Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
schüttelte sich, um wieder zu sich zu kommen. Das Adrenalin brannte in seinen Adern, als er die Maschinenpistole auf das Tor richtete, doch inzwischen war von dem Mündungsfeuer aus den Waffen des Verbogenen Kreuzes kaum noch etwas zu sehen. Die Schüsse rund um das Lager verklangen in dem Chor der Schmerzenslaute der Verwundeten, die um Hilfe bettelten oder ihre Qual hinausbrüllten.
Es gab nichts mehr zu töten.
Valentine sackte über dem Kolben seines Gewehrs in sich zusammen, nahm außer dem Korditgeruch und dem heißen Metall nichts mehr wahr; er wartete darauf, dass jemand anderes eine Entscheidung träfe.
Als sich die Schlächter des Verbogenen Kreuzes zurückzogen, ging das Sperrfeuer los, eine Sturzflut aus Mörsergeschossen, die Menschen, Tiere und Wagen in Stücke rissen. Nie zuvor hatte Valentine so etwas erlebt. Und obwohl die Geschosse alle im Bereich der Wagen niedergingen, erschien
es ihm, als gelte jede der Explosionen ihm persönlich.
Dreißig Minuten später war es vorbei, und das Aufräumen begann.
»Wenn das ein Sieg war, möchte ich die Niederlage nicht erleben.« Der Anführer der Kundschafter, Danvers, ließ den Blick über die rauchenden Trümmer des Lagers schweifen, als die Morgendämmerung den Nebel vertrieb. Valentine hatte sich ihm bei der Begutachtung der Schäden angeschlossen und ihn gebeten, er möge seine Kundschafter beauftragen, Ausschau nach einem »Haufen aus vier Gegenständen« mit einer Botschaft von Duvalier zu halten.
Die Toten der Adlerschwingen lagen in einer Reihe am Boden, mit Laken bedeckte Leichen, deren Füße, zumindest in den Fällen, in denen die Verstorbenen mit beiden Beinen abgetreten waren, aus den erdfarbenen Fetzen herauslugten. Unter ihnen war Handwerksmeister Waldron, getötet von einem Schlächter, als er eine Schwenkkanone hatte nachladen wollen.
Während sie auf den Sonnenaufgang warteten und den überlebenden Männern neue Posten an den Verteidigungsanlagen zuteilten, erzählte Danvers Valentine vom Schicksal seiner Reiter an dem Hang oberhalb der Nordmauer. Als das Verbogene Kreuz den Rückzug angetreten hatte, hatten sie insektoide Grogs entdeckt, sogenannte Sandasseln, die sich über den Hang verteilt hatten.
»Mit Sandasseln kommen wir zurecht. Die kommen aus den Dakotas und leben überwiegend in den unbewohnten Gebieten der Prärie und dem Ödland«, erklärte Danvers. »Sie sehen beinahe so aus wie Kellerasseln - sie packen dich mit ihren vorderen Spaltfüßen und jagen dir eine Nadel mit einem Gift in den Leib. Wenn du Glück hast, bringt es dich um; wenn nicht, bist du gelähmt. Wie dem
auch sei, sie werfen dich zusammen mit ihren Eiern in irgendein Loch.«
»Schwächen?«, fragte Valentine automatisch, während er die Reihe der Berittenen musterte, die in großen Abständen das Terrain rund um das Lager kontrollierten.
»Sind verdammt dumme Viecher, völlig unorganisiert, rotten sich einfach zum Angriff zusammen, sobald sich irgendwo etwas bewegt. Wir wären natürlich in Schwierigkeiten geraten, hätten sie es bis an die Wagenburg geschafft. Die können buddeln wie der Teufel. Sie hätten nur den Graben erreichen müssen, dann hätten sie sich durch den Sand mitten ins Lager gegraben. Das wäre nicht schön gewesen. Meine verbliebenen Männer versuchen, sie zur Strecke zu bringen. Jetzt, wo die Sonne aufgeht, werden sie sich vor ihr verstecken, und wenn wir etwas im Moment nicht auch noch brauchen können, dann sind es Sandasselnester.«
Valentines Interesse galt jedoch dem Verbogenen Kreuz, nicht einer neuen Ausprägung von Grogs. Er hatte weder Duvalier gesehen, noch eine Nachricht von ihr gefunden.
Auf der Suche nach der Treckführerin traf er auf den Diakon, der sich um die Verwundeten kümmerte und Vorbereitungen für die Bestattung der Toten traf.
»Ich kann Mrs. Hendricks nicht finden, Diakon, also dachte ich, ich verabschiede mich von Ihnen und bitte Sie, ihr zu sagen, dass ich aufbrechen musste.«
»Warte noch, mein Sohn. Du brauchst ebenso wie jeder andere eine Pause. Mrs. Hendricks reitet mit den Kundschaftern. Sehen wir doch erst mal, was sie herausfinden. Es bringt nichts, wenn du vorschnell davonläufst. Außerdem haben wir immer noch keine Spur von deiner Freundin gefunden. Willst du ihr nicht wenigstens ein anständiges Begräbnis ausrichten?«
»Ich denke, sie lebt, Diakon.«
»Da schau, da kommt die Treckführerin. Sprich mit ihr.«
Mrs. Hendricks ritt ins Lager und trug ihre Ermattung und ihren Verlust
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