Vali
die Aura von Personen oder Gegenständen sehen, und manchmal auch erspüren, das kommt darauf an wie stark die Ausstrahlung ist.“
Ein kurzes Raunen ging durch die Runde, und sie befürchtete schon es würde so enden wie immer, und man würde sie schlicht für verrückt erklären. Aber hey, sie saß hier mit Nachfahren von Aliens an einem Tisch. Vorhin hatte sie Vali ihr Blut gegeben, bevor sie einem Wolf den Bauch gekrault hatte. Der Gedanke trieb ihr die Röte ins Gesicht, und Thore schien das gleiche zu denken, denn er kicherte. Na warte du Mistkerl!
„Was siehst du, wenn du uns ansiehst?“, fragte Achill und setzte sich in eine Pose, die sie zum Lachen brachte. Er sah aus als würde er für ein Modemagazin den neuesten englischen Tweed zur Schau stellen, in aristokratischer Manier zog er eine Augenbraue hoch, und schlug ein Bein über das andere. Einen Idioten , dachte sie und Vali fing neben ihr an lauthals zu Lachen. Hör auf meine Gedanken zu lesen!, fuhr sie ihn an.
Warum? Ich find`s lustig.
Achill sah fragend von ihr zu Vali, und schien Verdacht zu schöpfen, also sagte sie schnell und wahrheitsgemäß,
“Ich kann diese Fähigkeit nicht wirklich steuern, das klappt nur manchmal.“
„Vielleicht kommt deine Erinnerung an das Gespräch mit Malachi zurück, wenn du den Täter siehst?“ schlug Grischa vor. Vali knurrte. Ihm gefiel der Gedanke ganz und gar nicht. Er erinnerte sich zu gut an die Art, wie sich der Schweinehund, Sarah im Krankenhaus genähert hatte.
„Er ist hier?“ Sarah war ganz Ohr, und richtete sich in ihrem Stuhl auf.
„Keine Sorge, er kann dir nichts antun.“ Vali legte ihr eine Hand auf die Schulter um sie zu beruhigen, aber was er fühlte überraschte ihn. Sarahs Muskeln waren stark angespannt, aber er fühlte keinerlei Angst. Nur ihre maßlose Wut.
„Bring mich zu ihm.“ Sie drehte ihm jetzt das Gesicht zu. Ihre Stimme klang hart und entschlossen.
„Bist du sicher? Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg, deine Erinnerungen zurückzuholen.“
Vali wollte erst alle anderen Möglichkeiten ausloten, bevor er Sarah einer Gegenüberstellung preisgab.
„Was ist mit meinem Auto?“ fragte sie unwillkürlich.
Die Männer sahen sie erwartungsvoll an.
„Naja wir müssen ja irgendwie auf den Dörnberg gekommen sein. Mart – Malachi hatte kein Auto. Wir haben immer meins benutzt, wenn wir unterwegs waren.“ Sarah hoffte, dass es auch diesmal so gewesen war.
„Wir kümmern uns darum.“ Achill sprang auf, als würde er verhindern wollen, dass sich jemand anderes für die Aufgabe meldete. Er war nach der ganzen Rumsitzerei mehr als nur erleichtert, aus dem Haus zu kommen.“
„Komm Kleiner, du darfst mich begleiten.“ Er schlug Grischa auf die Schulter, der seinerseits mit den Augen rollte.
„Der Orden schickt Männer, die den Kerl abholen, also wenn du ihn sehen möchtest, dann solltest du es jetzt tun.“, sagte Grischa in Sarahs Richtung.
„Das hat Zeit.“ fuhr Vali dazwischen, aber Grischa ließ nicht locker. „Sie muss sich erinnern Vali. Wir müssen wissen wonach genau Malachi gesucht hat. Außerdem besteht kein Risiko. Er kann ihr nicht schaden.“ Nach einer kurzen Pause fügte Grischa an, “Nicht, wenn du bei ihr bist, oder?“
Unter dem Tisch legte Sarah, Vali eine Hand auf den Oberschenkel. Bei diesem Vertrauensbeweis machte sein Herz einen Salto.
„Ich muss diesen Mistkerl sehen, Vali. Je eher ich mich erinnere, umso näher kommen wir dem Ziel.“
Er war überstimmt. „Okay. Dann gehen wir nach oben. Achill und Grischa, holen das Auto.“ Thore sah ihn erwartungsvoll an, “Und ich?“
„Du besorgst was zum Essen. Ich bin am verhungern.“
Es war nicht viel, aber es war ein Anfang.
Achill und Grischa legten den Weg zum Dörnbergplateau schweigend zurück. Grischa drehte die Lautstärke der Anlage auf, und Achill begann im Rhythmus der Musik mit dem Kopf zu wippen.
Die Musik die aus den Lautsprechern dröhnte war nicht zu übertönen. Die harten Bässe von Eminems neuem Album ließen die Scheiben vibrieren. Grischa hatte nichts gegen Achills Musikgeschmack, er hatte auch nichts gegen Tomaszs Opern, es war ihm schlicht egal.
Wichtig war jetzt nur, dass er sich nicht unterhalten wollte über die Vorkommnisse des Tages. Die Landschaft raste in der Dämmerung an ihm vorbei, und als sie endlich an dem Parkplatz ankamen, auf dem Sarah ihr Auto abgestellt haben wollte, herrschte dort gähnende Leere.
„Na toll. Den Weg hätten wir uns wohl
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