerte sie daran, weiterzugehen, aber sie konnte sich nicht vom Anblick des Himmels losreißen. Es war der um ein Vielfaches vergrößerte Erdenhimmel, Sterne trieben in Haufen über das Himmelsgewölbe und ergossen sich in eisigen Schleiern über den Horizont. Ihr zartes Silberlicht brachte die bewaldete Landschaft zum Leuchten. Planeten waren klar zu sehen; die Scheibe von Mars, rot wie Naamon, die marmorierte Oberfläche von Jupiter, der wolkige Saturn mit seinen Ringen – alle so groß und deutlich wie Monde.
    Inmitten der drängenden Menge tiergesichtiger Gottheiten stieg sie, in Licht gehüllt, den Hang hinab und konnte kaum glauben, dass sie dazugehörte. Zu ihrer wachsenden Verwunderung wurden sie von Aelyr-Massen erwartet, die allesamt entlang des Wegs standen, der zwischen den Bäumen hindurchführte. Leuchtkäfer schimmerten zwischen ihnen. Glänzende Haare, Edelsteinaugen, maskierte und unmaskierte Gesichter, die gleichermaßen fremd waren. Sie sah riesenhafte Wesen mit Haut und Haaren wie Schnee; leuchtend grüne Iriden, die aus schwarzen Obsidiangesichtern funkelten; kleine schlanke Gestalten, so braun wie Rinde mit hellblauen Augen. Sie sah Flügel und stolze Tiergesichter, die vielleicht Masken waren, vielleicht auch nicht. Die Tausende von Lichtern, die sie vor sich hertrugen, glitzerten wie Pusteblumen.
    Rosie, die kaum das federnde Gras unter ihren Fußsohlen spürte, gab sich ganz der Verzauberung hin, die ihr die Augen öffnete: Die Spirale war der Schnittpunkt Dutzender Realitäten. Die dunkle Schwester von Mutter Erde.
    Die Vaethyr folgten dem Weg durch den Wald und erreichten schließlich eine Lichtung, wo Hunderte Aelyr sie inmitten eines Kreises aufrecht stehender Steine erwarteten. Die Steine waren von tiefdunklem Blau und mit Gold gesprenkelt wie Lapis. Als sich die beiden Gruppen trafen, hielten sie inne und schauten sich an. Dann wurden gleichzeitig alle Masken abgenommen.
    Mehr denn je glaubte Rosie, sich in einem Traum zu befinden. Sie sah ihren demaskierten Vater als sein verwandeltes bärenfuchsiges Selbst; ihre Mutter als einen transluziden goldenen Vogel; Matthew als gestreifte Bestie, die sich stolz gab und keine Angst mehr kannte; Faith, die außergewöhnliche Wassernymphe. Comyn erinnerte an einen Minotaurus und Phyll war ein Vogelgeist wie ihre Schwester – und da ihr all dies so vertraut vorkam und so richtig zu sein schien, merkte sie, dass es ihr ganzes Leben lang hinter einem Schleier verborgen vorhanden gewesen war. Heute endlich wurde der Schleier gelüftet.
    Sie schaute hinab auf ihre eigenen Hände. Noch immer menschlich, aber schimmernd wie Sternenlicht. Sie warf einen Blick auf Lucas, der ebenfalls unverändert war, aber wie von innen heraus leuchtendes Elfenbein aussah.
    Die Menge der Aelyr teilte sich. Auf der so entstandenen Allee kam eine Frau auf sie zugeschritten, um die Besucher zu begrüßen. Sie hatte ein langes, bleiches, altersloses Gesicht unter lang fallendem, eisgrauem Haar. Ihr weißes Gewand wurde von einem aufgestickten Lilienstängel unterteilt, der vom Saum nach oben wuchs und auf ihrem Busen blühte. Rosie hörte ehrfürchtig raunende Stimmen: »Liliana.« Auf ihren nach vorne ausgestreckten Händen lag quer ein heller, polierter Holzstab.
    Angetrieben von Auberon ging Lucas ihr entgegen. Als er zu ihren Füßen niederkniete, beugte Liliana sich herab, um seinen Scheitel zu küssen und lächelnd mit ihm zu flüstern. Als er sich wieder erhob, legte sie ihm den Apfelholzstab in die Hände. Sie tauschten einen langen Blick: Urgroßmutter mit Urenkel.
    Tränen brannten in Rosies Augen. Auch Sam und Lawrence hätten das erleben sollen!
    Gespensterhaft brandete Applaus auf, dann vermischten sich die beiden Gruppen. Rosie verlor ihre Familie gänzlich aus den Augen. Sie wurde in einem Strudel rätselhafter Gesichter mitgerissen, deren lächelnde Lippen die ihren berührten. All diese unirdischen neuen Erfahrungen waren fantastisch, genauso wie das Gefühl, Teil dieses Tanzes aus Licht und Samt zu sein. Sie spürte die sich aufbauende ausgelassene Begeisterung, hörte die Stimmen, die einander zuflüsterten: »Wirst du heute Abend am Großen Tanz

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