Vali
neues Shirt. Dann würde er sich auf den Weg zur Klinik machen, um an mehr Informationen über Sarah zu kommen.
Als er in seinem privaten Raum angekommen war, warf er das Handy auf das Bett, und schaltete den Fernseher ein. Vielleicht würden sie in den lokalen Nachrichten über die Schiesserei berichten. Im Grunde bezweifelte er es. Alles was um den Orden und die Wächter herum geschah, hatte die Tendenz, völlig der öffentlichen Aufmerksamkeit zu entgehen. Wie auch immer sie es anstellten, sie verwischten ihre Spuren geschickt, und bis auf ein paar Erwähnungen auf Internetseiten, die sich auch Ufo-Verschwörungen und Geistersichtungen widmeten, tauchten die Wächter nirgends auf.
Während der Fernseher im Hintergrund lief, holte er aus dem Badezimmer den Erste-Hilfe Kasten, und stellte ihn auf das Bett. Sein Shirt taugte nur noch für den Müll, also ersparte er sich den schmerzhaften Versuch es sich über den Kopf zu ziehen. Stattdessen packte er einfach den Kragen, und zerriss den Stoff. Vorsichtig schüttelte er sich die Reste vom Körper, und begann mit einer nüchternen Schadensaufnahme. Emotionslos, als würde er lediglich einen defekten Motor überprüfen.
Außer den Verbrennungen zweiten und dritten Grades direkt über dem Schlüsselbein, wo Lucius seine Hand aufgelegt hatte, war alles andere unversehrt.
Die Wunde heilte, das konnte er spüren, und um Infektionen brauchte er sich nicht zu sorgen, jetzt musste er nur alles schön verpacken, damit nicht ständig Blut und Wundflüssigkeit durch seine Klamotten nach außen drückte. Das würde nur unnötige Fragen aufwerfen. Eine reine Tarnaktion, sagte er sich, und biss die Zähne zusammen, als er den Verband mit geübten Händen anlegte bevor das neue Shirt vorsichtig über den Kopf zog.
Sein Blick blieb am Fernseher haften, als er gerade einen Arm durch den Ärmel gesteckt hatte. Das Bild einer jungen Frau ließ ihn abrupt in der Bewegung verharren, er angelte sich die Fernbedienung und drehte die Lautstärke hoch.
„Wer Hinweise zu dem Mord an der jungen Frau hat, soll sich an die Polizei Kassel wenden, oder jede andere Polizeistation.“, verkündete die Nachrichtensprecherin mit ernstem Blick, bevor der nächste Beitrag ins Bild rückte, und sie fröhlich das Wetter der kommenden Tage ankündigte. Hatte der Orden Sarah getötet? War dem Orden ein Fehler unterlaufen? Jonah klappte sein Laptop auf, und klickte sich auf die Online Seite des Senders, um eine Wiederholung des Beitrages zu sehen. Erstaunt stellte er fest, dass es sich allerdings nicht um einen Beitrag zu einem kürzlich verübten Verbrechen handelte. Es ging um einen immer wiederkehrenden Aufruf an die Bevölkerung zu einem Mordfall aus dem letzten Jahr.
Diese junge Frau, war Sarah Meinhard wie aus dem Gesicht geschnitten, allerdings waren ihre Haare viel kürzer gewesen.
Warum war ihm das nicht schon viel früher aufgefallen?
Vermutlich waren die Schwellung und der dichte Verband der Grund dafür, dass er nicht sofort erkannt hatte, wer da vor ihm geflohen war. Jonah lächelte grimmig. Es war Zeit einige Gehorsamsdienste einzufordern. Wenn sich seine Vermutung bewahrheitete, würde Lucius sehr zufrieden mit ihm sein. Er konnte die Pluspunkte gut gebrauchen.
Sarah hatte sich nach Thores erschrockenem Ausruf ebenfalls zu Vali umgedreht. Sie schlug sich schnell die Hand vor den Mund, um nicht erschrocken aufzuschreien. Valis Haut war nahezu weiß, und von einem dünnen Schweißfilm bedeckt. Sein Brustkorb hob und senkte sich viel zu schnell. Der Atemrhythmus abgehackt. Er bekam offensichtlich nicht schnell genug Sauerstoff in seine Lungen. Seine Augen waren geschlossen, und von seinem inneren Licht war keine Spur mehr zu sehen. Sarah ging langsam auf das Bett zu, und blieb neben Thore stehen, der nur kurz zu ihr aufsah.
Der Gedanke seinen Bruder zu verlieren brach ihm das Herz, und er wandte seinen Blick schnell von Sarah ab. Sie sollte seine Tränen nicht sehen. Sarah sah sprachlos zu, wie sich Thores Rücken krümmte, und seine Schultern begannen zu zittern.
„Thore?“, Sarah fühlte eine Zentnerschwere Last auf ihren Schultern ruhen, als sie ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte. Dort wo eben noch Angst und Panik um sich selbst geherrscht hatten, wurden diese von der Sorge um Vali vollständig abgelöst. Vali lag dort auf dem Bett im Sterben, und es war ihre Schuld. Sie hatte den Kampf provoziert, und wäre Vali nicht dazwischen gegangen, dann wäre sie jetzt
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