Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
ʺ
„Sie ist nichts dergleichen, erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass sie überhaupt keine Wächterin ist. Sie ist noch eine Novizin. ʺ
„Aber meine Eltern.... ʺ
„Ich weiß, was Ihre Eltern wollten, Gott gebe ihren Seelen den ewigen Frieden. Die Dinge haben sich aber verändert. Miss Hathaway ist entbehrlich. Sie verdient es nicht, Wächterin zu sein, und sie wird gehen. ʺ
Ich starrte Kirova an, außerstande zu glauben, was ich da hörte. „Wohin wollen Sie mich schicken? Zu meiner Mom nach Nepal? Weiß sie überhaupt, dass ich fort bin? Oder vielleicht werden Sie mich ja auch zu meinem Vater schicken? ʺ
Bei dem schneidenden Unterton in diesem Wort wurden ihre Augen schmal. Als ich wieder anfing zu sprechen, klang meine Stimme so kalt, dass ich sie kaum erkannte.
„Oder vielleicht werden Sie versuchen, mich wegzuschicken, damit ich eine Bluthure werde. Versuchen Sie das, und wir werden bis zum Ende des Tages fort sein. ʺ
„Miss Hathaway ʺ , zischte sie, „Sie vergessen sich. ʺ
„Die beiden teilen ein Band. ʺ Dimitris leise, von seinem russischen Akzent geprägte Stimme durchbrach die lastende Anspannung, und wir drehten uns alle zu ihm um. Ich denke, Kirova hatte vergessen, dass er da war. Ich aber hatte es nicht vergessen. Seine Anwesenheit war viel zu mächtig, um sie zu ignorieren. Er stand noch immer an der Wand und sah in seinem lächerlich langen Mantel wie eine Art Cowboy aus. Er schaute mich an, nicht Lissa, und der Blick seiner dunklen Augen ging direkt durch mich hindurch. „Rose weiß, was Vasilisa fühlt. Habe ich nicht recht? ʺ
Ich hatte zumindest die Befriedigung zu erleben, wie Kirova für einen Augenblick das Gleichgewicht verlor, während sie zwischen uns und Dimitri hin und her blickte. „Nein....das ist unmöglich. Das ist seit Jahrhunderten nicht mehr vorgekommen. ʺ
„Es ist offenkundig ʺ , sagte er. „Ich hatte diesen Verdacht, sobald ich anfing sie zu beobachten. ʺ
Weder Lissa noch ich antworteten, und ich mied seinen Blick.
„Das ist eine Gabe ʺ , murmelte Victor aus seiner Ecke hervor. „Etwas Seltenes und Wunderbares. ʺ
„Die besten Wächter besaßen dieses Band ʺ , fügte Dimitri hinzu. „In den Geschichten. ʺ
Kirovas Empörung kehrte zurück. „Geschichten, die jahrhundertealt sind ʺ , rief sie.
„Sie wollen doch nicht etwa vorschlagen, dass wir sie in der Akademie behalten, nach allem, was sie getan hat? ʺ
Er zuckte die Achseln. „Sie mag wild und respektlos sein, aber wenn sie Potenzial hat.... ʺ
„Wild und respektlos? ʺ , fiel ich ihm ins Wort. „Wer zur Hölle sind Sie eigentlich? Extern angeheuerte Hilfe? ʺ
„Wächter Belikov ist jetzt der Wächter der Prinzessin ʺ , erklärte Kirova. „Ihr sanktionierter Wächter. ʺ
„Sie holen sich billige ausländische Arbeitskräfte, um Lissa zu schützen? ʺ
Das war ziemlich gemein von mir ‐ vor allem, da die meisten Moroi und ihre Wächter russischer oder rumänischer Herkunft waren ‐ , aber diese Bemerkung schien mir zu der Zeit klüger zu sein, als sie es wirklich war. Und es schien nicht so gewesen zu sein, als hätte ich das Recht gehabt, große Töne zu spucken. Ich mochte zwar in den USA erzogen worden sein, aber meine Eltern waren beide Ausländer ‐ meine Dhampirmutter war Schottin, rothaarig und mit einem lächerlichen Akzent, und man hatte mir erzählt, dass mein Moroivater Türke war. Diese genetische Kombination hatte mir eine Haut von der Farbe des Inneren einer Mandel beschert und dazu noch etwas, das ich gern als semiexotische Züge einer Wüstenprinzessin betrachtete: große, dunkle Augen und Haar von einem so tiefen Braunton, dass es im Allgemeinen schwarz wirkte. Ich hätte nichts dagegen gehabt, das rote Haar zu erben, aber wir nehmen nun mal, was wir kriegen.
Kirova warf verärgert die Hände hoch und drehte sich zu ihm um. „Sehen Sie? Absolut undiszipliniert! Ein sehr rohes Potenzial, und alle mentalen Bande auf der Welt können das nicht wettmachen. Ein Wächter ohne Disziplin ist schlimmer als gar kein Wächter. ʺ
„Dann lehren Sie sie Disziplin. Der Unterricht hat gerade erst begonnen. Schicken Sie sie wieder in ihre Klasse und lassen Sie sie trainieren. ʺ
„Unmöglich. Sie wird trotzdem hoffnungslos hinter ihren Klassenkameraden herhinken. ʺ
„Nein, das werde ich nicht ʺ , wandte ich ein. Niemand aber hörte auf mich.
„Dann geben Sie ihr zusätzliche Trainingsstunden ʺ , sagte er.
Sie machten in dieser Art weiter, während wir
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