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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Constance durch und durch. Staub und Steinbröckchen rieselten vom Deckengewölbe. Vor Schreck biss sie sich auf die Zunge, so dass der Geschmack von Blut sich mit dem Geruch heißen Steins und der metallisch kühlen Note von Gewitter vermengte.
    Atreus stand ganz an der Kante der Käfigöffnung und dirigierte den anhebenden Wind wie ein Orchester. Tränenblind von der Helligkeit blinzelte Constance gerade rechtzeitig, dass sie sah, wie die Blitze sich zu einem grellen pulsierenden Glühen bündelten, das wie eine riesige Kugel über der Schlacht unten schwebte. Sie versuchte, Mac in dem Durcheinander auszumachen.
    Sämtliche Wächter und Mac kämpften unmittelbar unter dem brennenden Energieball.
    »Nein!«, schrie sie und griff nach Atreus. »Du bringst sie alle um! Du tötest Mac! Sylvius könnte sterben!«
    Nur leider verloren ihre Worte sich in demselben Sturm, der die Kugel zu tragen schien. Der Zorn, der sich in ihr regte, kam ihr nicht minder glühend vor als Macs Feuer. Atreus lachte. Wütend riss Constance an seinem Arm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ihr blieben Sekunden, um ihn aufzuhalten.
    Unfähig, ihrer neuen Stärke zu widerstehen, fuhr Atreus herum und verlor das Gleichgewicht. Sein Fuß trat ins Leere. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, während er Constance staunend ansah. Eigentlich wäre er imstande gewesen, sich selbst zu retten, doch gegenwärtig steckte seine gesamte Kraft in dem Magieball.
    All seine Macht war darauf ausgerichtet zu töten.
    Constance musste ihn stoppen. Vielleicht hatte sie es bereits getan, tief in ihrem Herzen, denn sie versuchte nicht einmal, ihn abzufangen, seinen Sturz zu verhindern.
    Vorhin hatte er seine Hand nach ihr ausgestreckt, als sie noch glaubte, dass er ihr helfen wollte. Dabei hatte er sich nur von ihr befreien lassen, um die Männer unten zu massakrieren. Es war endgültig genug!
    In diesem Augenblick rauschte Atreus’ Energie nach unten und zog ihn mit sich. Er fiel wie ein Papierfetzen im Wind, schwebend und sich drehend durch die Steinhöhle hinab auf die grausamen Felsen.
     
    Magie umwaberte Mac wie dichter Nebel. Ein Teil von ihm hatte die ganze Zeit gespürt, dass sie dort war und zunahm, während er kämpfte. Jetzt befand sie sich sogar in seinem Schädel. Bilder der letzten paar Stunden flogen vorbei, weigerten sich jedoch, eine zusammenhängende Erinnerung zu formen. Blitze. Blut. Feuer. Schmerz.
    Er schüttelte den Kopf, was ein bisschen half, zumindest ausreichend, dass er bemerkte, wo er war.
    Er saß in der vorderen Reihe auf einer der Galerien und blickte auf das Chaos hinab. Es schien ihm so weit gut zu gehen, er war unverletzt, und selbst seine Kleidung war sauber und nicht zerknautscht.
    Aus irgendeinem Grund machte ihm das Angst.
    »Danke, dass du mich zurückgeholt hast.«
    Erschrocken drehte er sich um und sprang halb auf.
    Eine Frau saß neben ihm, die Beine locker überkreuzt unter langen Röcken aus einem luftigen Stoff in Regenbogenfarben. Unweigerlich dachte Mac an Renaissance-Elfen und Biogärtner. Ja, sie hatte was von einer Tofu-Jüngerin, vor allem mit diesem alterslosen Gesicht und dem sehr langen glatten Haar.
    Und sie kam ihm bekannt vor.
    Er schaute genauer hin. Da war etwas an ihr, das es irgendwie schwierig machte, sie anzusehen, als wollten seine Augen sie lieber meiden. Er musste sich buchstäblich zwingen, ihr ins Gesicht zu sehen. Schwarze Augen. Haare so hell, dass sie silbern wirkten. Und dann klickte es. Sie hatte Sylvius’ Gesichtszüge!
    Der Avatar.
    »Du bist wieder in der Burg«, stellte Mac fest.
    »Ich bin die Burg«, erwiderte sie. Ihre Stimme klang leise und rauchig. Sie faltete ihre Hände im Schoß, und die Ringe an ihren Unterarmen – aus Gold, Silber und anderen Metallen, die Mac nicht erkannte – klimperten bei jeder Bewegung. »Du siehst mich, wie Atreus mich schuf, doch in Wahrheit besitze ich keine physische Gestalt.«
    Ja, das ergab Sinn. Hexen bauten fühlende Häuser. Die Burg war nichts weiter als ein großes Haus, das eben über solch ein eigenes Bewusstsein verfügte. Und dieses Bewusstsein war der Avatar – komplexer, mächtiger, aber im Prinzip dasselbe.
    »Sehr gut«, vernahm er sie, obwohl er keinen Mucks von sich gegeben hatte.
    »Wenn du hier bist, wie geht es Sylvius?«
    »Er wird sich wieder erholen.«
    Unwillkürlich sah Mac von dem Avatar weg und über die Galeriebrüstung nach unten. Er wollte nach Connie schauen, die er in der Menge nicht

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