Vampire Academy 04
von ihrem Cheeseburger abgebissen, und die Dinger wurden rasend schnell kalt. Am liebsten hätte ich ihn einfach selbst gegessen, aus Prinzip.
„Ich bin gleich wieder da“, sagte sie plötzlich. Sie stand auf und ging in eine stille Ecke des Cafés. Dort zog sie aus ihrer magischen Handtasche ein Handy hervor, wandte dem Raum den Rücken zu und rief jemanden an.
Ich hatte inzwischen mein ganzes Hühnchen vertilgt und bediente mich an ihren Pommes frites, da es immer weniger danach aussah, als hätte sie noch irgendetwas damit vor. Während ich aß, grübelte ich über die vor mir liegenden Möglichkeiten nach und fragte mich, ob es wirklich so einfach sein konnte, Dimitris Stadt zu finden. Und sobald ich dort ankäme … würde es dann auch noch so einfach sein? Würde er dort draußen in den Schatten leben und Jagd auf Moroi machen? Und wenn ich ihm gegenüberstand, konnte ich ihm wirklich meinen Pflock ins Herz rammen? Dieses unerwünschte Bild tauchte wieder vor mir auf, Dimitri mit roten Augen und …
„Rose?“
Ich blinzelte. Ich war total weggetreten gewesen. Sydney war wieder da. Sie ließ sich auf ihren Platz mir gegenüber gleiten. „Also, es sieht so aus …“ Sie hielt inne und musterte ihren Teller. „Hast du welche von meinen Pommes gegessen?“
Ich hatte keinen Schimmer, woher sie das wissen konnte, da es doch so ein riesiger Haufen war. Ich hatte kaum eine Delle hinterlassen. Weil ich vermutete, dass mein Frittendiebstahl als weiterer Beweis dafür angesehen werden würde, dass ich eine böse Kreatur der Nacht war, sagte ich aalglatt: „Nein.“
Sie runzelte kurz die Stirn, dachte nach und sagte dann: „Ich weiß, wo diese Stadt liegt. Ich war schon einmal dort.“
Ich richtete mich auf. Verdammte Scheiße. Nach all diesen Wochen hatte das Suchen nun bald ein Ende. Sydney würde mir sagen, wo ich diese Stadt fand, und ich konnte endlich dort hinfahren und versuchen, dieses schreckliche Kapitel meines Lebens abzuschließen.
„Danke, ich danke dir so sehr …“
Sie hob eine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen, und da erst fiel mir auf, wie unglücklich sie aussah.
„Aber ich werde dir nicht sagen, wo sie liegt.“
Mir klappte der Unterkiefer herunter. „Was?“
„Ich werde dich selbst dort hinbringen.“
3
„Moment mal, bitte – was?“, rief ich.
Das gehörte nicht zu meinem Plan. Das gehörte ganz und gar nicht zu meinem Plan. Ich versuchte doch, mich so unauffällig wie möglich durch Russland zu bewegen. Außerdem gefiel mir der Gedanke überhaupt nicht, jemanden im Schlepptau zu haben – schon gar nicht jemanden, der mich zu hassen schien. Ich wusste auch nicht, wie lange die Reise nach Sibirien dauern würde – einige Tage wahrscheinlich –, und ich fand die Vorstellung ziemlich unangenehm, mir während der ganzen Fahrt von Sydney anhören zu müssen, was für ein unnatürliches, böses Wesen ich sei.
Ich schluckte meine Gefühle hinunter und versuchte es mit vernünftiger Argumentation. Schließlich bat ich hier um einen Gefallen. „Das ist wirklich nicht nötig“, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Es ist nett von dir, mir das anzubieten, aber ich will dir keine Unannehmlichkeiten machen.“
„Nun“, erwiderte sie trocken, „ das lässt sich leider nicht vermeiden. Und ich bin auch nicht nett. Es ist nicht einmal meine Entscheidung. Es ist ein Befehl von meinen Vorgesetzten.“
„Es klingt trotzdem, als wäre es furchtbar lästig für dich. Warum verrätst du mir nicht einfach, wo die Stadt ist, und pfeifst auf deine Befehle?“
„Offensichtlich kennst du die Leute nicht, für die ich arbeite.“
„Muss ich auch nicht. Ich widersetze mich ständig allen Autoritäten. Es ist gar nicht so schwer, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.“
„Ach ja? Und wie funktioniert dann die Suche nach diesem Dorf?“, fragte sie spöttisch. „Hör mal, wenn du dorthin willst, ist das die einzige Möglichkeit.“
Na ja – es war nur dann die einzige Möglichkeit, mein Ziel zu erreichen, wenn ich Sydney als Informationsquelle benutzte. Ich konnte ja immer noch weiter in der Nachtigall nachforschen … aber ich hatte schon so lange gebraucht, um von dort aus eine Spur zu finden. In der Zwischenzeit saß Sydney mit der Information, die ich brauchte, direkt vor meiner Nase.
„Warum?“, fragte ich. „Warum musst du auch hinfahren?“
„Das kann ich dir nicht sagen. Fazit: Sie haben es mir befohlen.“
Entzückend. Ich musterte sie und
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