Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
sie ein. Der Mann lag da, keuchte seinen Schmerz hinaus und bemühte sich, seine Eingeweide drinnen zu behalten.
Valentine riss das Mikrofonkabel aus dem Funkgerät, ohne weiter auf den Soldaten des Verbogenen Kreuzes zu achten, der eben seinen letzten Atemzug hustete. Dann zog er den Stecker und durchtrennte die Stromleitung des Funkgeräts.
Das hin und her pendelnde Kabelende erinnerte ihn an etwas. Dieses Etwas hatte mit der Frau im Laborkittel zu tun, die er getötet hatte. Ein Gegenstand, den sie in der Hand gehalten hatte. Ein Tropf. Ein Tropf wie die, die über der Maschinenanlage in dem Raum hinter dem Untersuchungszimmer
gehangen hatten. Wozu brauchten Maschinen einen Tropf? Plötzlich fügte sich alles zusammen.
Valentine raste zurück in das Untersuchungszimmer und den angrenzenden Raum.
Zwölf überdimensionierte Metallsärge standen nebeneinander zu beiden Seiten des Raums. Das leise Summen elektrischer Energie strömte von ihnen aus. Ein Dreizehnter stand in dem freien Bereich zwischen den Sargreihen. Die Behälter waren breiter und tiefer als normale Särge und erinnerten Valentine mehr an die funktionsuntüchtigen Sonnenbänke, die er gesehen hatte, als er in einer Einkaufszeile der Alten Welt Unterschlupf gesucht hatte. An der Seite der Behältnisse sah er mysteriöse, nicht gekennzeichnete Knöpfe gleich neben flackernden Kontrolllampen.
Er zog die Metalltür hinter sich zu und verrammelte sie mit einem schwenkbaren Riegel, den er in eine Vorrichtung am Rahmen einrasten ließ.
Aus den Lichtern und den Geräuschen schloss Valentine, dass sieben der übergroßen Särge aktiv waren und funktionierten; jeder war außerdem mit einem Tropf verbunden, der an einem t-förmigen Infusionsständer hing. Valentine ging zu der summenden und blinkenden Anlage in der Mitte und umkreiste sie. Seine Ohren fingen das Geräusch von Wasser auf, das durch eine Art Rohrsystem strömte. Eine Tür, so groß wie die eines Wandschranks, befand sich auf der Oberseite der Särge.
Ohne zu wissen, was ihn erwartete, öffnete Valentine eine der Türen. Darunter, im Wasser treibend wie ein Stück Holz, lag ein sehr blasser, dürrer Mann mit einem ungepflegten Bart. Drähte waren mit kleinen fleischfarbenen Saugnäpfen überall an seinem Körper befestigt, besonders viele auf dem rasierten Schädel. Ein salziger und abstoßender Geruch stieg aus dem Miniaturpool herauf.
Die grünen Augen des Mannes öffneten sich mit einem Ausdruck der Verwunderung, und Valentine begegnete dem verwirrten Blick eines Menschen, der noch vor wenigen Augenblicken einen Schlächter animiert hatte. Wie viele Jahre diente er schon auf diese Weise? Wie viele Leute hatte sein Avatar unter seiner Kontrolle getötet? Kletterte er aus dem Becken und verspürte das Bedürfnis, seinen Opfern die Kehle herauszureißen wie der Mann vom Verbogenen Kreuz, den er in Chicago getroffen hatte, der eine ganze Woche im »Tank« gelegen hatte.
Das war der Grund, warum die Schlächter miteinander sprachen, wie Duvalier festgestellt hatte. Warum sie mit Gewehren töteten und Lebensauren vergeudeten. Das Verbogene Kreuz war eine Waffe, die das Gehirn menschlicher Soldaten mit den tödlichen Leibern der Schlächter kombinierte.
Valentine packte den Hals des Mannes und drückte ihn unter Wasser bis auf den Boden des Tanks. Der Meister vom Verbogenen Kreuz kämpfte gegen Valentines Griff, Muskeln, die tagelang nicht benutzt worden waren, ächzten unter der Anstrengung, und ein Sensor an seinem wassergefüllten Sarg fing an zu piepen. Der Mann hackte mit langen Fingernägeln nach Valentines Gesicht, und die Katze wandte den Kopf ab. Blasen stiegen auf. Schließlich hörte der Mann auf, um sich zu schlagen, und der Sensor fügte dem Piepton ein hohes Jaulen hinzu. Valentine betrachtete den Toten. Seine Elektroden hatten sich bei dem Kampf gelöst, und unter jeder sah er eine winzige Swastika.
Valentine schaltete das nervenaufreibende Überwachungsgerät ab. In der neuerlichen Stille schlug der Zusammenbruch, der jedem Kampf folgte, zu wie eine zu spät gezündete Bombe. Valentine erbrach sein Herzwurzel-Abendessen in das salzige Wasser des Tanks. Aber er hatte
noch zu tun. Er spülte sich den Mund mit einer Handvoll salzigem Wasser aus einem anderen Tank aus und spuckte es wieder hinein.
Bring es zu Ende.
Minuten später lagen sechs weitere Tote in ihren jeweiligen Tanks, die nun mit einer Blut-Salz-Lösung gefüllt waren. Irgendwo wanderten sechs verwirrte
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