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Vampire City

Vampire City

Titel: Vampire City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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auf ihren Alkoholkonsum achtete. Sie hielt sich an Apfelsaft, wofür ich ihr dankbar war. Ich widmete mich dann einer Cola, da sich leichte Kopfschmerzen und eine kleine Beschwipstheit einstellten. Der junge Mann mit dem Engelshaar, den wir am Eingang gesehen hatten, schien Mary verfallen zu sein. Er hatte sie an der Bar erspäht und stellte sich als Sam vor. Er brachte noch ein paar Jungs mit zu uns, die sogleich kräftig zu flirten anfingen. Ich ertappte mich dabei, nach meinem stillen Beobachter zu suchen und wurde enttäuscht; er musste wohl schon gegangen sein. Ich kannte ihn nicht mal, hatte ihn heute das erste Mal gesehen, und doch hatte mich sein Blick fasziniert. Er könnte schließlich auch ein Psychopath sein, ging es mir durch den Kopf, und ich schmachtete ihn an.
    „Hörst du mir zu?“
    Ich verließ meinen Gedankenpalast und sah den Typen vor mir an, der mich eben angesprochen hatte. Seine braunen Augen maßen gerade meinen Körper aus, mehrmals.
    Willst du vielleicht noch ein Maßband haben?
    „Tut mir leid, was hast du gesagt?“
    Ich wusste seinen Namen nicht mehr. Er beugte sich zu mir herunter, seine Bierfahne streifte mein Gesicht.
    „Ob du tanzen willst.“
    Seit einiger Zeit wurden nur noch langsame, leisere Lieder gespielt, was den Vorteil hatte, sich besser unterhalten zu können. Es ging langsam auf die Geisterstunde zu, und ich hatte keine Lust, nach der Ganzkörperkontrolle von eben, seine Hände auf mir zufühlen.
    „Nein, danke“, wehrte ich ab. „Du siehst nicht mehr ganz so frisch aus.“
    Er lachte auf, ein dunkles, schweres Geräusch, das mir Gänsehaut verursachte.
    „Was soll das denn heißen? Komm schon, ich beiße nicht“, sagte er herausfordernd.
    Bist du sicher?
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Schade.“
    Er stellte sein Bier auf den Tresen und machte Anstalten, dass er mal auf die Toilette müsste. Dabei zeigte er unmissverständlich auf seinen Schritt. Ich nickte wissend, als er davonzog. Die anderen beiden Männer, die Sam uns vorgestellt hatte, unterhielten sich wild gestikulierend und lachten immer wieder. Mary hing Sam an den Lippen, die beiden sahen so süß zusammen aus. Wie konnte man nur so ein Glück haben?
    Einmal ausgegangen, hübschen, netten Typen getroffen, engelshaarige Kinder gezeugt…
    Ich atmete tief durch und spürte eine aufkommende Müdigkeit in meinen Knochen. Sonst war ich immer schon im Bett, mit einer Tasse Kakao und natürlich einer Lektüre. Das schien alles so weit weg zu sein. Mary drehte sich zu mir um.
    „Alles okay?“, wollte sie wissen.
    Ich nickte, weil ich ihr nicht den Abend verderben wollte, auch wenn ich erschöpft war.
    „Wir können gehen, wenn du willst“, sagte sie laut.
    Ich schüttelte den Kopf. Da beugte sie sich zu mir hinüber und flüsterte:
    „Ich habe seine Nummer. Wir können gern nach Hause fahren, ich bin auch fix und fertig.“
    Ich lächelte. Wie sie das nur immer anstellte…
    Draußen umfing uns die eisige Nachtluft. Ich sog sie gierig in mich auf und war schlagartig hellwach. Sam begleitete uns zu Marys Auto und verabschiedete sich höflich von mir, mit eingehendem Blick von Mary.
    „Sag mal, wie machst du das?“, fragte ich sie beim Einsteigen.
    „Ich mache gar nichts, das liegt am Kleid“, grinste sie.
    „Aber das hatte er vor dem Eingang doch noch gar nicht gesehen. Da hattest du noch deinen Mantel an“, widersprach ich ihr.
    „Du hast recht, dann muss es doch an mir liegen“, lachte sie. „Oh, Virginia, er ist so toll.“
    Sie seufzte gedankenverloren auf.
    „Er wirkt nett“, sagte ich.
    „Mehr als nett.“ Sie fuhr vom Parkplatz.
    Wieder sah ich nach allen Seiten, ob ich meinen heimlichen Beobachter irgendwo zu Gesicht bekam, doch wieder leider nur Fehlanzeige.
    Mary schwärmte die gesamte Fahrt von Sam. Wie er sie angesehen hatte, wie intelligent er doch wäre und diese Augen, ach, und überhaupt! Dabei kannte sie ihn gerade mal ein paar Stunden. Aber so war Mary, die Jägerin hatte eine neue Beute entdeckt und sich in sie verbissen. Sam würde ihr wohl nicht mehr entkommen können, außer, sie verlor das Interesse oder er löste sich in Luft auf. Beides war in näherer Zeit nicht anzunehmen, also hörte ich geduldig zu und nickte hin und wieder. Ich freute mich für sie, klarer Fall, aber wann kam mein Traumprinz endlich vorbei geritten? Bei meinem Glück würde er auf einem Esel dahergewackelt kommen. Nun ja, so viel hatte ich auch nicht zu bieten, also könnte ich über diesen Umstand,

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