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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Geschmacks von Blut in ihrem Mund und fühlte einen nagenden Hunger.
Der Preis der Macht ist stets höher, als wir denken.
    Zweifel regten sich in ihr. Sie war erst kürzlich gewandelt worden.
Aber dies hier ist es, wofür ich die Gaben wollte – um diejenigen zu schützen, die ich liebe. Jetzt ist der Moment gekommen, in dem alles, was ich ertragen habe, einen Sinn ergibt.
    Mit einem Satz war sie auf der Steinbrüstung. Es dauerte einen kurzen Moment, ehe sie das Gleichgewicht gefunden hatte, denn der obere Rand war kaum eine Hand breit. Konzentriert atmete sie ein. Atreus’ Käfig war nicht weit entfernt, nur zwei Meter nach oben und sechs Meter zur Mitte. Jemand wie Alessandro hätte diese Entfernung leicht mit einem Sprung überbrückt.
    Dann aber beging Constance den Fehler, nach unten zu schauen. Sylvius lag kreidebleich da, und Bran trat gerade Mac ins Gesicht. Unweigerlich zuckte sie zusammen.
    »Zur Hölle noch mal!« Sie schwankte bedenklich, während ihr Fluch durch das hohe Gewölbe hallte.
    Atreus fluchte ebenfalls. »Sieh
mich
an, nicht nach unten!«
    Ein Pfeil sauste vorbei und streifte ihren Rocksaum. Sie fühlte die Federn an ihrem Knöchel, worauf sie das Gleichgewicht verlor, langsam, beinahe graziös. Mit beiden Armen rudernd, fiel sie nach vorn, während ihre Füße sich mühten, mit der Balustrade zu verschmelzen.
    Sie rutschte und versuchte, sich in der Luft abzufangen. Derweil kniete Atreus auf dem Käfigboden und streckte ihr eine Hand so weit durch die Gitterstäbe entgegen, wie er irgend konnte. Es war nutzlos. Solange er nicht von den Silberfesseln befreit war, besaß er keinerlei magische Kräfte.
    Trotzdem wollte er nach ihr greifen, und die Geste allein reichte, um Constance Mut zu machen. Im Fall griff sie beidhändig nach Atreus’ Arm und hoffte, sie könnte seine Hand packen. Dann aber hatte sie das Gefühl, als würde sie wie ein Fisch an der Angel nach oben gezogen.
    Ich fliege!
    »Aaah!« Sie krachte gegen den Käfigboden, worauf das ganze Ding wild schwankte und sich an der Kette drehte, mit der es am Deckengewölbe befestigt war. Constance klammerte sich an die Stäbe und hing baumelnd in der Luft, als auch schon ein zweiter Pfeil vorbeipfiff.
    »Vorsicht, Mädchen!«, brüllte Atreus, der selbst seine liebe Not hatte, sich bei dem Geschaukel zu halten. »Jetzt öffne die Tür!«
    Constance kam sich vor wie eine Spinne in einem zerstörten Netz. Sie zog sich nach oben und suchte mit ihren Füßen an dem wippenden Käfig Halt, der unter ihren Bewegungen umso stärker schwankte. Ein dritter Pfeil krachte gegen einen Gitterstab und zerbrach.
    »Eile dich!«, befahl Atreus.
    Das Käfigschloss war alt, aber nach wie fand Constance viel zu wenig Halt, als dass sie daran hätte reißen können. Schließlich gelang es ihr, einen Fuß zwischen die Stäbe zu schieben. Sie packte die Türstäbe und zog mit aller Kraft. Schon vor ihrer endgültigen Wandlung war sie stärker gewesen als eine Sterbliche, doch nun fühlte sie, wie sehr sie an Kraft gewonnen hatte. Von der anderen Seite der Gittertür rammte Atreus seine Schulter gegen das Schloss.
    Die Tür sprang auf und hätte Constance fast weggeschleudert. Sie ließ rasch los und sah, wie die Tür in den Hof stürzte. Dort landete sie auf jemandem, der gerade mit dem Schwert nach Mac ausholte.
Sehr schön!
    Atreus zerrte sie am Arm in den Käfig, der gerade groß genug war, dass sie nebeneinander darin kauern konnten. Es fühlte sich befremdlich vertraut an, ihrem alten Herrn und Meister so nahe zu sein, umhüllt von dem Weihrauchgeruch, der ihm stets anhaftete, und dem Rascheln seines Gewands. Constance betrachtete sein Gesicht. Seine Augen wirkten klar wie seit Monaten nicht mehr. Der Wahnsinn schien sich zurückgezogen zu haben. Andererseits konnte Atreus sehr überzeugend sein, wenn er etwas wollte, und Constance traute der plötzlichen Genesung nicht.
    »Warum bist du hier oben?«, fragte sie.
    »Bran hat sich mit Miru-kai verbündet.«
    Ihr stockte der Atem, als sie den Namen des alten Widersachers von Atreus hörte.
    »Sie haben mich hier eingesperrt, damit ich zusehen muss, wie sie meinen Jungen ermorden. Und sie nennen
mich
wahnsinnig! Aber nun wendet sich ihr Schicksal. Guck!« Atreus zeigte nach unten. »Dein Dämon lockt die Wachen von Sylvius fort. Er ist klug.«
    Mac!
»Was willst du tun?«
    Atreus hielt seine Hände in die Höhe. Die Gelenke wurden von breiten Silberschellen zusammengehalten, von denen eine Kette zu

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