Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
dich aus meinem Geist herauszuhalten”, murrte sie.
„Das ist in letzter Zeit meine einzige Möglichkeit, überhaupt mit dir zu , reden’.” Noch ein Ausrutscher.
„Was soll das wieder heißen?”, fragte sie.
„Nichts .... ich .... ” Sie sah mich scharf an. „Ich .... ich weiß nicht. Ich habe einfach das Gefühl, als würden wir nicht mehr viel miteinander reden.”
„Um das in Ordnung zu bringen, braucht es zwei Leute”, erwiderte sie, und ihre Stimme klang wieder freundlich.
„Du hast recht”, sagte ich und verkniff mir die Bemerkung, dass zwei Leute so etwas nur dann in Ordnung bringen konnten, wenn die eine Person nicht ständig mit ihrem Freund zusammen war. Nun gut, ich hatte mich auf meine eigene Art schuldig gemacht und Dinge für mich behalten - aber ich hatte in letzter Zeit etliche Male mit ihr reden wollen. Es schien bloß nie der richtige Zeitpunkt gewesen zu sein - nicht einmal jetzt. „Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass du die Erste sein würdest. Oder dass ich im letzten Schuljahr noch Jungfrau sein würde.”
„Ja”, meinte sie trocken. „Ich auch nicht.”
„He! Was soll das nun wieder heißen?”
Sie grinste, dann fiel ihr Blick auf ihre Armbanduhr. Ihr Lächeln verblasste. „Oh. Ich muss zu Priscillas Party. Christian sollte mich begleiten, aber er ist abgezogen, um sich wie ein Idiot aufzuführen .... ” Sie sah mich hoffnungsvoll an.
„Was? Nein. Bitte, Liss. Du weißt, wie sehr ich diese formellen königlichen Gesellschaften hasse.”
„Oh, komm schon”, bettelte sie. „Christian hat gekniffen. Du kannst mich nicht den Wölfen vorwerfen. Und hast du nicht gerade gesagt, dass wir mehr Gelegenheit zum Reden brauchen?” Ich stöhnte. „Außerdem, wenn du meine Wächterin bist, wirst du solche Dinge ständig tun müssen.”
„Ich weiß”, antwortete ich düster. „Ich dachte, ich könnte vielleicht meine letzten sechs Monate Freiheit genießen.” Aber am Ende beschwatzte sie mich doch dazu, sie zu begleiten, was wir beide natürlich von vornherein gewusst hatten.
Wir hatten nicht viel Zeit, und ich musste in aller Eile duschen, mir die Haare föhnen und mich schminken. Ich hatte aus einer Laune heraus Tashas Kleid mitgenommen, und obwohl ich ihr immer noch wünschte, dass sie schrecklich leiden musste, weil sie sich zu Dimitri hingezogen fühlte, war ich jetzt dankbar für ihr Geschenk. Ich streifte den seidigen Stoff über und freute mich zu sehen, dass dieses Rot mir genauso gut stand, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war ein langes, asiatisch anmutendes Kleid mit Blumenstickerei auf der Seide. Der hohe Halsausschnitt und der lange Saum bedeckten eine Menge Haut, aber der Stoff klebte an mir und sah auf eine andere Art sexy aus, als es der Fall gewesen wäre, wenn ich eine Menge Haut gezeigt hätte. Mein blaues Auge war inzwischen kaum mehr zu erkennen.
Lissa sah wie immer umwerfend aus. Sie trug ein dunkelpurpurnes Kleid von Johnna Ruski, einer bekannten Moroi-Designerin. Es war ärmellos und aus Satin gemacht. Die winzigen, amethystähnlichen Kristalle, die in die Träger eingelassen waren, funkelten auf ihrer bleichen Haut. Sie trug das Haar zu einem lockeren, kunstvoll frisierten Knoten aufgesteckt.
Als wir den Festsaal erreichten, zogen wir einige Blicke auf uns.
Die Königlichen hatten vermutlich nicht erwartet, dass die Dragomir-Prinzessin ihre Dhampir-Freundin zu diesem Dinner mitbrachte, auf das die Gäste sich schon lange gefreut hatten und zu dem man nur auf spezielle Einladung Zutritt hatte. Aber he, auf Lissas Einladung hatte gestanden „und Begleitung”. Wir nahmen unsere Plätze an einem der Tische zusammen mit einigen Königlichen ein, deren Namen ich prompt wieder vergaß. Sie waren mehr als zufrieden, mich ignorieren zu können, und ich war zufrieden, von ihnen ignoriert zu werden.
Außerdem war es nicht so, als gäbe es nicht jede Menge andere Ablenkungen. Der Raum war ganz in Silber und Blau hergerichtet worden. Mitternachtsblaue Seidendecken lagen auf den Tischen, so glänzend und glatt, dass ich schreckliche Angst hatte, davon zu essen.
An den Wänden hingen Leuchter mit Bienenwachskerzen, und ein mit Buntglas geschmückter Kamin knisterte in einer Ecke fröhlich vor sich hin. Der Effekt war ein spektakuläres Panorama aus Farbe und Licht, das das Auge verwirrte. In der Ecke spielte eine schlanke Moroi leise Cellomusik, einen träumerischen Ausdruck auf dem Gesicht, während sie sich auf die Melodie konzentrierte.
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