Valeron der Barbar
roten Teppich. Er achtete nicht auf die herrliche Arbeit der Weber von Mariole, die unzählige Jahre damit zugebracht hatten, ihre Segenswünsche und Gebete hineinzuweben – und nicht zu vergessen, jenen einen Fehler, den sie machen mussten, denn nur Mario war vollkommen.
Vor einer Woche war Saldon mit Velquens Einladung nach Branarius zurückgekehrt. Nachdem Valedon und Saldon sich eingehend über die offenbare Absicht des Kaisers unterhalten hatten, zögerte der neue Herrscher nicht, die Zügel seines jungen Reiches in die Hände Saldons und Dernons zu legen. Er hatte befohlen, seine besten Gewänder – die meisten kaum mehr als ein paar Tage alt – einzupacken, und sich widerstrebend den Händen des Barbiers anvertraut, nach dem Saldon geschickt hatte, während Dernon seine Begleiter aussuchte. (»Zwanzig Mann, und nicht die allerbesten«, hatte Valeron ihn angewiesen. »Die besten könnten während meiner Abwesenheit hier gebraucht werden!«) Diese zwanzig Mann waren vor ihm an Bord des Flaggschiffs gebracht worden, genau wie die sorgsam ausgewählten Geschenke.
Wirklich nur ein Mann war imstande, ihn zu dieser Zeit von Jaksin, der Hauptstadt von Branarius, fortzulocken: Velquen. Und selbst er nur aus einem Grund: einer möglichen Verbindung zum Kaiserhaus durch eine Vermählung mit Velquens Tochter. Dass der Kaiser mit ihm darüber sprechen wollte, genügte Valeron, diese Reise zu machen. Ein lächelndes, fast noch kindliches Gesicht schob sich vor Valerons inneres Auge. Ein olivfarbenes Antlitz, mit dem keines auf Branarius sich messen konnte; ein sanftes Oval, von Seidenhaar eingerahmt, das seegrün – der Farbe des Kaiserhauses – getönt war.
Weniger als zehn Stunden nach Saldons Rückkehr, waren Valeron und sein Gefolge bereits unterwegs zur Hauptwelt, quer durch das luftlose Meer des Alls. Keinen Gedanken verschwendete der Kriegslord von Branarius daran, wie es wohl gewesen sein mochte, als der Weltraum eine bekannte, vielbefahrene See gewesen war, durch die die Menschen von Stern zu Stern gereist und ihre Schiffe mehr gewesen waren als nur Raumfähren, so von den Alten programmiert, dass sie sich bloß zwischen Carmeis und seinen sechs Satelliten bewegen konnten. Satelliten, die die Alten, wie die Zacken der kaiserlichen Krone, rings um die Zentralwelt platziert hatten. Dabei hatte er viel Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen. Jede Welt befand sich genau zwei Schiffstage von der nächsten entfernt, genau wie zur Hauptwelt Carmeis, um die sie ihre Bahn zogen.
Die letzte Begegnung zwischen dem aufstrebenden Häuptling von Branarius und dem Kaiser hatte auf der glasigen Oberfläche des carmeianischen Raumhafens stattgefunden, nur einen Kilometer außerhalb der glitzernden Türme und Säulen der Stadt. Das lag drei Jahre zurück, als Valeron den langen Feldzug gegen die Sungoli begonnen hatte. Aleysha hatte er seit sechs Jahren nicht mehr gesehen. Damals war er ein feuriger Krieger von zwanzig gewesen, ein Bursche mit nackten Armen, Raubtieraugen, ungestutztem Haar und Bart, von einer fernen Welt, und sie eine bildhübsche Dreizehnjährige, die zwischen Vorhängen aus pflaumenrotem Samt – der das ungewöhnliche Blaßgrün ihres getönten Haares hervorgehoben hatte – hervorspähte. Ihr Vater rief sie herbei, und sie hatte leicht verlegen gebeten, die Muskeln des Besuchers berühren zu dürfen. Velquen hatte gelacht, und er, Valeron, hatte sie vom Boden gehoben, ihre Hand zwischen Ellenbeuge und den Oberarmmuskeln festgeklemmt, und sie an ihren seegrünen Zöpfen gezogen.
Jetzt ist sie neunzehn, an der Schwelle zum Frausein, dachte Valeron während der langweiligen Raumreise. Das Ritual der Mannwerdung wurde mit vierzehn durchgeführt, und in vielen Fällen war ein Mädchen von neunzehn längst schon Frau. Er kannte Großmütter von siebenundzwanzig Wintern – ein Jahr nur hatten sie ihm voraus. Doch er fühlte sich viel älter, nach den drei Jahren des Krieges und mehr, und er wusste, dass er bedeutend weiser war, auch ohne Saldon – Siense und Branar sei gedankt!
Doch immer noch war er feurig, und auch jetzt noch zog er es vor, die Arme unbekleidet zu lassen, weil es bequemer war – ja, und auch um seine mächtigen Arm- und Schultermuskeln zu zeigen.
Die winzigen Fältchen um seine grüngrauen Augen hatten Sonne, Kälte und Wind des felsigen Branarius gezogen, mit dem etwas fehlgelaufen sein musste, als es vor unvordenklicher Zeit in die Umlaufbahn gebracht worden war. Jetzt waren die
Weitere Kostenlose Bücher