Vali
Nicken reicht mir völlig aus. Hast du das verstanden?“
Mareks Kopf bewegte sich ohne sein Zutun fanatisch vor und zurück. „Gut. Kann ich mir sicher sein deine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben?“ Wieder ein schnelles vor und zurück. Panik ergriff unerbittlich von ihm Besitz.
„Du hattest einen einfachen Auftrag, mit nur einer Bedingung. Kannst du dich erinnern?“ Mareks Kopf hüpfte mittlerweile vor und zurück, wie an einem Gummiband.
„Lass mich kurz überlegen. Es hieß man solle kein Verbrechen nachweisen können. Liege ich da richtig?“ Er konnte jetzt den feuchten, warmen Atem der Stimme dicht an seinem Nacken spüren.
Ein kalter Schweißtropfen machte sich von seiner Stirn aus auf den Weg, Marek spürte ihn langsam über seine Schläfe nach unten rollen, als er wieder nickte wie befohlen. Diesmal kam die Bewegung von ihm selbst.
„Wie glaubst du, ist das vereinbar mit der Tatsache, dass du dich von einer Zeugin hast beobachten lassen?“
Er zuckte zusammen, als sich plötzlich eine Hand schwer auf seine Schulter legte. „Als wir dir den Auftrag erteilten den Professor zu töten, haben wir dir da nicht mitgeteilt, was ein Scheitern zur Folge haben würde?“ Marek kniff die Augen zusammen, der Würgegriff verstärke sich, bis seine Rippen warnend knackten. Seine Lungen brannten, und brüllten nach Sauerstoff. Artig nickte er.
Das Bild einer Marionette tauchte in ihm auf. Einer Marionette die sich nicht lustig tanzend bewegte, sondern deren Bewegungen seltsam grotesk erschienen. Keines ihrer Glieder schien sich am richtigen Platz zu befinden. Sie kroch langsam aus der Dunkelheit auf ihn zu. Wenn er gekonnt hätte, dann hätte er sich jetzt die schwarze Seele aus dem Leib geschrien. Aber alles was er tun konnte, war Nicken um zu signalisieren, das er verstanden hatte. Der Druck um seinen Brustkorb ließ etwas nach, und die Stimme flüsterte jetzt direkt an seinem Ohr.
“Diese Frau ist nach wie vor am Leben. Ich werde dir kurz erlauben zu sprechen, wenn ich dich jetzt frage - WARUM?“ Das letzte Wort schrillte noch in seinen Ohren nach, wie Kreide die über eine Tafel gekratzt wurde.
Jetzt zitterte er wie Espenlaub, und spürte ein warmes Rinnsal an seinem Oberschenkel herunter laufen. Als die Nässe sich ausbreitete, wollte er nur noch sterben. Sofort. Auf der Stelle. Alles, nur diese Stimme sollte verschwinden, die Schmerzen, die Demütigung sollten sich im nichts auflösen. Marek sehnte sich nach der Schwärze, der Stille, die seine exakte Vorstellung vom Jenseits waren.
„Ich wollte…ich wollte…“, er krächzte mit trockener Kehle und suchte verzweifelt die richtigen Worte.
„Du wolltest sie für dich nicht wahr?“, eine eiskalte Hand streichelte beinahe liebevoll über sein Haar, und Marek begann zu schluchzen. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Genau das war es, was er mit seinen Spielzeugen auch tat. Er schwankte zwischen Brutalität und Zärtlichkeit um ihren Horror ins Unermessliche zu steigern. Infolgedessen wusste er auch instinktiv, was als nächstes kommen würde. Er würde nicht mehr lange leiden müssen, schoss es ihm durch den Kopf, und beinahe wäre er erleichtert gewesen. Der finale Streich würde bald folgen, und dann wäre es vorbei. Dann geschah jedoch etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Der Druck um seinen Brustkorb ließ völlig nach, auch wenn er sich noch nicht bewegen konnte, er konnte etwas leichter atmen, und die Luft in seinen Lungen hatte sich noch nie so süß angefühlt.
Die imaginäre Schlinge um seinen Hals lockerte sich, und als er den Hustenanfall überstanden hatte, fuhren seine Hände panisch an seine Kehle, um die Verletzung zu ertasten. Seine Fingerspitzen glitten an seinem Hals auf und ab. Er konnte nichts spüren. Die Haut schien völlig unversehrt zu sein. Wie war das möglich? „Ich hätte sie getötet, niemand hätte sie gefunden. Sie haben noch nie eine gefunden.“, schrie er mit greller Stimme in das Nichts.
„Ich schwöre es. Der Professor ist tot, wie ihr es wolltet. Man kann nichts nachweisen. Ihr habt mir doch selbst das Gift gegeben.“ Er drehte sich um sich selbst, auf der Suche nach dem Ursprung der Stimme. „Bitte, ich habe doch alles so gemacht wie ihr es wolltet. Meister, bist du noch da?“
Ihn erwartete nur Schweigen.
War die Stimme wirklich verschwunden? Marek wartete noch einige Minuten, das erschien ihm sicherer. Niemand.
Die Stimme hatte ihn allein gelassen. Seine Knie gaben nach, und er
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