Vampirblut (German Edition)
Leider war das jetzt erstmal vorbei. Wir werden uns in Zukunft mit dem, was die Boutiquen von Mariposa hergaben, zufriedengeben müssen.
Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Die junge Kellnerin, die uns bediente, war in unserem Alter und, wenn ich Dakota glauben durfte, eine meiner zukünftigen Klassenkameradinnen. Sie stand gerade hinter Dakota und bediente jemanden am Nachbartisch. Ich konnte sie übertrieben kichern hören und fragte mich beiläufig, ob sie gerade einen meiner zukünftigen Klassenkameraden bediente. Sie trat mit einem kecken Winken vom Tisch zurück und Überraschung – William saß da. Ich hatte ihn bisher gar nicht bemerkt. In meinem Bauch machten sich Schmetterlinge breit. Eine Reaktion, die ich überhaupt nicht von mir kannte.
Er warf der Kellnerin ein Lächeln zu, was mir ein leises Knurren entlockte. Zu uns war er gestern nicht annähernd so nett gewesen. Und jetzt zwinkerte er ihr auch noch zu. „Sind die beiden zusammen?“ Ich stieß Dakota unter dem Tisch an und nickte in Richtung Nachbartisch. „Nicht umdrehen“, zischte ich gerade noch rechtzeitig.
„Wieso? Wer sitzt denn da?“
„William“, formte ich mit den Lippen, denn die Kellnerin kam gerade an unserem Tisch vorbei.
„William? Nein, glaub ich nicht.“ Dakota machte eine lange Pause und musterte das Mädchen. „Kann ich mir nicht vorstellen. Er wohnt noch nicht lange hier. Und soweit ich weiß, ist er nicht gerade umgänglich.“
Gedankenversunken starrte ich ihn an. Er hielt ein Glas Cola zwischen seinen Händen und starrte zum Fenster hinaus. Um seine Mundwinkel herum zuckte es kurz. Wahrscheinlich war er in Gedanken noch immer bei dieser Kellnerin. Irgendwie wusste ich schon jetzt, dass sie und ich keine Freundinnen werden würden. Ich überlegte aufzustehen und ihn zu begrüßen, verwarf es aber gleich wieder. Sexy, wie er seine kinnlangen blonden Haare hinter die Ohren strich.
Plötzlich traf sein Blick meinen. Er grinste mich an. Verschämt senkte ich den Kopf.
Dakota prustete los. „Du bist ja plötzlich ganz rot im Gesicht. Was ist denn los?“ Für meinen Geschmack kam das etwas zu laut, also legte ich noch etwas mehr Farbintensität in mein Gesicht.
William lachte.
Mein Puls ging frenetisch nach oben. Ich ließ die Haare vor mein Gesicht fallen und linste durch den Schleier zum anderen Tisch hinüber. Kein William.
„Schon wieder verlaufen?“, flüsterte jemand neben mir.
Ich drehte mich langsam um, und da stand er mit einem frechen Grinsen im Gesicht. Ich starrte ihn an und suchte verzweifelt nach etwas, was ich ihm antworten könnte. Aber in meinem Kopf war nur noch Leere, nichts als ein schwarzes Loch.
„Sicher, dass ich euch nicht wieder nach Hause begleiten soll?“, kicherte er.
„Nein, danke. Ich würde sagen wir kommen zurecht“, entfuhr es mir. Ich war entrüstet, kniff die Augen zusammen und warf ihm einen wütenden Blick zu.
„Na dann bis zum nächsten Mal.“ Sein Grinsen ging über das ganze Gesicht.
Ich schnaubte.
Er lachte. Dann war er weg.
Dakota konnte ihre Begeisterung nicht verbergen. „Du stehst auf ihn“, feixte sie.
„Wie kommst du da drauf?“, gab ich säuerlich zurück.
Sie zuckte mit den Schultern. „Nur so eine Beobachtung von mir.“ Ihrem breiten Grinsen konnte ich entnehmen, wie sehr sie diese Situation amüsierte.
„An deiner Beobachtung ist nichts dran“, gab ich schnippisch zurück.
„Wenn du das sagst“, antwortete sie wissend.
Ich warf Dakota einen grimmigen Blick zu und gab ihr damit zu verstehen, dass ich mich nicht weiter zu dem Thema äußern würde.
In dieser Nacht spielte William das erste Mal seine Hauptrolle in meinen Träumen.
Ich sah ihn im Wald, dort wo er uns gefunden hatte. Er hatte sich lässig an einen Baum gelehnt, die Hände in seinen Jeans versteckt, den Blick zum Eingang der Mine gerichtet. Ich war mit ihm allein.
Aus der Mine drang ein grollendes Lachen zu uns raus. Ich sah die Scheibe und wie die Fratzen darauf in ein fürchterliches Lachen verfielen. Und ich sah die Schlange; sie kroch auf mich zu – so groß wie ein Mensch – mit weit aufgerissenem Maul, als wollte sie mich verschlingen. Ich schrie.
Einen Augenblick später saß meine Mutter neben mir auf dem Bett. Sie rüttelte mich an den Schultern: „Josie! Josie wach auf. Du schreist.“
Verwirrt blinzelte ich sie an. Draußen war es noch dunkel, frische Nachtluft wehte zum offenen Fenster herein und strich kühl über meine erhitzten
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