Vampire City
sagen wir, zumindest ein wenig glücklich sein.
Nach und nach schweifte ich mit meinen Gedanken ab. Die zum Teil beleuchteten Häuser glitten an mir vorbei, Erschöpfung übermannte mich langsam, während ich zum wiederholten Male an den Typ aus dem Club denken musste. Er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Sein durchdringender Blick, der mich aufzufressen schien, die coole Art, die man ihm, verbunden mit dem Aussehen, recht nahe legen konnte. Das durfte doch unmöglich sein Ernst sein! Frauen wurden von solchen Aktionen regelrecht angezogen. Neugier, Verzauberung und ein kleiner Schwall Angst wechselten sich in unseren Köpfen und Herzen ungleichmäßig ab, und wenn der Gaffer auch noch dazu so verdammt gut aussah, war es um uns geschehen.
Wir kamen zuckelnd vor meinem Haus an, es war schon kurz vor ein Uhr morgens, wie mir ein kurzer Blick auf die Uhr verriet. Mary stoppte den Wagen, umarmte mich und nahm schon wieder diesen verträumten Ausdruck an.
„Ich weiß, Sam…“, sagte ich lang gezogen und seufzte.
Sie lächelte.
„Schlaf gut, wir telefonieren, okay?“
„Klar. Fahr vorsichtig.“
Ich stieg aus und zog meinen Mantel über. Sie hupte, dann verschwand ihr Citroen aus meinem Sichtfeld.
Nachdem ich die Zähne geputzt hatte und in mein Nachthemd geschlüpft war, stieg ich in mein kühles Bett. Mir war immer noch heiß von den Drinks, dem Tanzen und der ganzen Aufregung, die diese Nacht mit sich gebracht hatte. Ich beschloss im Stillen, öfter mit Mary ins Bowl zu gehen und wurde den Verdacht nicht los, dass ich es aber aus einem anderen Grund wollte. Einem Grund, der groß war, dunkelhaarig, ganz in Schwarz gekleidet. Ich war ja so erbärmlich…
Der Sonntag begann für mich um kurz nach zwei Uhr nachmittags. Ich wachte verschlafen auf, streckte mich und fühlte mich ausgeruht, nachdem ich endlich nach drei Ihr morgens und intensiver Grübelei eingeschlafen war. Wie konnte man sich so verrückt machen? Offenkundig hatte ich zuviel Zeit, sonst würde ich nicht so ausgiebig über jemanden nachdenken, den ich gerade mal drei Minuten in einem Schummerlicht gesehen hatte. Er konnte schielen, eine Kastratenstimme haben, schwul sein. Oh man, langsam musste ich mit diesem Mist aufhören.
Mein Frühstück bestand aus Cornflakes mit Milch und einer geschnittenen Banane. Ich brauchte etwas Frisches, lümmelte auf dem Sofa herum und schaltete das Radio ein. Erleichtert hörte ich die Nachricht, dass das verschwundene Mädchen wieder aufgetaucht war. Ihr ging es den Umständen entsprechend gut, lediglich erinnern konnte sie sich an nichts. Man hatte ihr wohl auch nichts Schlimmes angetan. Das war doch mal eine gute Meldung.
Den Tag verbrachte ich mit Musik hören, lesen und abends telefonierte ich noch mit Mary, die völlig aus dem Häuschen war, weil sie mit Sam nächste Woche ausgehen würde. Ich beglückwünschte sie, woraufhin sie mir versprach, die Freunde von Sam durchzuchecken – extra für mich. Gern hätte ich sie gebeten, es zu lassen, da hatte sie sich auch schon verabschiedet, weil ein Anruf von Sam rein kam.
Aus den Augen, aus dem Sinn, sobald ein dreibeiniges Wesen zum Greifen nah war…Typisch!
Überrascht ging ich zur Wohnungstür, nachdem es einmal kurz geklingelt hatte und drückte den Knopf an der Türsprechanlage, um zu hören, wer es war.
„Hallo?“, fragte ich.
„Miss Dawson, ich muss Sie dringend sprechen.“
Die Stimme war männlich, ruhig, ein wenig verzerrt.
Ich hörte unten ein paar Autos vorbeifahren.
„Wer sind Sie denn?“, fragte ich zögernd. „Und worum geht es?“
„Das kann ich Ihnen von hier unten nicht sagen. Bitte lassen Sie mich heraufkommen.“
Ich stutzte. Was wollte er? Und warum nannte er nicht seinen Namen? Da war doch eindeutig etwas faul.
„Tut mir leid, aber das mache ich nicht. Ich kenne Sie schließlich nicht einmal. Auf wiederhören.“
Ich ließ den Knopf los und wartete. Eine Sekunde später klingelte es wieder.
„Was wollen Sie?“, bellte ich.
„Es geht um ihre Eltern“, zischte er.
Ein kalter Schauer zog sich über meinen Rücken. Mom und Dad? Was war mit ihnen? War etwas Schlimmes geschehen? Ich schluckte meine aufkommende Angst hinunter und fasste mich. Was war, wenn er log und nur ins Haus gelassen werden wollte? Er könnte genauso gut bei den anderen Mietern klingeln, etwas vorlügen und schwupps , schon stand er vor meiner Tür.
„Das glaube ich Ihnen nicht. Woher sollten Sie meine Eltern kennen?“
Meine Stimme klang
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