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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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Lanzenschaft in leichte Berührung mit dem Ellbogen des Kaisers.
    Velquen rührte sich.
    Langsam, ganz langsam rutschte der von blauen Adern durchzogene Arm in dem weiten Ärmel aus seegrünem Stoff von der Lehne. Schlaff schwang er, einem Pendel gleich, vom Thron. Der Kaiser neigte sich ihm steif zu, als wäre das Gewicht seines Armes zu viel für ihn. Und dann fiel der Lichtschein direkt auf sein Gesicht.
    Valeron zuckte zusammen. Er öffnete entsetzt die Lippen. Die Augen, die ihn nun direkt anstarrten, waren so glasig wie die Oberfläche des Raumhafens! Langsam sank das Gesicht nach vorn. Der buschige graue Bart hing tiefer. Der Kaiser schien zusammenzuknicken. Erschrocken, nein grauenerfüllt griff der Wächter, der seinen Monarchen versehentlich mit der Lanze gestupst hatte, nach ihm, um ihn zu halten, doch zu spät.
    Unwillkürlich machte Valeron einen Schritt zurück – und dann rannte er vorwärts, um den Kaiser aufzufangen, als er schwerfällig vom Thron sackte und die Stufen hinunterpolterte. Die Krone der Sechs Welten hatte sich von seinem Kopf gelöst. Lautlos rollte sie ein paar Schritt über den Teppich, ehe sie verlassen liegen blieb.
    Valeron fing den Kaiser auf. Er ächzte erstaunt. Velquen war schwer. Ja – und steif und kalt! Die Kopfhaut des Branariers prickelte, als ihm bewusst wurde, weshalb sein väterlicher Freund über ihn hinweggestarrt und nicht mit einer Wimper gezuckt  hatte. Er war tot! Er war schon tot gewesen, als er den Thronsaal betrat. Jetzt verstand er, weshalb man ihn nicht zu ihm gelassen hatte; warum er ihn nicht am Krankenbett hatte besuchen dürfen; warum man ihn einfach hatte warten lassen. Und nun sah er auch die Schminke an seiner eigenen Hand, die den Toten hielt.
    Er erkannte die grausige Wahrheit: Velquen war bereits tot gewesen, als das branarische Flaggschiff auf Carmeis gelandet war!
    In seinem Entsetzen und seiner Gedankenversunkenheit hörte Valeron nichts um sich, bis seine Arme von hinten gepackt wurden. Der Kaiser der Sieben Welten stürzte vor seine Füße.
    »Falls Ihr es nicht begreifen solltet, mein Lord Barbar, der Kaiser ist tot. Ihr habt ihn in einem Wutanfall gemordet, nachdem er Euch drei Tage warten ließ und Euch dann erneut ergrimmte.« Die höhnische Stimme, die ihm das ins Ohr flüsterte, war natürlich die Darcus Cannus.
    Valeron erstarrte und überlegte – zwei Herzschläge lang.
    Dann flog der Premierminister durch die Luft, als sein Gefangener ihn mit der gleichen Bewegung, die seine Arme befreite, über Schulter und Kopf warf. Mit einem Schmerzschrei landete Darcus Cannu auf den Plattformstufen, dann rutschte er neben die Leiche des Kaisers, den er so lange beraten hatte.
    Mit rasselnder Rüstung rannten die Wachen von der Plattform hinunter. Sie legten die Lanzen in Bauchhöhe an.
    »Haltet ihn! Er hat den Kaiser ermordet!«
    Die Wachen! Das war nicht Darcus Cannus Stimme. Ihr Götter, die Palastwache, die vom Kaiser persönlich ausgewählte Leibgarde, stand im Komplott mit Cannu! Sie griffen ihn, Valeron, an! Einen Atemzug nur starrte er sie unter den buschigen roten Brauen an. Dann stülpte er sich mit einer Hand den Helm über den Kopf, während die andere das Schwert aus der Scheide riss.
    Noch im Ziehen schlug er eine Lanze zur Seite und wich einer anderen durch einen Sprung aus, hielt sein Schwert jedoch seitwärts ausgestreckt, so dass der Carmeianer durch die Wucht des Lanzenstichs geradewegs hineinrannte. Mit einem ohrenschmerzenden Raspeln glitt die Klinge den Harnisch hoch, verfing sich  flüchtig an dem durchbrochenen Zierwerk und drang tief in die Kehle. Blut spritzte. Mit weit aufgerissenen Augen und den Mund zu einem Schrei aufgesperrt, der nicht mehr über die Lippen kam, brach der Wächter zusammen.
    »HEIHHH Branari!« brüllte Valeron seinen Schlachtruf. Mit einer Drehung des Handgelenks riss er seine Klinge aus der Leiche und wehrte damit einen Lanzenstoß ab, der seinem Gesicht gegolten hatte. Das Klirren hallte noch wider, als das Schwert das Kinn des Angreifers zweiteilte. Der Bursche ließ die Lanze fallen und drückte beide Hände auf das blutströmende Gesicht. Der dritte Wächter musste zur Seite springen, um nicht über den Wimmernden zu stolpern. Valeron schwang die Klinge mit aller Kraft. Der uralte Stahl glitt durch den Helm und spaltete den Schädel des Gardisten.
    Selbst während dieser grässlichen Minuten registrierte das Gehirn des branarischen Kriegers jede Einzelheit: die Rüstung der Janitscharen

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