Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
eins bedeuten: Er hat Thomas umgebracht«, sagt Valentina mit zittriger Stimme.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, überlegt Delaney so leise, dass Valentina ihn kaum hört.
»Was meinen Sie?«, fragt Valentina und spürt, wie sie kalte Angst beschleicht.
»Sie sagen, man hat keine Leichen in der Blauen Grotte gefunden? Vielleicht haben sie einen Deal gemacht.« Delaney spricht jetzt lauter. »Dieser Klimt-Raub war eine große Sache. Um das Alarmsystem dort auszutricksen, benötigt man Experten. Was, wenn Glen und Ihr Thomas zusammenarbeiten?«
Valentina springt auf und wirft dabei ihren Kaffeebecher zu Boden.
»Auf keinen Fall!«, widerspricht sie vehement. »Er hat versucht, mich umzubringen. Thomas hat ihn gehasst …«
»Okay, beruhigen Sie sich.« Delaney beobachtet sie gelassen.
»Es ist nur ein Gedanke.« Balducci wirft seinem Partner einen warnenden Blick zu. »Nehmen Sie es ihm nicht übel«, sagt er an Valentina gewandt. »Er denkt sich immer so verrückte Theorien aus.«
Aber sie sieht, wie Balducci und Delaney Blicke tauschen. Sie halten es für möglich, dass Thomas an dem Raub beteiligt ist.
»Nein, das ist unmöglich«, wiederholt Valentina. »Thomas wäre nicht einfach so verschwunden, ohne Kontakt zu mir aufzunehmen. Er hat mich geliebt.« Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern, und sie schämt sich, vor diesen Männern so bloßgestellt zu werden. Sie weiß, was sie denken. Das passiert ständig. Menschen laufen voreinander davon, auch wenn sie sich lieben.
Tina
1984
Tina fühlt sich wie achtzehn. Sie hat eine schlaflose Nacht in ihrem Westberliner Hotelzimmer verbracht, mit klopfendem Herzen und rauschendem Kopf. Die Stimme der Vernunft ruft ihr zu: Geh heim. Heim zu Phil, ihrem Leben in Mailand, zurück in ihre sichere Welt. Aber Tina kann keinen klaren Gedanken fassen. Es ist, als hätte Karel Slavik in ihr einen Schalter umgelegt und als seien nach zwei Jahren plötzlich ihre Geister aus einem tiefen Schlaf erwacht. Sie möchte Phil auf keinen Fall wehtun, und doch kann sie nicht anders. Alles, woran sie denken kann, ist Karel wiederzusehen. Sie stellt sich vor, wie sie dieses Hotel in Ostberlin betritt und er auf sie wartet, und sie begehrt. Sie muss wissen, ob dieser schöne junge Mann sie wirklich will. Sie redet sich ein, dass es ihr eine Lehre sein wird, da Karel natürlich nicht auftauchen wird. Dann wird sie gedemütigt den Rückweg antreten müssen und Phil umso mehr schätzen. Und doch kann sie Karels Blick beim Abschied gestern Nacht nicht vergessen. Darin lag ein Versprechen.
Hastig kleidet sie sich an: eine mitternachtsblaue Korsage mit schwarzem Spitzensaum und einem dazu passenden winzigen schwarzen Slip. Sie ist sich bewusst, dass diese Dessous dazu gemacht sind, enthüllt zu werden. Darüber trägt sie ein Wickelkleid von Diane von Fürstenberg. Es ist aus einem schlichten fließenden Jersey-Stoff mit einem Muster aus smaragdgrünen und blauen Wirbeln. Sobald sie es anzieht, fühlt sie sich weiblich und sexy. Während sie ihr Make-up aufträgt, rügt sie sich. Was ist in sie gefahren? Ein junger Mann zeigt Interesse an ihr, und schon führt sie sich auf wie ein liebestolles Schulmädchen. Sie muss sich zusammenreißen. Noch ist es nicht zu spät für einen Rückzieher, noch könnte sie ihren Flieger erwischen. Stattdessen greift sie zum Telefonhörer.
»Ach, das ist ja schade«, sagt Phil.
»Es tut mir leid, aber wir müssen einen Teil der Aufnahmen wiederholen, die gestern nichts geworden sind.«
Kurz begegnet Tina im Spiegel ihrem Lügengesicht, schnell wendet sie den Blick ab.
»Okay, gut, mach dich nicht verrückt. Ich weiß doch, was für eine Perfektionistin du bist. Versuch, dich heute Abend zu entspannen.«
Bei der Ironie seiner Worte zuckt sie zusammen.
»Phil, es tut mir wirklich leid.«
»Es ist okay, Schatz, es ist schließlich nicht das Ende der Welt. Bis morgen.«
Nachdem sie den Hörer aufgelegt hat, starrt sie sich im Spiegel an.
Du verlogenes Miststück.
Doch eine andere Stimme in ihrem Kopf flüstert, dass Phil mit keinem Wort gesagt hat, dass er sie liebt. Eigentlich klang er nicht sonderlich betroffen, dass sie nicht nach Hause kommt. Was hat er vor? Sie haben seit Monaten keinen Sex mehr gehabt. Wie lange kann ein Mann es ohne Sex aushalten? Vielleicht ist er froh, dass sie noch eine weitere Nacht fortbleibt, vielleicht betrügt er sie. Tina weiß, dass das Unsinn ist. Auch, wenn sie sich selbst nicht traut, Phil vertraut sie
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