Vampire City
fester als ich gedacht hatte. Ich straffte meine Schultern.
„Himmel Herrgott noch mal“, hörte ich ihn fluchen, dann wurde es still.
„Hallo?“, fragte ich, bekam jedoch keine Antwort.
Ich ließ den Knopf los und horchte an der Tür. Als nach ein paar Minuten kein Geräusch im Haus zu vernehmen war, atmete ich erleichtert auf und ging zurück ins Wohnzimmer. Und dort traf mich fast der Schlag. Ich kreischte, taumelte und stieß rückwärts gegen den Sessel. Unfähig, etwas von mir zu geben, starrte ich in die Ecke, in der jemand stand. Meine Augen mussten mir einen Streich spielen, ich musste irre geworden sein. Doch es war einfach zu real, um an meinem Verstand zu zweifeln. Gänsehaut überflutete mich, als ich ihn erkannte. Das konnte unmöglich sein!
„Hör zu, Virginia, hab keine Angst. Ich werde dir nichts tun“, gab er behutsam von sich.
Er stand einfach da, bewegte sich nicht, sah mir fest in die Augen. Das war mein Spanner aus dem Club! Er trug die gleichen Klamotten, darüber einen langen Ledermantel und sah immer noch so fantastisch aus.
Wie? Was hatte ich da eben gedacht? War ich wahnsinnig? Immerhin war er, ohne , dass ich die Tür geöffnet hatte, in meinem Wohnzimmer gelandet. Musste mir das nicht spanisch vorkommen?
„Sie sind es!“
Ich schnappte nach Luft.
Verständnislos betrachtete er mich.
„Wie meinst du das?“
Wollte er mich auf den Arm nehmen und so tun, als hätte er mich gestern Nacht nicht begafft? Meine Augen funktionierten noch sehr gut.
Ich blickte mich panisch um.
„Virginia…“, begann er von Neuem und machte einen Schritt auf mich zu.
Ich tat es ihm gleich, aber in die andere Richtung, weiter weg von ihm. Er blieb abrupt stehen.
„Was wird hier gespielt? Woher kennen Sie meinen Namen?“
Heiser brachte ich die Worte heraus, mein Herz schlug wie wild, während er mich mit einer unglaublichen Gelassenheit ansah, die nicht normal zu nennen war.
„Das wollte ich dir eben erklären.“
Seine Zurückhaltung ließ mich ruhiger werden. Aber nur einen Bruchteil; wahrscheinlich wollte er mich schrittweise einlullen und dann: Kopf ab!
„Was wollen Sie? Wie sind sie hier hereingekommen?“, fragte ich mit zittriger Stimme.
Er schien sich zu sammeln.
„Es geht um dich, du bist in Gefahr, und genau deswegen bin ich hier, um dich wegzuschaffen. Mehr kann ich dir noch nicht sagen.“
Ich schnaubte, auch wenn es leise war. Wo war die versteckte Kamera?
„Sie denken doch nicht, dass ich mit Ihnen einfach so mitkomme. Da müsste ich ja nicht alle Tassen im Schrank haben.“
Ich ging ein paar Schritte rückwärts und lehnte mich an den Türpfosten, um Halt zu bekommen.
„Setz dich!“, befahl er plötzlich.
„Nie und nimmer.“
Ich bot ihm die Stirn und zitterte innerlich wie Espenlaub. Mein Blick streifte die Wohnungstür.
„Vergiss es“, sagte er kühl. „Hast du vergessen, wie ich hier hereingekommen bin?“
Ich schaute ihn an.
„Und wie haben Sie das gemacht?“
„Das ist schwer zu erklären…“
„Dann tun Sie’s einfach!“
„Langsam habe ich genug!“
„Und ich schon lange!“
Unsere Stimmen hatten sich mit jedem Wort mehr erhoben. Er hielt inne, ein Grinsen huschte ihm über das Gesicht, dann verdüsterte sich seine Miene merklich.
„Wir haben keine Zeit, sie sind hierher unterwegs!“
„Wer denn?“, fragte ich inständig.
Meine Stimme war mir fremd, meine Kehle schnürte sich unaufhaltsam immer mehr zu. Ich bekam keine Luft mehr.
„Das erkläre ich dir später“, knurrte er und kam schnellen Schrittes auf mich zu.
Bevor ich weglaufen oder gar schreien konnte, hatte sich seine Hand grob auf meinen Mund gelegt. Sein anderer Arm hielt mich eisern umfangen.
Er war einen Kopf größer als ich, seine Miene verriet mir Ungeduld und Erregung. Ich fühlte seinen warmen Körper an mir, dessen Stärke mich gefangen nahm. Graue Augen unter dichten Wimpern sahen wild und entschlossen in meine. Ich versank in ihnen, bis sie allmählich verschwammen. Ich wollte mich wehren, ihn kratzen, beißen, flüchten…doch das Einzige, was ich noch fühlte, war der dunkle Schleier, der sich über meine Empfindungen legte und mich in die tiefe Finsternis saugte.
3. Gefangen in einem gut aussehenden Albtraum
Was war das für ein Geräusch? Ein dumpfes Surren hatte sich über meine Ohren gelegt, war in mein Gehirn gedrungen, verursachte, dass ich aus dem Land der Träume langsam herausglitt. Nein, ich wollte da bleiben! Es war so schön hier,
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