Vampire Academy 04
Pommes, ohne sie tatsächlich zu essen.
„Das Wissen um die Strigoi könnte die Menschen doch befähigen, sich vor ihnen zu schützen.“ Warum zur Hölle spielte ich hier eigentlich des Teufels Advokaten?
Sie ließ die Fritte, mit der sie ohnehin nur herumgespielt hatte, wieder auf ihren Teller fallen. „Vielleicht. Aber es gibt viele Menschen, die der Gedanke an Unsterblichkeit in Versuchung führen würde – selbst um den Preis, einem Strigoi zu dienen, wenn sie dafür als Gegenleistung in eine böse Kreatur der Nacht verwandelt werden. Du wärst überrascht, wie viele Menschen darauf anspringen, wenn sie von Vampiren erfahren. Die Unsterblichkeit besitzt eine enorme Anziehungskraft – trotz des Bösen, das damit einhergeht. Unzählige Menschen, die von Strigoi erfahren, würden in der Hoffnung, irgendwann verwandelt zu werden, versuchen, ihnen zu dienen.“
„Das ist doch Wahnsinn …“ Ich verstummte. Im vergangenen Jahr hatten wir Beweise dafür gefunden, dass Menschen Strigoi geholfen hatten. Strigoi konnten silberne Pflöcke nicht berühren, aber Menschen konnten es sehr wohl, und einige hatten diese Pflöcke benutzt, um die Moroi-Magie zu zerstören. War diesen Menschen etwa Unsterblichkeit versprochen worden?
„Und das“, fuhr Sydney fort, „ist der Grund, warum es das Beste ist, wenn wir einfach dafür sorgen, dass niemand von euch erfährt. Ihr seid da draußen – ihr alle –, daran lässt sich nun mal nichts ändern. Ihr zieht euer Ding durch, um euch der Strigoi zu entledigen, und wir ziehen unser Ding durch und retten den Rest meiner Art.“
Ich nagte an einem Hühnerflügel und versuchte, mich nicht über ihre Andeutung aufzuregen, dass sie ihre Art auch vor Leuten wie mir retten müsse. In mancher Hinsicht ergaben ihre Worte durchaus einen Sinn. Es war unmöglich, dass wir uns stets unsichtbar durch die Welt bewegten, und – ja, dem konnte ich zustimmen – es war notwendig, dass irgendjemand Strigoi-Leichen entsorgte. Und Menschen, die mit Moroi zusammenarbeiteten, waren dafür perfekt geeignet. Sie wären imstande, sich freier in der Welt zu bewegen, insbesondere wenn sie die Art von Kontakten und Beziehungen hatten, auf die Sydney immer wieder anspielte.
Ich erstarrte mitten im Kauen, weil mir meine früheren Gedanken wieder einfielen, als ich mit Sydney hierhergelaufen war. Ich würgte den letzten Bissen hinunter und trank von meinem Wasser. „Ich habe noch eine Frage. Hast du Kontakte in ganz Russland?“
„Bedauerlicherweise“, sagte sie. „Wenn wir Alchemisten achtzehn werden, schickt man uns auf eine Hospitanzreise, um in unserem Handwerk eigene Erfahrungen zu sammeln und alle möglichen Beziehungen zu knüpfen. Ich wäre lieber in Utah geblieben.“
Das war fast noch verrückter als alles andere, was sie mir erzählt hatte, aber ich wollte nichts überstürzen. „Was genau sind das für Beziehungen?“
Sie zuckte die Achseln. „Wir verfolgen die Aktivitäten vieler Moroi und Dhampire. Wir stehen außerdem mit diversen hochrangigen Regierungsvertretern in Kontakt – unter Menschen und Moroi. Wann immer ein Vampir von einem Menschen beobachtet wird, sind wir zur Stelle und kennen normalerweise irgendein hohes Tier, das wiederum jemanden schmieren kann oder dergleichen … So wird alles schön unter den Teppich gekehrt.“
Die Aktivitäten vieler Moroi und Dhampire verfolgen. Jackpot. Ich beugte mich vor und senkte die Stimme. Alles schien von diesem einen Augenblick abzuhängen.
„Ich suche nach einem Dorf … einem Dhampir-Dorf im tiefsten Sibirien. Den Namen kenne ich nicht.“ Dimitri hatte den Namen nur ein einziges Mal erwähnt, und ich hatte ihn vergessen. „Das Dorf liegt irgendwo in der Nähe von … Omm.“
„Omsk“, korrigierte sie mich.
Ich richtete mich auf. „Kennst du es?“
Sie antwortete nicht sofort, aber ihre Augen verrieten sie. „Vielleicht.“
„Du kennst es und musst mir sagen, wo es ist. Ich muss dorthin.“
Sie verzog das Gesicht. „Willst du eine … eine von denen werden?“
Also wussten Alchemisten auch über Bluthuren Bescheid. Keine Überraschung. Wenn Sydney und ihre Verbündeten alles andere über Vampire wussten, würden sie natürlich auch das wissen.
„Nein“, sagte ich hochmütig. „Ich muss nur jemanden finden.“
„Wen?“
„Jemanden.“
Das entlockte ihr beinahe ein Lächeln. Ihre braunen Augen hatten einen nachdenklichen Ausdruck angenommen, während sie an einer Pommes knabberte. Sie hatte nur zweimal
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