Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
Nase weggestohlen und dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben hatte. Glen war ziemlich viel Geld entgangen. Das war der Grund, warum er sie an jenem Tag in der Blauen Grotte angegriffen hat.
»Er ist ein Mörder«, stellt Valentina fest.
»Können Sie das genauer erklären, Miss?«, bittet Delaney.
Sie erzählt ihm mehr von Thomas.
»Damit wir das richtig verstehen«, vergewissert sich Balducci, »Ihr Freund hat Bilder gestohlen und sie Familien wiedergegeben, die diese im Zweiten Weltkrieg an die Nazis verloren hatten?«
»Ja, aber eigentlich war es kein Diebstahl«, betont Valentina. »Nachdem er mit den Besitzern der Bilder gesprochen und ihnen die wahre Geschichte über ihre Herkunft erzählt hat, haben die meisten keine Probleme gemacht. Sie haben sich geschämt und mögliche Anzeigen zurückgezogen. Nicht alle Bilder haben die Nazis mitgenommen, einige sind am Ende des Krieges auch von alliierten Soldaten gestohlen worden.«
»Wie passt dieser Glen ins Bild?«, will Delaney wissen.
»Wie gesagt, er war ein Konkurrent. Der Unterschied war allerdings, dass er sich teuer bezahlen ließ, manchmal mit Millionen. Dafür beschaffte er den Familien die Bilder, die sie unbedingt wiederhaben wollten.«
»Was ich nicht verstehe, warum haben diese Menschen es nicht auf legalem Weg versucht? Sie hätten die Bilder doch bei Gericht einklagen können«, fragt Balducci.
»Nicht in allen Fällen. Und außerdem dauert so etwas Jahre. Viele der ursprünglichen Besitzer haben den Krieg überlebt und sind sehr alt. Sie wollten einfach ihre Sachen zurückhaben.«
»Aber warum hat Ihr Thomas das getan, wenn er dafür kein Geld erhalten hat?«, drängt Delaney.
»Weil er versucht hat, ein Unrecht wiedergutzumachen.« Valentina zögert und holt tief Luft. »Seine Familie stammt ursprünglich aus Amsterdam. Sein Großvater hat in den Dreißigerjahren für den jüdischen Kunstsammler Albert Goldstein gearbeitet. Zu Beginn des Krieges haben viele jüdische Familien und andere Flüchtlinge ihre Werke bei Goldstein gelassen, damit er auf sie aufpasst. Als die Nazis in Holland einmarschiert sind, musste Goldstein dann selbst fliehen. Er hat die Gemälde bei Thomas’ Großvater gelassen, damit er sie schützt. Doch der Einsatzstab Hermann Görings hat ihn schließlich gezwungen, die Bilder für einen lächerlichen Betrag zu verkaufen.«
Valentina hält inne und ballt die Hände in ihrem Schoß. Sie kann nicht glauben, dass sie der Polizei von der privaten Suche der Steens erzählt. Einen Augenblick sieht sie das Gesicht von Mrs. Steen vor sich. Die durchdringenden blauen Augen, das weiche Kinn, das mütterliche Lächeln. Bringt Valentina sie in Schwierigkeiten? Sie ist schon schuld am Verlust ihres Sohnes. Wie kann sie ihnen noch weiter wehtun? Doch ihr Bedürfnis nach Rache an Glen ist stärker, und wenn sie mit der Polizei zusammenarbeiten muss, um ihn zu fassen, wird sie ihnen alles sagen, was sie weiß.
»Thomas’ Großvater hat sein gesamtes Leben daran gearbeitet, diese Bilder ihren rechtmäßigen Besitzern wiederzubringen. Thomas hat versucht, ihm zu helfen.«
Balducci pfeift.
»Wow, ich wusste gar nicht, dass es solche Männer noch gibt.«
»Was meinst du?«, fragt Delaney.
»Na ja, die etwas Gutes für andere tun und dabei ihre Freiheit aufs Spiel setzen. Klingt, als sei dieser Thomas ein ganzer Kerl.«
»Ja, das war er …«, flüstert Valentina und atmet noch einmal tief ein. Beide Cops blicken sie fragend an.
»Er ist tot. Glen hat ihn umgebracht.«
Delaney hebt die Brauen.
»Wir haben diesen Ganoven bislang nicht für einen Mörder gehalten«, bemerkt Balducci.
»Glauben Sie mir, das ist er. Ich war dabei.« Sie holt noch einmal tief Luft und erzählt ihnen von der Blauen Grotte. Wie Thomas und sie in die kleine Höhle gerudert sind, Glen ihnen gefolgt ist, sie angegriffen und Valentina ins Meer gezerrt hat. Thomas hatte sie gerettet, und er hatte darauf bestanden, dass Valentina allein zu dem Fischerboot zurückruderte, mit dem sie gekommen waren, um den Skipper um Hilfe zu bitten. Thomas hatte versprochen, ihr mit Glen in dem anderen Ruderboot zu folgen.
Ich lasse dich nicht im Stich, Valentina .
Aber das hatte er. Denn weder Thomas noch Glen waren an jenem Tag aus der Blauen Grotte zurückgekehrt.
»Die italienische Polizei glaubt, dass es zu einem weiteren Kampf gekommen ist und beide dabei ertrunken sind. Ihre Leichen hat man jedoch nie gefunden. Wenn Glen in New York herumläuft, kann das nur
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