Vampire Academy 04
Pennsylvania besuchen konnte. Lissa war echt lernbegierig und dachte, ein Leben in Tatianas Haus sei ein annehmbarer Preis für die Möglichkeit, anschließend auf eine mittelgroße, angesehene Universität zu gehen statt auf eine der winzigen Unis, die die Moroi (aus Sicherheitsgründen) normalerweise besuchten.
Wie Lissa jedoch gerade herausfand, wurden die mit dem Pakt verknüpften Bedingungen bereits eingefordert. „Und ich sitze einfach nur da und lasse mir alles gefallen“, antwortete Lissa. „Ich lächle und sage: ‚Ja, Euer Majestät. Was immer Ihr wünscht, Euer Majestät.‘“
„Dann erklär ihr, dass du es dir anders überlegt hast. Du wirst in zwei Monaten achtzehn. Royal hin oder her, du hast keinerlei Verpflichtungen. Du brauchst sie nicht, um eine große Universität zu besuchen. Wir werden einfach verschwinden, du und ich. Dann kannst du dir das College aussuchen, das du besuchen willst. Oder gar nicht aufs College gehen. Wir könnten nach Paris durchbrennen oder so und in einem kleinen Café arbeiten. Oder auf den Straßen schlechte Kunst verkaufen.“
Diese Vorstellung brachte Lissa zum Lachen, und sie kuschelte sich enger an Christian. „Ja, genau. Ich sehe schon vor mir, wie du die Geduld aufbringst, die Gäste zu bedienen. Wahrscheinlich würdest du gleich am ersten Tag gefeuert werden. Sieht wohl so aus, als könnten wir nur überleben, wenn ich aufs College gehe und das Geld für uns verdiene.“
„Du weißt aber schon, dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt, aufs College zu gehen, oder?“
„Ja klar, doch auf keines, das so gut ist“, sagte sie sehnsüchtig. „Es wäre zumindest nicht so einfach. Das ist die einzige Möglichkeit. Ich wünschte nur, ich könnte alles haben und ihr trotzdem ein klein wenig die Stirn bieten. Rose würde es tun.“
„Rose hätte es schon bei der ersten Erledigung für Tatiana geschafft, wegen Hochverrats verhaftet zu werden.“
Lissa lächelte traurig. „Ja, das stimmt.“ Ihr Lächeln verwandelte sich in einen Seufzer. „Ich vermisse sie so sehr.“
Christian küsste sie abermals. „Ich weiß.“ Dieses Gespräch führten sie nicht zum ersten Mal, denn das Thema war immer aktuell, weil Lissas Gefühle für mich niemals verblassten. „Es geht ihr gut, hörst du? Wo immer sie ist, es geht ihr gut.“
Lissa starrte in die Dunkelheit des Dachbodens. Das einzige Licht kam von einem Buntglasfenster und ließ den ganzen Raum richtig märchenhaft aussehen. Der Dachboden war erst vor Kurzem aufgeräumt worden – von Dimitri und mir. Das lag nur zwei Monate zurück, aber schon jetzt häuften sich Staub und Kisten wieder an. Der hiesige Priester war wirklich ein netter Kerl, aber er konnte einfach nichts wegwerfen. Lissa bemerkte nichts von alledem. In Gedanken war sie nur mit mir beschäftigt.
„Ich hoffe es. Ich wünschte, ich hätte eine Ahnung – irgendeine Ahnung –, wo sie sein könnte. Ich denke immer wieder, dass wenn ihr irgendetwas zugestoßen ist, wenn sie …“ Lissa konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen. „Nun, ich denke ständig, dass ich es irgendwie wüsste. Dass ich es fühlen würde. Ich meine, ich weiß, unser Band funktioniert nur in eine Richtung … das war schon immer so. Aber ich müsste es doch wissen, wenn ihr etwas zugestoßen wäre, nicht wahr?“
„Keine Ahnung“, sagte Christian. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“ Jeder andere Mann hätte etwas übertrieben Liebes und Tröstliches gesagt und ihr versichert, dass, ja, ja, sie es natürlich wissen würde. Aber diese brutale Ehrlichkeit war ein Teil von Christians Wesen. Lissa schätzte das sehr an ihm. Und mir ging es genauso. Das machte ihn zwar nicht in jedem Fall zu einem angenehmen Freund, aber zumindest konnte man immer sicher sein, dass er einem keinen Scheiß erzählte.
Sie seufzte abermals. „Adrian sagte, es ginge ihr gut. Er besucht ihre Träume. Ich würde alles dafür geben, wenn ich das auch könnte. Meine Fähigkeiten zu heilen werden immer besser, und ich habe auch diese Aurasache in den Griff bekommen. Aber noch keine Träume.“
Zu wissen, dass Lissa mich vermisste, schmerzte beinahe noch mehr, als wenn sie mich vollkommen abgeschrieben hätte. Ich hatte ihr niemals wehtun wollen. Auch wenn ich wütend auf sie war, weil ich das Gefühl gehabt hatte, sie würde mein Leben kontrollieren, so hatte ich sie doch nie gehasst. Ich liebte sie wie eine Schwester und konnte den Gedanken kaum ertragen, dass sie meinetwegen so litt. Warum
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