Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
Westen?«, fragt sie und überlegt, wie oft er so etwas macht.
»Nein«, erwidert er. »Du bist die erste. Ich fand Frauen aus dem Westen bislang immer ziemlich blasiert und oberflächlich. Bis ich dir begegnet bin.«
Sie erkennt an seinem Blick, dass er es ernst meint.
»Ich bin Modefotografin«, sagt sie. »Ich arbeite hart und reise viel.«
»Dann hast du schon viel von der Welt gesehen.« Er sieht sie voller Sehnsucht an. »Erzähl mir, in welchen Ländern du gewesen bist.«
»Nun, ich lebe in Italien, und ich war in Frankreich, Spanien, Portugal, Amerika, Hongkong, Singapur, Indien, Jugoslawien …« Sie hält inne.
»Da kommt noch mehr?«, ruft er aus.
»Ja. In Holland natürlich, und in Belgien, Griechenland, Österreich, Ägypten, Marokko …«
»Sind die alle sehr unterschiedlich?«, fragt er.
»Ja, sehr.«
»Und reist du immer allein?«, fragt er.
Sie zögert und blickt auf ihr Jägerschnitzel, in dem sie herumgestochert hat, ohne wirklich davon zu essen.
»Nein.« Sie holt Luft. »Manchmal nehme ich meinen Freund mit … und meinen Sohn.«
Sie sieht auf und hält seinem Blick stand. Er wirkt überhaupt nicht überrascht.
»Das habe ich mir gedacht. Du trägst zwar keinen Ehering, aber wie kann eine Frau wie du allein sein?«
»Wir sind schon ziemlich lange zusammen.«
»Und wie alt ist dein Sohn?«
»Zwölf.«
»Das kann nicht sein, du wirkst noch so jung!«
»Du bist süß«, sagt sie, »aber das glaube ich nicht.«
Karel mustert sie einen Augenblick.
»Warum bist du hier bei mir, wenn du einen Partner hast?«
»Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht«, erwidert sie heiser. »Ich musste dich einfach wiedersehen.«
Er schiebt unter dem Tisch langsam sein Knie zwischen ihre Schenkel und weckt ihre Lust.
»Willst du sehen, wo ich wohne?«, fragt er.
Sie nickt.
»Es ist nicht gerade schick«, meint er.
»Das ist mir egal.«
Karel führt sie durch die Straßen Berlins. Zu ihrer Rechten steht der riesige Fernsehturm, den Tina gestern fotografiert hat. Der hochmoderne, futuristische Turm, der in den Himmel aufragt, steht im Gegensatz zu den grauen Straßen. Tina erkennt die Gegend von gestern wieder. Sie befinden sich in der Nähe des Hauses, in dem Lotties Punkfreunde wohnen, doch Karels Viertel wirkt etwas weniger heruntergekommen. Während sie nebeneinanderhergehen, nimmt er ihre Hand und eine Welle der Energie durchströmt Tinas Körper. Sie fühlt sich nicht wie eine fünfunddreißig Jahre alte Mutter und Ehefrau, sie fühlt sich wieder jung – voller Neugierde auf die Abenteuer, die die Welt ihr zu bieten hat.
In Karels Wohnung fühlt sich Tina gleich zu Hause. Sie ist ganz anders als der funktionalistische Plattenbau, in dem Sabine und Rudolf wohnen, aber auch anders als die schäbige Bude von Lotties Punks. Die Wohnung erinnert sie an ihre eigene Wohnung in Mailand. An den Wänden stehen volle Bücherregale. Wenn sie die Bücher in Ruhe studieren würde, würde sie sicher einige als zu bürgerlich eingestufte Klassiker vermissen. Neben dem Fenster stehen Schallplatten und ein Plattenspieler. Als Tina sie durchsieht, bemerkt sie, dass es sich ausschließlich um Klassik handelt, und zwar nur von den Lieblingskomponisten des Ostblocks: Schostakowitsch, Beethoven, Bartok, Hans Eisler. Karel besitzt ein umfassendes Repertoire, doch Tina ist sicher, dass auch hier einige verpönte Komponisten fehlen. Karel tritt neben sie und reicht ihr ein kleines Glas Wodka, dann legt er eine Platte auf. Der zweite Satz von Beethovens Kaiserkonzert schallt durchs Zimmer.
»Woher wusstest du, dass mir das gefällt?«, fragt sie.
»Welcher romantischen Frau gefällt das nicht?«
Einen kurzen Augenblick überlegt sie, das Ganze zu lassen, ihr Glas abzustellen und zu gehen. Doch dann führt Karel sein Glas an ihre Lippen, sie öffnet den Mund und lässt die Flüssigkeit ihre Kehle hinunterrinnen. Der brennende Wodka lässt sie mutiger werden. Karel nimmt ihr das andere Glas aus der Hand, kippt es mit einem Schluck hinunter und stellt es ab. Er legt seine Hände auf ihre Taille, zieht sie an sich, beugt sich hinunter und küsst sie. Es ist ein langer, ausgiebiger Kuss. Sie haben ihm entgegengefiebert, seit sie gestern Abend gegangen ist. Karel teilt Tinas Lippen und streicht mit der Zunge über ihre Unterlippe und ihre Zähne. Dann über die Oberlippe. Tina fühlt sich an einen großen Panther erinnert, der seine Beute leckt, bis sie sich ihm vollkommen ausliefert. Seine Zunge drängt tiefer in
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