Vampirblut (German Edition)
er erst überlegen, ob er uns helfen sollte. Nach kurzem Zögern aber, meinte er wohl, es doch mit uns versuchen zu können. „Ich muss auch nach Vallington“, sagte er knapp.
Tucker sah uns fragend an, als müsste er erst unser Einverständnis einholen.
Ich nickte einfach.
William hatte sich schon zum Gehen abgewandt.
„Okay. Eh-mm ... Danke, oder so“, brachte Tucker etwas nervös hervor.
Ich hatte das Gefühl, Tucker war etwas unbehaglich zumute. Keine Ahnung, ob das an Williams überwältigender Wirkung lag, die er ganz offensichtlich auf uns Mädchen hatte, oder daran, dass wir unser Schicksal einem Fremden anvertrauten. Vielleicht zweifelte er, ob wir William vertrauen konnten.
Für mich stellte sich diese Frage keine Sekunde. Vom Augenblick in dem William aus dem Wald heraus trat und mich mit seiner Schönheit in seinen Bann zog, war sämtliche Anspannung von mir abgefallen. Mein Gehirn hatte sich verabschiedet und ich konnte nicht anders als ihn anzustarren.
William lief vor uns her durch den Wald, ohne weiter auf uns zu achten. Wir hatten Mühe mit ihm Schritt zu halten.
Nach einer Weile ignorierte ich das merkwürdige Gefühl, dass er ein Problem damit hatte, uns in seiner Nähe zu wissen. „William Beaufort. Das klingt ... „ Noch bevor ich meinen Satz beenden konnte, antwortete er schon: „Britisch. Ich komme aus London.“
Was ich eigentlich dachte, war; alt, nicht aus dieser Zeit.
William bewegte sich gerade zu geschmeidig durch das Dickicht, obwohl es so dunkel war, das man unmöglich sehen konnte, was sich vor uns befand. Leider hatte sich auch Tuckers Taschenlampe verabschiedet. Nicht ein einziges Mal kam er ins Stolpern. Ich hingegen stolperte über jede Wurzel, die meinen Weg kreuzte, und hatte Mühe nicht der Länge nach hinzuschlagen.
Ich lief direkt hinter ihm und mein Blick bohrte sich in seinen Rücken. Seine blasse Haut war gut sichtbar in der Dunkelheit, als würde sie das wenige Mondlicht, das zu uns durch drang, reflektieren.
Er wendete sich zu mir um und verlangsamte seinen Schritt. Wahrscheinlich hatte er endlich begriffen, dass nicht jeder bei totaler Finsternis zu einem Marathon durch den Wald fähig war. Von seinem Blick getroffen, achtete ich eine Sekunde nicht auf meine Füße und verfing mich in einer Wurzel, die ein Stück aus der Erde ragte. Ich stolperte, breitete die Hände nach vorne aus, bereit meinen Sturz damit abzufangen. Doch bevor ich auf den Boden aufschlagen konnte, fing William mich mit beiden Händen auf.
Schockiert starrte ich ihn an. Welch ein Reaktionsvermögen schoss es mir durch den Kopf. Wie konnte er nur so schnell bei mir sein? Die Scham trieb mir die Röte ins Gesicht. Er stellte mich wieder auf meine Beine und wandte sich mit einem Kichern von mir ab.
Er lachte? Beleidigt rümpfte ich die Nase. Es konnte sich ja nicht jeder so behände durch die Dunkelheit bewegen. Ich schnaubte und stakste etwas angesäuert hinter ihm her durch die Nacht.
Nur wenig später konnten wir schon die ersten Lichter durch das dichte Blattwerk wahrnehmen. Dann durchbrachen wir das Blätterdach und traten heraus auf die unbefestigte Straße nach Vallington, die, die ich gestern mit meiner Mutter und dem Pick Up gefahren war, als wir nach Vallington kamen. Die, die mich ins Exil geführt hatte.
Nach circa fünfhundert Metern auf der Straße blieb William abrupt vor einem Haus stehen. „So, da wären wir. Ich nehme mal an, den Rest des Weges schafft ihr allein.“ Seine Stimme klang belustigt, fast als würde er sich über unsere Situation amüsieren.
Mir war die Sache mehr als peinlich und seine Reaktion uns gegenüber, machte das Ganze nicht einfacher für mich, also lief ich mal wieder rot an. Eine Eigenschaft, die ich hasste. Und das Schlimme daran, dass einem schon die kleinste Ungeschicklichkeit die Hitze ins Gesicht trieb, war, dass man sich dafür schämte, dass man rot wurde und das führte dazu, dass man nur noch mehr glühte. So, wie bei mir jetzt; blitzartig, so als hätte er meine plötzlich aufsteigende Scham gespürt, huschte Williams Blick zu mir. Mit einem Grinsen im Gesicht drehte er sich um und ging auf das Haus zu, vor dem wir gerade stehen geblieben waren. Ohne sich noch einmal nach uns umzusehen, verschwand er im Inneren. Ich hätte schwören können, er kicherte, bevor er das Haus betrat.
Es war ein riesiges weißes Haus, fast schon ein Palast. Zwei große Fenster, die oben rund zuliefen, zierten die Vorderfront des Hauses. Die
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