Vali
Tage forderten ihren Tribut, und das ständige auf und ab ihrer Emotionen raubten ihr alle Energie.
Thore wartete noch einen Moment lang ab, und als er sich sicher schien, dass sie keine Anstalten machen würde zu fliehen, oder sich weiter zu wehren, lockerte er langsam seine Haltung.
„Verstehst du denn nicht? Ich werde dich zu nichts zwingen, denn er würde es nicht wollen, Sarah.“ Thore sprach leise und sie hatte Mühe ihn zu verstehen. „Er würde eher sterben, als dir wehzutun.“
Sarah stand stocksteif vor ihm und rührte sich nicht. Ihren Kopf hatte sie weggedreht, und lange Strähnen ihres Haares verbargen ihr Gesicht vor ihm. Er hasste sich dafür, dass er sie in diese Situation gebracht hatte, aber es ging um seinen besten Freund. Ihm blieb keine andere Wahl. Er wusste dass Vali sich niemals gegen ihren Willen von ihr nähren würde, aber vielleicht würde sein Anblick sie ja umstimmen.
Elias hatte die Vermutung geäußert, dass die beiden verbunden wären. Thore war sich sicher, dass es so war. Er hatte die Blicke der Beiden gesehen, die Art wie sie sich berührt hatten. Hatte die Erregung gespürt, die zwischen Sarah und Vali beständig anwuchs.
Thore wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Konnte es einfach nicht. Eine Welt ohne Vali, war unvorstellbar für ihn.
„Oh ihr gütigen Ahnen!“, entfuhr es ihm.
Ohne weiter zu zögern trat er ans Bett, und sank auf die Knie, Valis Anblick raubte ihm alle Kraft.
Vali war schwerer verletzt als er gedacht hatte. Wenn kein Wunder geschah, dann würde er seinen Bruder verlieren.
Nur zwei Zimmer weiter, öffnete Marek sein funktionierendes Auge, als zwei Gestalten den Raum betraten. Wo war der Kerl von vorhin geblieben?
Einer der Riesen trug eine Kapuze. Er konnte sein Gesicht nicht erkennen, er hatte die Kapuze zu tief nach unten gezogen. Während der Rotblonde an der Seite des Bettes Stellung bezog, blieb der maskierte Mann vor dem Bett stehen.
Hatten sie ihm einen Priester besorgt? Marek verwarf den absurden Gedanken und fixierte den Kuttenträger, der beide Arme angehoben hatte, als wolle er ein Gebet anstimmen. Ein merkwürdiger Singsang erklang in dem Raum, und Marek hätte vermutlich losgelacht, wenn er gekonnt hätte.
Wussten diese Kerle denn nicht, dass er schon vor langer Zeit einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte? Sein Platz in der Hölle befand sich im gesperrten Bereich für VIPs.
Mit jedem Ton der den Raum erfüllte, überkam ihn plötzlich eine seltsame Ruhe. Jede Höhe und Tiefe des Gesangs trug in fort wie auf einer Welle, und ehe er sich darüber wundern konnte, verdunkelte sich der Raum um ihn herum, bis er nichts mehr sehen konnte. Marek fiel in eine bodenlose Schwärze. Er schrie gegen den Knebel an, aber kein Laut kam über seine Lippen. Plötzlich endete das Gefühl des Fallens abrupt, und er fand sich in einer Art Nichts wieder.
Seine Fesseln waren verschwunden, aber es nützte ihm wenig. Um ihn herum befand sich nur völlige Schwärze. Kein Geräusch war mehr zu hören, und wenn er nicht sein Herz in seiner Brust gespürt hätte, dann wäre er davon überzeugt gewesen im Jenseits zu sein.
Mit einer Hand griff er sich an die Brust. Sein Körper fühlte sich unter seiner Hand an wie immer. Er drehte sich um die eigene Achse, und spähte in die Dunkelheit. Wo zum Teufel war er hier?
Er glaubte hinter sich eine Präsenz zu spüren, und wirbelte herum. Es war nichts zu erkennen, und der eiskalte Lufthauch, der dafür gesorgt hatte, dass ihm die Nackenhaare hoch standen war ebenfalls weg. Das war doch absurd, er war völlig allein hier. Das hast du dir nur eingebildet, redete er sich ein, um sich zu beruhigen. Bevor er sich jedoch wieder beruhigen konnte, war der eiskalte Hauch wieder da. Marek wollte sich danach umdrehen, aber eine tiefe Stimme hielt ihn davon ab.
„Nein. Dreh dich nicht um, wenn du vorhast noch ein bisschen länger auf diesem Planeten zu verweilen.“ Verdammt, er kannte diese Stimme. Wie hatten sie ihn hier gefunden?
„Was…?“, hob er an, aber dann brachte er nur noch ein Gurgeln heraus. Als sich seine Kehle plötzlich verengte, bis ihm der Schmerz die Tränen in die Augen trieb.
„Zuallererst werden wir ein paar Regeln festsetzen.“
Die Stimme schien jetzt immer näher zu kommen. Wie durch unsichtbare Fesseln gehalten erstarrte Marek. Der Versuch sich zu befreien entpuppte sich als völlig nutzlos. Wie konnte man sich aus einem unsichtbaren Griff befreien, „Erstens, ein schlichtes
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