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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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unbequem empfand, verursachte keine Geräusche. Die statuengleichen Janitscharen blickten unbewegt vor sich hin und bewegten auch nie ihre Lanzen, deren Schaftenden dicht neben ihrer Fußmitte auf dem Boden ruhten.
    Ja, wahrhaftig, wie bemalte Skulpturen wirkten sie, und stolz in ihren himmelblauen Wämsern mit den weißen Umhängen der Palastwache darüber. Plötzlich grinste Valeron. Er stellte sich vor, er zertrümmere den großen glänzenden Holztisch in der Mitte des Vorzimmers zu Kleinholz – ob sie dann wohl zum Leben erwachten?
    Sein Grinsen verschwand. Irgend etwas stimmte nicht. Was …
    Die schweren Flügel öffneten sich knarrend. Darcus Cannu trat aus dem Thronsaal, wie immer in seiner Purpurrobe. Er lächelte und verneigte sich nur flüchtig.
    »Mein Lord Valeron von Branarius«, sagte er, »der Kaiser der Sechs Welten erwartet Eure Aufwartung.« Der hagere Mann machte einen Schritt zur Seite und sein Ärmel raschelte, als er Valeron mit weit ausholender Geste bedeutete einzutreten.
    Man hat mir vorgeworfen, mein Mund lächle, ohne dass meine Augen beteiligt sind, dachte Valeron. Dieser Zwerg ist mir da noch weit voraus. Er nahm seinen Helm unter den Arm und schritt an dem Premierminister vorbei. Der rote Umhang wallte und knisterte um seine Füße, als er durch die breite Tür trat.
    »Sieben Welten«, verbesserte er Darcus, ohne ihn anzublicken.
    Flackernde Zeremonienfackeln in kunstvollen Haltern warfen gespenstische Schatten über den großen Mann mit dem dunkelroten Haar, der mit langen schwingenden Schritten über den dichten weichen Läufer vorwärts ging. Ganze achtzig Meter war der Thron von der Tür entfernt, dieser riesige Thron aus eingeschmolzenem und neugeformtem Plast, das, von einem leichten blaugrünen Schimmer abgesehen, fast durchsichtig war. Nahezu  zwei Meter war die Rückenlehne hoch, und der ganze Thron war auf seiner dreistufigen Plattform mit Samt gepolstert.
    Valerons ruheloser Blick schweifte durch den beeindruckenden Saal, an den er sich nur schwach erinnerte. Von der vergoldeten Decke hingen die nie erlöschenden milchigen Kugeln der Alten, die seit Jahrhunderten ihr Licht ausstrahlten – und nie in all der langen Zeit war es auch nur eine Spur schwächer geworden. Niemand wusste, wie sie funktionierten, noch kannte jemand den Ursprung ihres Leuchtens. Sie stammten eben von den Alten und dem unerforschlichen Siense. Sie wurden von den Judlyn-Kultisten sogar als heilig erachtet und angebetet. Hier warfen die Lichtkugeln einen blaugrünen Schein auf die Thronplattform und das Trio der statuengleichen Palastwachen.
    Eine lange Kolonnade führte vom Portal zum Thron. Jede Säule aus blaugemasertem weißem Marmor war als Frauengestalt gehauen und ein wahres Kunstwerk mit Betonung auf jede Einzelheit – nicht eine Falte der wallenden Marmorgewänder, die nicht wie bei einem Stoffmodell gefallen wäre. Die Halle der hundert Frauen könnte man diesen Thronsaal nennen: zwei Reihen von fünfzig in weiten, regelmäßigen Abständen gesetzten Karyatiden, die einen sechs Meter breiten Mittelgang bildeten.
    Von der Tür bis zum Thron war der Boden – nicht aus Stein, sondern aus dem unverwüstlichen Material der Alten – mit einem dicken roten Läufer belegt. An seinem Ende saß Velquen ungezwungen auf seinem Thron und starrte unbewegt über Valerons Kopf hinweg. Wieder zuckte der Gedanke durch des Branariers Kopf: Irgend etwas stimmt nicht! Was? Hinter ihm erklang die trockene, leicht zischelnde Stimme Darcus Cannus:
    »Valeron car Nadh, genannt der Mächtige, Kriegslord von Branarius.«
    Valeron zögerte. Er wartete, dass die Augen seines Freundes sich auf sein Gesicht richten würden. Sie taten es nicht. Stirnrunzelnd verbeugte er sich. Wenn Velquen es so wollte, kühl und formell, würde er mitspielen. Später war immer noch Zeit genug zu erfahren, was sich geändert hatte, seit er den herzlichen Brief an ihn diktierte.
     
    Weit hinter Valeron schlug die gewaltige Tür zu.
    »Auf!«
    Valeron glaubte nun, dass Velquen wirklich krank gewesen war, seine Stimme klang so ganz anders als vor ein paar Jahren. Er nahm stamme Haltung an und warf seinen seidengefütterten Umhang auf Kriegerart zurück, um den Knauf seines Schwertes unbehindert erreichen zu können. Aber er hatte es rein automatisch getan. Während er darauf wartete, dass der ungewöhnlich bleiche Mann auf dem Thron zu ihm sprechen würde, verlagerte einer der Gardisten sein Gewicht auf das andere Bein, dabei kam sein

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